Viel jünger als das Meer sind die Wellen der Biotech-Aktiencharts, ausgelöst durch unterschiedliche Ereignisse. Genentech legte 1980 durch den Gang an die Nasdaq als erstes börsennotiertes Biotech-Unternehmen den Grundstein für den Aufschwung der Branche. Dem anfänglichen Boom folgte der Kursabsturz, als einige Unternehmen mit ihrem einzigen Wirkstoff scheiterten. Auf der Schwelle zum neuen Jahrtausend, führt die Entschlüsselung des menschlichen Genoms zu einer wahren Biotech-Euphorie, bis eine Aussage von US-Präsident Clinton die Kurse purzeln ließ. Der momentane Aufschwung lebt sicher auch von der öffentlichen Präsenz der jungen Branche. Ein besonderes Medienereignis war der Anfang September veranstaltete „Weltkongress Biotechnology 2000“ in Berlin. Von Fachblättern bis hin zur Boulevardpresse ist das Interesse an der Biotechnologie entfacht. Schnell raten selbsternannte Börsengurus zum Erwerb bestimmter Aktien. Gutgläubige Anleger vertrauen oftmals den Empfehlungen und handeln danach. Oft fallen die Ersparnisse jedoch in kürzester Zeit dem sinkenden Börsenkurs zum Opfer. Es ist nicht so einfach, sich durch die Biotech-Wogen an der Börse auf der Basis fundierten Wissens zu kämpfen, aber der Aufwand lohnt sich: Qualität setzt sich durch.

Der Biotech-Boom sorgt für Börsengänge vieler junger Unternehmen. Einige Präparate in klinischen Tests könnten durchaus Umsätze in Millionen- oder gar Milliardenhöhe ermöglichen, die sogenannten Blockbuster. Eine Investition in die „richtigen Aktien“ bedeutet für die Anleger hohe Kursgewinne. Aber Vorsicht! Wer einen Berg erklimmt, hat auch immer den Abgrund neben sich. So schnell, wie die Kurse fundamental unbegründet steigen, können sie auch wieder fallen. Eine große Gefahr in der Biotechnologie liegt in den klinischen Studien. Gibt es keine ausreichenden finanziellen Mittel zur weiteren Erforschung mehr, muß das Projekt abgebrochen werden. Die Möglichkeit eines hohen Gewinns steht dem Ausfallrisiko gegenüber. Unternehmen, die Präparate gegen Krebs, Immunschwächen oder andere Krankheiten erforschen, ziehen im Moment große Aufmerksamkeit auf sich. Die grüne Biotechnologie, die beispielsweise für ausreichende Nahrungsvorräte trotz wachsender Weltbevölkerung sorgen soll, führt bisweilen ein Schattendasein. Durch die an den Bedürfnissen des Endverbrauchers vorbeizielende „Gen-Tomate“, sind die Menschen nicht davon zu überzeugen, daß gentechnisch veränderte Nahrungsmittel auch einen positiven Nutzen für den Organismus haben können. Das Essen einer Banane erspart vielleicht schon bald die Impfung durch die Spritze und die Nahrung wird so vitaminreich, das zusätzliche chemisch-synthetische Produkte nicht mehr benötigt werden. Die Resistenz vieler Kulturpflanzen gegen natürliche Umwelteinflüsse würde einen Anbau auf bisher nicht nutzbaren Flächen ermöglichen. Wenn die Mauer aus Unwissenheit und Mißtrauen durchbrochen ist, werden auch „grüne“ Biotech-Unternehmen an die Börse stürmen. Es wird sich zeigen, welche Unternehmen durch ihre innovativen Produkte am Markt überzeugen und erfolgreich am Neuen Markt bestehen können. Zukünftig werden für Investoren die Möglichkeiten steigen, aus den Aktien einer wachsenden Zahl von Biotech-Gesellschaften auszuwählen, die in sehr unterschiedlichen Technologien tätig sein werden. Durch das zunehmende Angebot, steigt der Wettbewerb. Ein gut überlegter und gezielter Aktienkauf, auf Basis fundierter Informationen, kann dann nicht nur den nächsten Urlaub in der Karibik, sondern vielleicht auch die Verwirklichung des Traums von einer eigenen Yacht ermöglichen.

Mehr zu  diesem Thema lesen Sie in der am Samstag, den 16.09.2000 erscheinenden Ausgabe 10/00 des GoingPublic Magazins.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

Autor/Autorin