Internationaler Kapitalmarkt und Börse, man weiß es, sind nicht eben herausragende Orte ethischer Kompetenz, sozialer Fairness und moralischer Untadeligkeit. Doch das Stück, das gerade um die Regulierung oder wenigstens um verbesserte Transparenz bei Hedgefonds auf der Weltbühne gegeben wird, ist eine besonders verwunderliche Story. Harold Pinter hätte ein Stück nicht absurder anlegen können.

Die Sicherheit der internationalen Kapitalmärkte ist ein hohes Gut. Nach einigen Schieflagen vor allem angelsächsicher Kreditinstitute wurde auf Druck besonders der USA international ein System ersonnen, das hierzulande unter dem Schlagwort Basel II angekommen ist. Ratings, detaillierte Risikoanalysen, risikoabhängige Zinsstruktur, verbesserte Innenrevision und erweiterte Berichtspflichten nach außen sind nur einige Schlagworte dessen, was man auch Bankenbürokratie nennen könnte.

Dass nun gerade aus dem angelsächsischen Raum jegliche Kontrolle von Hedgefonds blockiert wird, ist vor diesem Hintergrund fast unglaublich. Es ist die alte Geschichte: Hast Du 50.000 Euro Schulden, hast Du das Problem. Hast Du 50 Mrd. Euro Schulden, hat die Bank das Problem – und die Schuldner offenbar mehr Macht und Einfluss, als ihnen zusteht. Während der Handwerker oder Mittelständler bisweilen selbst unterjährig Zwischenberichte bei der Bank einreichen muss, werden Milliarden ohne jede Kontrolle ge- und verliehen und um den Globus verschoben. Dass das Geld genutzt wird, um Betriebe aufzukaufen und unter Umständen mit allen Härten zu zerschlagen – wie es SPD-Chef Kurt Beck in seiner G8-Kritik bemängelte – kann dabei freilich kein Kriterium sein.

Kein Zweifel: Steigen die Zinsen weiter, könnte es für einige Hedgefonds eng werden, wenngleich Genaues freilich nicht bekannt ist. Denn sie stehen mehr als alle anderen Player auf dem Kapitalmarkt unter Renditezwang. Und Rendite gibt es nun mal nicht ohne Risiko. Und hohe Rendite nicht ohne hohes Risiko. Kippt ein milliardenschwerer Fonds, droht ein Domino en gros. Warum aber sperren sich die USA und das Vereinte Königreich so vehement gegen Mindestregeln bei Hedgefonds, nachdem sie bei den Banken sehr stark auf mehr Kontrolle gedrängt hatten? Wird hier Verhandlungsmasse angespart, um bei Klimafragen oder anderen Streitpunkten etwas hergeben zu können? Oder ist Politik noch beeinflussbarer, um das Wort von der Käuflichkeit zu vermeiden, als man es wahrhaben möchte?

Wer hat eigentlich welche Risiken in den Büchern? Auch für einschlägig, z.B. im Bankenbereich, investierte Anleger wäre das eine nette Information, die aber eben nicht zu erhalten ist. In der Vergangenheit  waren eine Allianz oder Deutsche Bank dem hiesigen Anleger so etwas wie ein Witwen- und Waisenpapier. Das ist passé. Heute sind jegliche Kapitaltitel wegen der Volatilitäten an den Aktienmärkten ohnehin ziemlich spekulativ. Hinzu kommt nun das Risiko eines erheblichen Wertberichtigungsbedarfs, sollten Hedgefondskredite notleidend werden.

Stefan Preuß

Autor/Autorin