Mit seinen Maschinen und Anlagen insbesondere für die Getränkeindustrie hat der Krones-Konzern seine Position als Weltmarktführer in den letzten Jahren kontinuierlich ausbauen können. Inzwischen erzielt das MDAX-Unternehmen über 90% seiner Erlöse außerhalb Deutschlands. Nach einem Rekordumsatz von über 2,8 Mrd. EUR im letzten Geschäftsjahr strebt der Vorstand für 2014 einen weiteren Zuwachs um 4% an. Wir sprachen mit Finanzvorstand Christoph Klenk über das aktuelle Stimmungsbild in der Branche und die Lage in den Schwellenländern.

GoingPublic: Herr Klenk, das Umfeld für den Maschinen- und Anlagenbau zeigt sich schon länger von einer sehr robusten Seite. Ist das auch Ihr Eindruck aus dem operativen Geschäft?

Klenk: Gestatten sie mir zunächst eine Vorbemerkung: Krones unterscheidet sich in einigen Punkten doch vom typischen mittelständischen Maschinen- oder Anlagenbauer. Unser Geschäft hängt beispielsweise stärker am Endkonsumenten, was sich letztlich im Bestellverhalten unserer Kunden niederschlägt. Sowohl im Auf- als auch im Abschwung weist unser Auftragseingang für gewöhnlich eine geringere Schwankungsbreite auf. Aus diesem Grund bin ich verhalten optimistisch für das laufende Jahr, wobei man natürlich gewisse Entwicklungen sehr genau beobachten muss. Die Situation in der Ukraine oder der neu entfachte Konflikt im Irak gehören sicherlich dazu.

GoingPublic: Von welchen Trends gehen die größten Wachstumsimpulse in Ihrer Branche aus?

Christoph Klenk, CFO, Krones AG
Christoph Klenk, CFO, Krones AG

Klenk: Bei den Wachstumstreibern gilt, zwischen den Schwellenländern und den reifen Märkten wie den USA oder Europa zu unterscheiden. In vielen Regionen Asiens, Afrikas und Südamerikas treibt das Bevölkerungswachstum und die Urbanisierung die Nachfrage an. So ändern sich die Trinkgewohnheiten der Menschen, wenn sie vom Land in die Stadt ziehen. Menschen, die in die Stadt ziehen, haben normalerweise viel weniger Zeit, sich den Tee zu Hause zuzubereiten. Worauf unsere Kunden wiederum mit ihrem Angebot an abgefüllten Produkten reagieren müssen. In China werden beispielsweise inzwischen erhebliche Mengen kalten Tees abgefüllt und wir müssen sicherstellen, dass unsere Anlagen die geforderten Standards an Haltbarkeit und Geschmack erfüllen. In den Industrienationen bleibt die Diversifikation des Getränkeangebots ein wichtiger Trend. Heute hat man als Konsument im Supermarkt die Wahl zwischen zig verschiedenen Sorten ein- und desselben Getränks in unterschiedlichen Verpackungen. Diese Breite erfordert eine hohe Flexibilität von den Herstellern, die wir mit besonders effizienten Maschinen zu bedienen versuchen.

GoingPublic: Welches Stimmungsbild zeigt sich aktuell in den Schwellenländern? Hat sich dort etwas seit dem Ausbruch des Ukraine-Russland-Konflikts verschoben?

Klenk: Die wirtschaftliche Lage scheint insgesamt robust. Bislang spüren wir auch noch keine negativen Folgen der Ukraine-Krise. Wir sind im Übrigen schon sehr lange in vielen Regionen der Welt tätig. So haben wir beispielsweise unsere erste Maschine nach Japan bereits 1961 ausgeliefert. Zuletzt sind wir gut und ohne größere Probleme durch den „arabischen Frühling“ gekommen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Krones mit kleineren Krisen auf der Welt umgehen kann.

GoingPublic: Werden sich die Gewichte zwischen Industrienationen und Schwellenländer in den kommenden Jahren weiter verschieben?

Klenk: Für unser ohnehin sehr internationales Geschäft sehe ich keine gravierenden Veränderungen, allenfalls eine leichte Verschiebung zugunsten der Emerging Markets. Dort ist weiterhin eine höhere Wachstumsdynamik zu beobachten. In Afrika, wo die Kaufkraft der Bevölkerung in vielen Ländern spürbar zunimmt, erzielen wir inzwischen ebenfalls zufriedenstellende Umsätze bei steigender Nachfrage. Auf mittlere Sicht dürfte auch die Bedeutung des Aftermarket-Geschäfts in diesen Regionen zunehmen.

GoingPublic: Mit einem Exportanteil von über 90% ist Krones ein echter Global Player. Was waren zuletzt die gemessen am Umsatz wichtigsten Absatzmärkte?

Klenk: Wir machen heute rund 60% unseres Geschäfts in den Schwellenländern. Auf Asien entfallen gut 20%, wobei wiederum die Hälfte den chinesischen Markt betrifft. Der Anteil von Südamerika schwankt zwischen 10 und 13%. In Afrika und dem Nahen Osten sind es ähnlich hohe Umsätze. In Nordamerika erzielen wir schon seit Jahren recht stabil zwischen 10 und 11% unseres Konzernumsatzes. Hier sehen wir bislang aber keine nennenswerten Neuinvestitionen, da auch die installierte Basis schon recht groß ist. Für die meist global tätigen Getränkehersteller sind aus den genannten Gründen die Schwellenländer derzeit sicherlich interessanter.

GoingPublic: Für das laufende Geschäftsjahr stellen Sie einen Umsatzanstieg von 4% in Aussicht. Auch die Vorsteuermarge soll sich weiter verbessern. Liegen Sie kurz vor Ende des Halbjahres auf Kurs?

Klenk: Wir sind bislang plankonform unterwegs, auch weil wir solche Krisen wie die in der Ukraine oder im Irak in gewissem Maß in unsere Überlegungen miteinbeziehen. Insofern werden wir nur selten wirklich auf dem falschen Fuß erwischt. Ich sehe aktuell keinen Grund, von unserem doch sehr konkret formulierten Ausblick abzurücken. Sowohl für die in Aussicht gestellte Marge als auch für den Umsatz bin ich recht zuversichtlich.

GoingPublic: Was könnte am Ende dazu führen, dass Sie Ihre Ziele übertreffen oder – im Worst Case – vielleicht doch noch verfehlen?

Klenk: Was die Negativseite anbelangt, so würde uns eine Eskalation der erwähnten Krisen sicherlich mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung treffen. Sanktionen gegen Russland könnten dafür ein Auslöser sein. Auf der anderen Seite sehe ich kein einzelnes Ereignis, das zu einem Übertreffen der Planung führen könnte. Großaufträge in einem Volumen zwischen 30 und 50 Mio. EUR sind sicherlich immer möglich, doch weil zwischen Eingang und Auslieferung in aller Regel neun bis achtzehn Monate vergehen, wären diese eher für das nächste Jahr relevant. Die Planungen hierfür beginnen bereits im September.

GoingPublic: Herr Klenk, wir bedanken uns vielmals für das aufschlussreiche Gespräch!

Das Interview führte Marcus Wessel

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