Das Unternehmen
EquityStory ist nach der Übernahme der DGAP Deutsche Gesellschaft für Ad-hoc-Publizität mbH (DGAP) mit Wirkung zum 9. Dezember 2005 Marktführer bei der Verbreitung der Pflichtmitteilungen in Deutschland. Die Münchner bieten zudem Dienstleistungen rund um Audio- und Videoübertragungen, Investorenveranstaltungen sowie Online-Finanzberichte. Ferner betreibt EquityStory ausgelagerte IR-Websites, z.B. für die Deutsche Postbank. Mit einem Anteil von ca. 70 % ist die übernommene DGAP Marktführer bei der Verbreitung von Pflichtmitteilungen notierter Unternehmen in Deutschland. Der Firmensitz der DGAP wurde inzwischen zur EquityStory nach München verlegt und die IT-Systeme Ende Januar zusammengeschaltet.

Das Leistungsspektrum umfaßt neben den Ad hoc-Meldungen auch den Versand von Corporate News sowie Dienstleistungen rund um Directors’ Dealings, Exchange Reporting System sowie das Portal Compliance Officer. Wachstumspotential verspricht sich CEO Achim Weick insbesondere von der neuen Plattform „IR.Cockpit“, wie er im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin erläuterte. Zu diesem Portal haben die IR-Manager wie gewohnt sowohl über die Websites der DGAP wie auch EquityStory Zugriff. Hierbei ergibt sich laut Weick hohes Cross-Selling-Potential bei den ehemaligen DGAP-Kunden. Denn während diesen bislang nur der Pflichtbereich angeboten wurde, umfaßt das Leistungsspektrum von EquityStory auch zusätzliche Elemente wie z.B. Kontaktmanager, Exchange Reporting System und weitere Services. So erzielte die DGAP bislang einen Umsatz von ca. 2.000 Euro pro Kunde, EquityStory erreichte hingegen rund 6.000 Euro. Von den 650 bisherigen DGAP-Kunden verspricht sich Weick ein rechnerisches Umsatzpotential von ca. 2,6 Mio. Euro.

Markt im Umbruch
Der Markt der Nachrichtendienstleister ist deutlich in Bewegung. Dies wird durch die für 2007 anstehende Umsetzung der EU-Transparenzrichtlinie noch verstärkt, die die Berichtspflichten von Emittenten neu regelt. Zudem dürften die Nachrichten mittelfristig auch international verbreitet werden. Anfang des Jahres wurde der Nachrichtendienstleister Business Wire von Berkshire Hathaway, der Gesellschaft von Warren Buffett, übernommen. Wachstumspotential sieht Weick auch in „weniger entwickelten Märkten“.

Geschäftsentwicklung – EquityStory AG

2004

2005 (Pro-forma)

2006e

2007e

Umsatz

1,16

3,92

4,38

5,68

EBIT

0,1

0,17

1,0

1,6

Jahresüberschuß

0,1

0,13

0,85

0,89

EpS

0,12

0,72

0,75

Angaben bis auf EPS in Mio. Euro; Quelle: Midas Research

Bewertung
Als Peer Group-Unternehmen bietet sich am ehesten die australische Computershare-Gruppe an. Diese ist mit weltweit rund 10.000 Mitarbeitern das größte Unternehmen im Bereich Aktionärskommunikation, Aktienregister und Mitarbeiterbeteiligungsprogramme. Das Unternehmen weist eine Marktkapitalisierung von umgerechnet über 3 Mrd. US-$ auf und ist bei einem aktuellen Kurs von 7,80 Aus-$ und einem geschätzten 2007er Gewinn von 0,39 Aus-$  (Quelle: Deutsche Bank-Research, Sydney) mit einem KGV von 20 bewertet. Finanzportale wie Onvista oder wallstreet online sind hingegen als Vergleichsunternehmen weniger geeignet, da deren Erlösströme vorwiegend aus der Online-Werbung stammen und damit eine deutlich höhere Abhängigkeit von der Börsenentwicklung aufweisen.

Im vergangenen Jahr wurde das pro-Forma-Ergebnis von EquityStory in Höhe von 130.000 Euro durch außerordentliche Faktoren um ca. 350.000 Euro belastet. Dies insbesondere durch Abfindungen für 11 von 14 ehemaligen DGAP-Mitarbeitern, die nicht mit nach München umgezogen sind, sowie für Due Diligence-Berater. Im laufenden Jahr wird das Ergebnis lediglich noch durch den Umzug (Räumlichkeiten und IT) beeinflußt. Künftig sollen jedoch Synergien im Bereich von ca. 0,8 Mio. Euro p.a. zum Tragen kommen, was durchaus plausibel erscheint.

Mittelfristig dürften Wachstumsraten von ca. 20 bis 30 % realistisch sein. 2006 könnte das Wachstum jedoch niedriger ausfallen, da die DGAP-Integration und der Börsengang Managementkapazitäten gebunden hat. Entsprechend weniger Zeit konnte nach Angaben des Managements für die Kundengewinnung eingesetzt werden. Bei einem erwarteten Gewinn von 0,75 Euro je Aktie für 2007 ist EquityStory, ebenso wie Computershare, mit einem KGV von 20 bewertet, verfügt aber über höheres Wachstumspotential, z.B. wenn man an die Erschließung neuer europäischer Märkte denkt.

Plazierungsstruktur
Plaziert werden beim IPO 108.180 Aktien zum Festpreis von 15,30 Euro, die allesamt aus einer Kapitalerhöhung stammen. 16.227 Aktien werden als Greenshoe von CEO Achim Weick zur Verfügung gestellt. Die Transaktion wird von der VEM Aktienbank begleitet, die comdirect bank fungiert als Selling Agent. Die VEM Aktienbank nimmt dabei lediglich Zeichnungsaufträge von institutionellen Investoren entgegen, während Privatanleger bei der comdirect bank ordern können. Bei einem Emissionsvolumen von lediglich 1,9 Mio. Euro erscheint die Chance auf eine Zuteilung jedoch gering.

Fazit
Mit der EquityStory AG steht das IPO eines interessanten IR-Dienstleisters an, der im Bereich Meldepflichten kaum von der Börsenentwicklung abhängig ist. Die Integration der DGAP verspricht zudem hohe Synergiepotentiale. Die Bewertung erscheint angesichts der Wachstumsperspektiven sowie von Haus aus eher konservativ angesetzter Prognosen angemessen. Eine Zeichnung dürfte sich für langfristig orientierte Anleger auszahlen, auch wenn kurzfristig keine hohen Zeichnungsgewinne zu erwarten sind.

Christian Schiffmacher

EquityStory AG – Emissionsparameter

WKN 549 416
Emissionspreis (Festpreis-Verfahren) 15,30 Euro
Zeichnungsfrist 31. Mai bis 7. Juni 2006
Erstnotiz 8. Juni
Marktsegment Open Market (Entry Standard)
Emissionsvolumen 1,9 Mio. Euro (124.407 Aktien)
MarketCap 18,2 Mio. Euro
Konsortium VEM Aktienbank (Lead), comdirect bank (Selling Agent)
Free Float 40 % (nach Greenshoe)*
Internet www.equitystory.de

*) nach Definition der Deutschen Börse AG werden alle Aktionäre, die weniger als 5 % halten, zum Free Float gerechnet. Beim IPO werden jedoch lediglich 10,5 % des Grundkapitals plaziert.

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