Horst Dufner, Projektleiter Intersolar Europe, Solar Promotion GmbH

In den Ländern der MENA-Region (Naher Osten und Nordafrika) zeichnet sich ein Trend hin zur Energiegewinnung aus Sonnenkraft ab: Bis 2015 dürfte der Markt für Photovoltaik (PV) und solarthermische Kraftwerke dort 3,5 GW erreichen. Die größten Investitionen in PV- und solarthermische Anlagen sollen in Saudi-Arabien und der Türkei getätigt werden. Aber auch in Ägypten und Marokko findet ein Umdenken statt – weg von fossilen Brennstoffen hin zur Solarenergie.

Eine Studie der GTM Research, Boston, begründet die Entwicklung mit der hohen Sonneneinstrahlung und dem steigenden Strombedarf in der Region durch das zunehmende Bevölkerungswachstum. Bis 2017 soll der Ausbau der Solarenergie in der MENA-Region sogar insgesamt 10 GW übersteigen. Mit einem Anteil von 70% soll der größte Teil davon in Saudi-Arabien und der Türkei realisiert werden.

Sonne – eine der wertvollsten Ressourcen

Auch in den Ländern Nordafrikas zählt die Sonne zu den wertvollsten Ressourcen. Profitierte Ägypten noch in den 90er Jahren vom Erdölexport, bringen heute sinkende Erträge der Ölfelder und steigende Energiesubventionen die ägyptische Regierung in Zugzwang. Im Haushaltsjahr 2012/13 sollen die Subventionen sogar ein Viertel des gesamten Staatshaushaltes ausmachen. Als größte Energieressource des Landes bietet die Sonne eine ideale Alternative zu schwindendem Öl und Gas. Mehr als 2.200 Kilowattstunden Sonnenenergie treffen jährlich auf jeden Quadratmeter des Landes. Als mögliche Anwendungsgebiete für die Nutzung der Solarenergie sieht die Egyptian Solar Energy Development Association (SEDA), Kairo, Trinkwassersolaranlagen und intelligente Beleuchtungskonzepte für Hotels. Neben dem Tourismus sollen nach Aussagen des ägyptischen Wohnungsbauministeriums in den nächsten Jahren auch Sozialwohnungen standardmäßig mit Solaranlagen ausgestattet werden.

Die größte Energieressource: Sonne in der Sahara; Foto: PantherMedia / Olga Khoroshunova

In Marokko sollen bis zum Jahr 2020 Solaranlagen mit einer Leistung von insgesamt 2 Gigawatt installiert werden. 42% könnte der Anteil an erneuerbaren Energien im marokkanischen Stromnetz dann insgesamt betragen. Neben der Solarenergie sollen auch Wind- und Wasserkraft dazu beitragen. Mit dem Bau eines beeindruckenden Großprojektes unter der Leitung der MASEN (Maroccan Agency for Solar Energy) wurde gerade begonnen: Im marokkanischen Ouarzazate entsteht ab sofort das größte solarthermische Kraftwerk der Welt. Allein in der ersten Ausbaustufe wird eine Leistung von 160 MW installiert, nach Fertigstellung sogar 500 MW.

Wie groß das Interesse der internationalen Solarwirtschaft an der Neuausrichtung der Energiepolitik in der Region ist, zeigte bereits das „PV Briefing & Networking Forum“ in Riad, Saudi-Arabien, im Februar dieses Jahres. Unter dem Motto „Saudi Arabia targets 41 GW of solar by 2032 – what does this mean today?“ diskutierten 15 Vertreter aus Politik, Forschung und Solarwirtschaft vor rund 180 Teilnehmern über die Zukunft der Solarenergie in der Region. Organisiert wurde das Event von der Intersolar Europe und der EuPD Research, Bonn, in Zusammenarbeit mit der Saudi Arabia Solar Industry Association (SASIA) Riyadh/Saudi-Arabien als lokalem Partner.

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