Einem Blick in die Medizinwelt von morgen glich die Präsentation von zehn Medizin Start-ups in Mülheim/Ruhr, die sich für die letzte Runde des Businessplan Wettbewerbs Medizinwirtschaft qualifiziert hatten. Dieser bundesweite Wettbewerb ist der einzige, der auf medizinwirtschaftliche Gründer spezialisiert ist. Er wird gemeinsam von pro Ruhrgebiet e.V. und der Startbahn Ruhr GmbH, beide mit Sitz in Essen, ausgerichtet.

Beim Defilee der zehn Besten waren z.B. dabei ein neues Hygieneprodukt, das den Kampf gegen Krankenhauskeime und Infektionen aufnimmt, ein voll automatisiertes Laborsystem, das Verwechslungen und Irrtümer ausschließt, eine magnetfeldtaugliche Infusionspumpe, die lebenserhaltende Infusionen währen eines MRT ermöglicht oder eine Füllstandsmelder-App, die rechtzeitig warnt, wenn der Stomabeutel Gefahr läuft, wegen Überfüllung abzuplatzen.

Die Sieger aus 40 Teilnehmern

Beim diesjährigen Wettbewerb, der sechs Monate dauerte, konnten insgesamt 40 Teilnehmer ihren Businessplan erarbeiten, die von Mentoren und Spezialisten mit Rat und Hilfe unterstützt wurden. Die fertigen Pläne wurden anschließend von Gutachtern bewertet. Das letzte Wort hatte eine siebenköpfige Jury aus Fachleuten und Investoren.

Kampf gegen Krankenhausinfektionen

Auf den 1. Platz kam das Unternehmen Heyfair aus Jena. 30.000 Todesfälle, schätzt man, sind jährlich die Folge von Krankenhausinfektionen. Das Team Heyfair um Robert Hellmundt, Alexander Döpel und Dr. Holger Wondraczek nimmt gegen das Infektionsrisiko den Kampf auf, indem die wichtigste Hygienemaßnahme, die vollständige Desinfektion der Hände entscheidend verbessert wird. Das Unternehmen macht den Desinfektionserfolg oder besser den -misserfolg durch einen Farbstoff kurzfristig sichtbar, so dass das Klinikpersonal unmittelbar zu einer Nachdesinfektion veranlasst wird. Das Team hat bereits erste Investoren an Bord. Der Markteintritt steht unmittelbar bevor. Das Preisgeld für den 1. Platz von 5.000 EUR wurde von der NRW.Bank gestiftet.

Pathologische Labore für bessere Krebsdiagnosen

Der 2. Sieger inveox ist ein MedTech Startup aus München. Das Team, bestehend aus Maria Driesel, Dominik Sievert und vier weiteren Mitgründern automatisiert pathologische Labore, um Fehler bei der Krebsdiagnose zu verhindern und die Effizienz im Labor zu steigern. So werden Fehldiagnosen aber auch hohe zusätzliche Prozesskosten ausgeschlossen, die durch Vertauschen, Verlust und falsche Beschriftung von Biopsien während der manuellen Arbeit in pathologischen Laboren entstehen. Laut einer Studie der University of Pittsburgh beträgt die Fehlerquote in Pathologien 1-5%, was einer Anzahl von mehr als einer Million fehlerbehafteter Diagnosen allein in den USA p.a. entspricht. Der 2. Preis in Höhe von 2.000 EUR wurde gemeinsam vom High-Tech Gründerfonds, Bonn und der Business Angels Agentur Ruhr e.V. (BAAR), Essen ausgelobt.

Magnetfeldtaugliche Infusionspumpe für MRT-Behandlungen

Das Geschäftsfeld des 3. Preisträgers AcesoMed aus Saarbrücken ist eine magnetfeldtaugliche Infusionspumpe, die es Ärzten und Pflegekräften erlaubt, auch während MRT-Untersuchungen mühelos Infusionen zu verabreichen. Das Team besteht aus Simon Bettscheider, Marius Brill, Daniel Hautz und Thomas Karwoth. Dadurch wird eine MRT-Diagnostik auch für Patientengruppen möglich, die bisher nur unter größerem Aufwand oder hohen Kosten im MRT untersucht werden konnten, weil übliche Infusionspumpen entweder die Bildgebung stören oder vom starken Magnetfeld angezogen werden. Für das Preisgeld von 1.000 EUR zeichnet sich die Deutsche Ärzte- und Apothekerbank eG, Essen, verantwortlich.

Algorithmus ermöglicht besseren Ernährungsplan bei Bluthochdruck

Den Sonderpreis des MedEcon Ruhr e.V. Bochum, errang das Team Erik Kolb, Dr. Leno Witte und Lennard Weitz aus Dortmund. Ihr Start-up Escamed hat einen Algorithmus entwickelt mit dessen Hilfe ein individueller Ernährungsplan zur Prävention und Therapie von Bluthochdruck entwickelt werden kann. Mit der neuentwickelten Software für Smartphones haben Betroffene ihren persönlichen Ernährungsberater jederzeit dabei.  Elf Blutdruck-relevante Nährstoffe wurden identifiziert und die jeweilige Zielmenge mit positivem Einfluss ermittelt. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen fließen die Präferenzen und Unverträglichkeiten der Nutzer in den Speiseplan mit ein. Für ein ganzheitliches Blutdruckmanagement erhält der Nutzer zusätzliche Hilfestellungen, beispielsweise in Form von Erinnerungen an Medikamenteneinnahme und Motivation zu mehr körperlicher Bewegung inklusive Integration von Daten aus Wearables.

Der Businessplan Wettbewerb Medizinwirtschaft 2018 startet am 1. März 2018. Anmeldungen ab sofort unter www.med-startbahn.de

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