Beständigkeit trifft kurze Produktions- und Innovationszyklen. Das geht nie gut? Doch – und das schon seit über einem Vierteljahrhundert. Vor mehr als 25 Jahren gründete Ulrich Dietz im Schwarzwald den IT-Dienstleister GFT Technologies. Was als kleines Start-up begann, hat sich mittlerweile zu einem international tätigen Unternehmen gemausert.

Der gebürtige Pforzheimer Ulrich Dietz gründete 1987 das IT-Unternehmen GFT in St. Georgen im Schwarzwald. Von da an ging es Schlag auf Schlag: Nur drei Jahre später brachten die Schwarzwälder mit GRIT, einer Entwicklungsebene für grafische Oberflächen, das erste eigene Produkt auf den Markt. Es folgten weitere e-Commerce-Anwendungen für das Internet. Aber nicht nur die Produktpalette wuchs, auch weitere Niederlassungen im In- und Ausland kamen hinzu.

Schritt aufs Parkett

Anders als andere alteingesessene Familienunternehmer aus Baden-Württemberg wagte Dietz mit GFT dann 1999 den Schritt aufs Börsenparkett und öffnete sich so dem Kapitalmarkt. Dies sei ein wichtiger Schritt für das Unternehmen gewesen, erklärt Dietz im Interview mit dem GoingPublic Magazin (siehe Kasten). Das Unternehmen konnte so durch weiteres Eigenkapital ausgestattet werden, um das Wachstum zu finanzieren. Zudem bestimmten die langfristige Denkweise, solide Finanzen, die Fürsorge für die Mitarbeiter sowie die Familie als Ankeraktionär den langfristigen Erfolg des IT-Dienstleisters mit, so Dietz weiter, der in der Kombination Familienunternehmen und Kapitalmarkt ganz und gar keinen Widerspruch erkennen mag.

Der Erfolg gibt dem Gründer recht, schließlich musste er das Unternehmen durch zwei harte IT-Krisen – Anfang der 1990er und zu Beginn dieses Jahrtausends – lenken, die ihn beinahe in den Konkurs getrieben hätten: Diese Aufgaben hat Dietz mit Bravour gemeistert, wuchs der IT-Dienstleister doch ständig weiter. Bis 2003 baute GFT ein internationales Produktionsmodell mit Software-Entwicklungszentren neben Deutschland auch in Spanien, Ungarn und Indien auf. 2005 erfolgte dann der Sprung nach Nord- und Südamerika.

Heute gliedert sich die GFT-Gruppe in die zwei Geschäftsbereiche GFT und emagine. Während GFT IT-Lösungen mit besonderem Fokus auf Finanzdienstleistungen konzipiert und realisiert, unterstützt emagine Unternehmen dabei, verschiedene IT-Projekte mit den richtigen Spezialisten zu besetzen. Mittlerweile ist die GFT-Gruppe an 32 Standorten in acht Ländern vertreten. In über 30 Ländern werden die IT-Lösungen des baden-württembergischen Unternehmens eingesetzt. Rund 2.000 festangestellte Mitarbeiter sowie 1.000 Freiberufler sind für das Familienunternehmen tätig.

2012 erwirtschaftete GFT einen Umsatz von 230 Mio. EUR. Dieser lag zwar rund 15% unter dem Vorjahresniveau, was aber auf die planmäßige Reduzierung des margenschwachen Third-Party-Management-Geschäfts zurückzuführen ist. Beim EBT legte GFT hingegen um 10% von 11 Mio. auf 12,1 Mio. EUR zu. Unterm Strich lag das Ergebnis mit 8,3 Mio. EUR auf Vorjahresniveau.

Fazit

Kaum eine Branche verändert sich so schnell wie die der Informationstechnologie. Innerhalb der 25 Jahre seit Unternehmensgründung musste sich auch GFT ständig verändern, um immer up-to-date zu sein. Wie GFT zeigt, stoßen sich die Beständigkeit eines Familienunternehmens und kurze Innovationszyklen der IT-Branche keineswegs ab, schließlich ist nichts ist so beständig wie der Wandel.

Maximiliane Worch

„Der Börsengang war ein wichtiger Schritt“

Interview mit Ulrich Dietz, CEO, GFT Technologies AG

 

Ulrich Dietz - GFT, Vorstandsvorsitzender
Ulrich Dietz – GFT, Vorstandsvorsitzender

GoingPublic: Herr Dietz, GFT ist ein international tätiges Unternehmen. Welche Rolle spielen hierbei die Strukturen und Charakteristika eines Familienunternehmens?
Dietz: Charakteristika eines Familienunternehmens sind die langfristige Denkweise, solide Finanzen und die Fürsorge für die Mitarbeiter. Alle drei Faktoren sind bei GFT wesentliche Bestandteile der Unternehmensphilosophie. Unser gemeinsames Ziel ist es, GFT Schritt für Schritt zu einem Unternehmen aufzubauen, das zur Weltspitze gehört. Dabei sind uns eine solide Bilanzstruktur und motivierte Mitarbeiter besonders wichtig. Als börsennotiertes Familienunternehmen sind wir allen Aktionären verpflichtet. Wir stellen uns dem internationalen Wettbewerb auch auf dem Kapitalmarkt. Das schafft Transparenz und fördert den Sportsgeist. Andererseits bewahrt die Familie als starker Ankeraktionär das Unternehmen vor feindlichen Übernahmen und bestimmt die langfristige Strategie des Unternehmens wesentlich mit.

GoingPublic: Seit 1999 ist GFT an der Börse. Was führte Sie als Familienunternehmen zu dieser Entscheidung? Welche positiven und negativen Effekte würden Sie diesem Schritt rückblickend zuschreiben?
Dietz: GFT im Jahr 1999 an die Börse zu bringen war ein richtiger Schritt. Wir konnten das Unternehmen mit zusätzlichem Eigenkapital ausstatten und unser Wachstum solide finanziert bewältigen. Börsennotierte Unternehmen unterliegen einer schärferen Kontrolle und Aufsicht durch Finanzbehörden und der Öffentlichkeit. Dies kostet Geld und ist mitunter auch sehr mühsam. Die durch die Börsennotierung notwendige Disziplin hat aber dazu beigetragen, dass sich GFT zu einem finanzstarken und transparent geführten Unternehmen entwickelt hat.

GoingPublic: Soll GFT auch künftig ein Familienunternehmen bleiben?
Dietz: GFT wird die heutige Struktur auch künftig beibehalten. Diese hat sich für alle Aktionäre bewährt. Für die Familie ist das Investment nach wie vor interessant. Die Ziele, Werte und Motivation haben sich seit Gründung und seit dem Börsengang nicht geändert.

GoingPublic: Herr Dietz, vielen Dank für die interessanten Einblicke.

Das Interview führte Maximiliane Worch.

Dieser Artikel ist ursprünglich in der GoingPublic Ausgabe 1/2014 erschienen.

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