Was haben sich nicht alle gewundert, wie WorldCom das schafft. In einem Markt, der von brutalen Preiskämpfen geprägt ist, legte das Unternehmen beachtliche Gewinne vor. Jetzt ist es raus. WorldCom hat getrickst, wie so viele andere, nur leider zu viel – und ist jetzt pleite. Getrickst haben noch viele andere mehr, und genau das ist das Problem. Es hat sich gezeigt, wie manipulierbar Unternehmensgewinne eigentlich sind und wie willkürlich.

Jetzt machen sich die Unternehmen dran, wirklich echte Gewinne auszuweisen, und jede Institution überbietet sich in Methoden, wie denn der wahre Wert der Gewinne dargestellt werden könnte. Was davon nun richtig ist, sei einmal dahingestellt. Um indikativ zu überprüfen, wie es mit dem Wahrheitsgehalt der Gewinne steht, braucht man kein Rechenmodell. Das geht viel einfacher – mit einem Blick auf die Werte, die die Unternehmen dem amerikanischen Finanzamt IRS melden bzw. gemeldet haben.

Vergleicht man diejenigen Gewinne, die die Unternehmen auswiesen (Reported Earnings) mit jenen, die sie der IRS meldeten (Tax Profits), läßt sich Erstaunliches feststellen. Im Boom von ´92 bis ´97 verdoppelten sich beide Gewinne. Die Finanzkrise von 1998 brachte den Aufwärtstrend für beide Versionen der Unternehmensgewinne aber zu einem jähen Ende. Und jetzt kommt das interessante: Während die Tax Profits seitdem etwa um das Niveau von ´98 schwanken, wuchsen die Reported Earnings immer weiter – bis sie erst 2000 in sich zusammenbrachen.

Der Grund? Zumindest ein möglicher ist die Tatsache, daß die viel diskutierten Stock Options bei den Tax Profits als Kosten behandelt werden, bei den ausgewiesenen Gewinnen nicht. Die Pension Fonds tragen ebenfalls einen Teil zur Differenz bei, denn bei den Reported Earnings werden deren Gewinne dazu gerechnet. Bei den Tax Profits nicht.

Fazit: Es gibt Bestrebungen, diese ungleichen Berechnungen anzugleichen. Sollte das geschehen, dann ist zumindest der Wahrheitsfindung schon viel geholfen. Das Resultat dürften dann jedoch Wachstumsraten sein, an deren Trägheit wir uns noch gewöhnen müssen.

Die GoingPublic erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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