Dr. Marc Feiler, Justiziar und Mitglied der Geschäftsleitung der Bayerischen Börse AG, München.
Dr. Marc Feiler, Justiziar und Mitglied der
Geschäftsleitung der Bayerischen Börse
AG, München.

Familienunternehmen und Börse – darin sehen viele einen Widerspruch: Eine langfristige, nachhaltige und mitarbeiterfreundliche Grundausrichtung auf der einen, eine auf den kurzfristigen Erfolg und größtmögliche Gewinnmaximierung ausgerichtete Unternehmenspolitik auf der anderen Seite, so lauten die (Vor-)Urteile dazu. Anders ausgedrückt: Stakeholder-Value- gegen Shareholder-Value-Ansatz. Dass man diese beiden konträren Ausprägungen durchaus kongenial miteinander verbinden kann, zeigt die Unternehmensform des börsennotierten Familienunternehmens. Und der Erfolg – für Unternehmen wie Aktionäre – gibt ihnen Recht

Dass die Definition Familienunternehmen vielschichtig ist, beweisen die Indizes, die die Performance dieser Unternehmen an der Börse belegen sollen, genauso wie die Unternehmen, die darin geführt werden. Das reicht in Deutschland von BMW, Fielmann, Henkel, Merck, Wacker Chemie bis Zalando. Die bekanntesten Indizes sind der Daxplus Family Index und der German Entrepreneurial Index (GEX) der Deutschen Börse sowie der von Hauck & Aufhäuser, Baader Bank und Börse München erhobene Hafix.

Outperformance
Während der Daxplus Family Index insgesamt 118 Unternehmen aus Deutschland und der Welt umfasst, beschränkt sich der Daxplus Family30 auf die größten und liquidesten. Familienunternehmen sind nach Definition der Deutschen Börse dabei alle Unternehmen, bei denen mindestens 25% der Gesellschaft im Besitz der Gründerfamilie sind oder diese mindestens 5% der Stimmrechte hält und im Vorstand oder Aufsichtsrat sitzt. Das trifft dann auf Asian Bamboo genauso zu wie etwa auf Bastei Lübbe, ISRA Vision oder Zhong De Waste Technology. In den vergangenen zehn Jahren entwickelte sich der Daxplus Family30 mit einer Performance von etwa 85% deutlich besser als der Dax mit etwa 47%. Der GEX beschränkt sich auf Unternehmen, die noch keine zehn Jahre an der Börse sind. Die Gesellschaften sollen von ihren Eigentürmern als Vorstand oder im Aufsichtsrat geführt werden oder die Familien besitzen mindesten zwischen 25 und 75% der Stimmrechte. In den vergangenen drei Jahren schlugen diese Börsen-Newcomer den Dax mit einer Performance von fast 113% ebenfalls deutlich. Auch der Hafix Deutschland outperformte in diesem Zeitraum den Dax, allerdings „nur“ um 65%. Im Hafix muss ein privater Großaktionär mindestens die Sperrminorität innehaben und über die Organe der Gesellschaft Einfluss auf die strategische Ausrichtung ausüben. Damit haben börsennotierte Familiengesellschaften ganz offensichtlich besser abgeschnitten als andere Börsenunternehmen.

Family Power
Das Thema Familienunternehmen und Börse ist jenseits der Indizes der DAX-Familie gleichermaßen spannend. So erfreuen sich auch mittelständische Familienbetriebe an der Börse großer Beliebtheit, wie die zahlreichen familien- oder gründerdominierten Unternehmen im Mittelstandssegment m:access der Börse München belegen. Die Börse München bietet damit ein Börsensegment an, in das auch kleinere und mittlere Familienunternehmen mit überschaubarem Aufwand kommen können, und dort ihre (Mit-)Investoren finden.

Aber was macht den Erfolg dieser Unternehmen tatsächlich aus, welche Anforderungen stellt die Börsennotierung, die gerade auch Familienunternehmen Vorteile bietet? Da wäre an erster Stelle die erhöhte Transparenz zu nennen. Transparenz bedeutet, dass die Unternehmen frühzeitig und offen für und mit ihren Aktionären und dem Umfeld kommunizieren. Das ist nicht nur eine gesetzliche Pflicht, das dient auch einer erhöhten Wahrnehmung und schafft Vertrauen – nicht nur bei den Aktionären sondern auch bei Kunden, Lieferanten, bestehenden und potenziellen Mitarbeitern. Hochqualifiziertes, externes Führungspersonal lässt sich in eine börsennotierte Aktiengesellschaft oftmals besser einbinden. Manager vermuten höhere Aufstiegschancen als in einem privaten Familienunternehmen.