Diese hat sich mit ihrer Tochtergesellschaft Rothmann & Cie. AG speziell auf die Plazierung Geschlossener Fonds für Mobilienleasing, Logistikimmobilien und den Lebensversicherungszweitmarkt konzentriert.

Finanzhaus Rothmann – Emissionsparameter
Zeichnungsfrist:  8. bis 17. November
Emissionspreis (Festpreisverfahren):  1,55 Euro
Erstnotiz:  23. November
MarketCap:  93 Mio. Euro
Marktsegment:  Geregelter Markt (General Standard)
Emissionsvolumen:  10 Mio. Aktien aus Kapitalerhöhung, 1 Mio. Aktien aus dem Besitz der Albis Leasing AG als Greenshoe
Konsortium:  VEM Aktienbank sowie Bankhaus Reuschel und DAB Bank als Selling Agents; Zeichnungsauftrage können bei der jeweiligen Hausbank erteilt werden, die diese an die VEM Aktienbank weiterleitet
Free Float: 18,3 % (nach Greenshoe)
Internet:  www.finanzhaus-rothmann.de

Im Markt ordnet sich Rothmann & Cie. selbst als nicht so stark vertriebsorientiert ein wie MLP und AWD, aber auch nicht so sehr auf Produkte ausgerichtet wie MPC und HCI. Das Unternehmen ist eigenen Angaben zufolge eher in der Mitte angesiedelt und hat dort eine lukrative Nische gefunden. Der Vertrieb erfolgt bei Rothmann & Cie. ausschließlich über ein breites Netz von zur Zeit 1.850 freien Finanzdienstleistern, die rundum betreut und individuell geschult werden. Das Weiterbildungsprogramm soll künftig noch ausgebaut und dann auch Dritten zugänglich gemacht werden. Rothmann & Cie. ist eine 100 %ige Tochtergesellschaft der Hamburger Finanzhaus Rothmann AG, die nun an die Börse gebracht werden soll, und bildet seit Jahren den Kern deren Geschäftstätigkeit – und dies durchaus erfolgreich: Von 2002 bis 2004 konnte der Umsatz von 20,4 Mio. Euro auf 36,1 Mio. Euro fast verdoppelt und das EBIT von 2,3 Mio. Euro auf 9,9 Mio. Euro sogar mehr als vervierfacht werden.

Wandel vom Emissions- zum Finanzhaus
Um die Abhängigkeit vom reinen Emissionsgeschäft zu verringern, wurden unter dem Dach der Finanzhaus Rothmann AG vor kurzem noch zwei weitere Segmente angesiedelt. Zum einen ist dies die FinanzDock AG, an der 70 % gehalten werden. Es handelt sich dabei um eine Internetplattform speziell für Finanzdienstleister, die auf diesem Weg Zugang zu einem umfassendem Angebot an Versicherungsprodukten, Investmentfonds, Geschlossenen Fonds und sonstigen Finanzprodukten erhalten und Vergleiche anstellen können. Dieses Angebot befindet sich noch im Aufbau, gewinnt aber bereits monatlich rund 200 Nutzer, die gegen ein monatliches Entgelt von 135 Euro auf die Inhalte und umfangreiche Produktvergleiche zugreifen können. Bis zum Jahresende werden voraussichtlich 2.000 zahlende Nutzer registriert sein. Bei dieser Zahl soll nach Angaben von Vorstand Rüdiger Wolff der operative Break Even erreicht werden.

Außerdem besteht eine Beteiligung von 50 % minus einer Aktie an der Bankhaus Hesse Newman & Co. AG, die noch nicht konsolidiert wird. Die restlichen Anteile hält bislang das Bankhaus Wölbern, die komplette Übernahme ist aber mit den Mitteln aus dem Börsengang zeitnah vorgesehen. Derzeit wird das Kreditinstitut noch in erster Linie genutzt, um freie Kundengelder zwischenzuparken und eine Abwanderung zur aggressiv werbenden Konkurrenz zu verhindern. Geplant ist aber, ebenfalls mit dem Emissionserlös, die Etablierung zusätzlicher Finanzdienstleistungen und sonstiger Bankprodukte, um das Angebot der Gruppe weiter zu komplettieren. Profitieren dürfte man dabei insbesondere von der  EU-Investment-Service-Direktive sowie der Versicherungsvermittler-Richtlinie. Diese fordern u.a. den Nachweis einer besonderen Qualifikation und den Nachweis einer Vermögensschadenshaftpflichtversicherung. Hesse Newman soll dabei insbesondere für den qualifizierten Vertrieb als eine Art „Haftungsdach“ dienen und die Vertriebspartner auf diese Weise an sich binden.

Die Transaktion
Der Börsengang erfolgt im Rahmen einer Kapitalerhöhung von 50 auf 60 Mio. Euro. Den Aktionären werden 10 Mio. Aktien angeboten, wobei die Aktionäre der bisherigen Alleingesellschafterin Albis Leasing ein Bezugsrecht im Verhältnis 5 zu 1 erhalten und auch Mitarbeiter und Partner bevorzugt behandelt werden sollen. Rund ein Viertel der neuen Aktien ist für diese Adressen vorgesehen. Im Falle einer Überzeichnung kann Albis außerdem aus ihrem Bestand zusätzlich 1 Mio. Aktien abgeben, wodurch sich ihr Anteil auf 81,7 % reduzieren würde. Für ihre restlichen Aktien wurde eine Lock-up-Frist von 12 Monaten vereinbart, so daß von dieser Seite nach dem Börsenstart kein Verkaufsdruck zu erwarten ist. Positiv ist auch zu werten, daß der Emissionserlös, abgesehen von der Mehrzuteilungsoption, ausschließlich dem Unternehmen zugute kommt.

Schwächen
Insgesamt scheint das Unternehmen drei vielversprechende Standbeine gefunden zu haben. Die derzeitige Umsatz- und Ertragsstruktur entspricht derzeit noch einem Produktentwickler und nicht einem Vertriebsunternehmen. Zudem wurde von unabhängigen Experten die Produktqualität bei Rothman & Cie. in der Vergangenheit eher kritisch gesehen. Als einziges in dieser schnellebigen Branche strebt das Unternehmen eine Notierung im General Standard an, muß damit also keine Quartalszahlen veröffentlichen und wird dies auch nicht tun.

Bewertung
Independet Research erwartet für 2006 einen Gewinn je Aktie von 0,11 Euro. Daraus errechnet sich ein KGV von 14. Für 2007 wird dann ein EPS-Anstieg um 45 % progonostiziert. Vorstand Rüdiger Wolff hat im Rahmen der Emissions-Pressekonferenz eine Dividendenrendite zwischen 3 und 6 % in Aussicht gestellt. Aufgrund der bisherigen Umsatzstruktur bietet sich ein Vergleich mit anderen Initiatoren Geschlossener Fonds an. Sowohl für HCI als auch Lloyd Fonds, die kürzlich im Prime Standard gestartet sind, wird ein 2006er KGV von ca. 8 erwartet. Die Dividendenrendite dürfte bei beiden Unternehmen, die zudem – im Gegensatz zu Rothmann auch Quartalszahlen veröffentlichen – dicht an die 10 %-Marke heranreichen.

Im Gegensatz zu den notierten Wettbewerbern konzentriert sich Rothmann ausschließlich auf den unabhängigen Finanzvertrieb. Von einer weiteren Regulierung des Marktes dürfte Rothmann daher überproportional profitieren. Auf der anderen Seite hat aber auch der Vertrieb über Banken in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen.

Ein Aufschlag für Rothmann erscheint einzig aufgrund der sehr stark wachsenden, 70 %igen Beteiligung an der FinanzDock AG gerechtfertigt. Eine Segmentberichterstattung ist im IPO-Research jedoch nicht zu finden. Ausgehend von 2.000 zahlenden Nutzern zum Jahresende 2005 und monatlich 200 neuen Nutzern (Quelle: Finanzhaus Rothmann) geht das GoingPublic Magazin im Jahresdurchschnitt 2006 von ca. 3.500 zahlenden Kunden aus. Diesen werden monatlich 135 Euro berechnet. Somit ergibt sich ein 2006er Umsatz von ca. 5,67 Mio. Euro für FinanzDock. Auf die 70 %ige Beteiligung entfallen daher ca. 4 Mio. Euro. Die Sparte dürfte folglich ca. 10 % zum Gesamtumsatz des Jahres 2006 beitragen.

Geschäftsentwicklung
Zahlenreihen Umsatz / EBIT / Jahresüberschuß
2003:   28,4 / 4,7 / 0*
2004:   25,3 / 6,0 / 0*
2005e: 43,6 / 11,4 / 6,8
2006e: 55,6 / 11,3 / 6,8
Quelle: Independent Research; Angaben in Mio. Euro
*) Gewinnabführungsvertrag mit der Albis Leasing AG bis 2004

§ 15 b EStG vorgestern gestoppt
Das (alte) Kabinett hat überraschend in der Sitzung vom 8. November den Verlustausgleich für Beteiligungsangebote beendet. Dieser gilt nur noch, wenn der Steuerpflichtige bis heute dem Beteiligungsangebot beitritt. Dies bedeutet das Aus für die reinen Steuersparfonds. Doch hiervon sind nicht alle Fonds, sondern vorwiegend Medien- und New Energy-Fonds betroffen.

Das Unternehmen hat heute hierzu folgende Stellungsnahme veröffentlicht: „…Das Finanzhaus Rothmann hat sich frühzeitig auf die Gesetzesänderung eingestellt. Die beiden Produktlinien LogisFonds und TrustFonds sind von der aktuellen Entwicklung nicht betroffen. Bei den Fonds der Produktlinie LeaseFonds ist die Gesetzesvorlage in den Prospekten entsprechend antizipiert worden, so daß der Vertrieb uneingeschränkt weitergehen kann und das Gesamtjahr 2005 wie geplant im Vergleich zum Vorjahr positiv verlaufen sollte…“

Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, lehnte heute der noch amtierende Umweltminister Jürgen Trittin (Büdnis 90/Grüne) den von Eichel eingebrachten Gesetzentwurf ab. Die Verwirrung in der Branche ist damit perfekt.

Fazit:
Insbesondere das Internetportal FinanzDock verspricht hohe Wachstumsraten. Die Beteiligung rechtfertigt daher einen Aufschlag gegenüber der Peer Group. Die beiden kurzfristig akquirierten Segmente FinanzDock und Hesse Newman müssen jedoch erst noch beweisen, daß sie die Abhängigkeit vom provisionsabhängigen Emissionsgeschäft tatsächlich signifikant reduzieren können. Insgesamt spiegelt der hohe Bewertungsaufschlag gegenüber HCI und Lloyd Fonds nicht die tatsächliche Erlösstruktur des Unternehmens wider. Eine Zeichnung drängt sich daher nicht auf.


Christian Schiffmacher

Autor/Autorin