Autor/Autorin

Andreas Knott

Andreas Knott, Managing Director, Alvarez & MarsalPatrick Siebert, Managing Director, Alvarez & Marsal

Aktivistische Investoren

Um das Verhalten und das Wesen aktivistischer Investoren zu verstehen, kann man sich durchaus des Bildes eines Leoparden in der Savanne bedienen. Der Leopard ist klug und wartet auf seine Gelegenheit. Er wägt genau ab, welches Tier für ihn die ideale Beute ist, und wird kein totes Tier aussuchen. Er wird auch nicht auf die starken, gesunden Tiere abzielen. Sein Beuteschema beinhaltet diejenigen Mitglieder einer Herde, die in ihrem Verhalten bereits Defizite in der Leistungsfähigkeit erkennen lassen. Ein Blick auf die aktuelle Vorgehensweise der aktivistischen Investoren.

In wirtschaftlich guten Zeiten sind die Probleme von Unternehmen nicht immer deutlich sichtbar. Die Konjunktur boomt, und auch die Schwächeren werden mitgezogen. In einem ökonomischen Abkühlungszyklus, wie er derzeit herrscht, mit vielen disruptiven Faktoren – auf politischer Ebene, aber auch in der technologischen Entwicklung –, ist das Thema aktivistische Investoren besonders relevant. Die Herde wird allgemein schwächer und die Diskrepanz zwischen Starken und Schwachen deutlicher. Makroökonomische und andere Faktoren lassen die Zahl der ins Beuteschema aktivistischer Investoren passenden Unternehmen steigen. Mit einer Zunahme der Angriffe ist daher in nächster Zeit zu rechnen.

Der A&M Activist Alert (AAA) – wer ist besonders gefährdet?

Für Unternehmen stellt sich angesichts dieser Situation die Frage, auf welche ihrer Schwächen es ein aktivistischer Investor abgesehen haben könnte. Wie muss man sich aufstellen, um nicht zur Beute zu werden?

Alvarez & Marsal veröffentlicht regelmäßig seinen A&M Activist Alert (AAA), in dem analysiert wird, welche Märkte und Unternehmen für aktivistische Investoren besonders attraktiv sind. Der AAA ist derzeit die einzige einschlägige Analyse, deren Methodologie auf einer statistischen Auswertung dieser Breite beruht. Aktuell werden die Märkte Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Skandinavien, Schweiz, Benelux, Italien und Spanien untersucht. Darüber hinaus umfasst der AAA derzeit 153 Unternehmen, die von Aktivisten im Zeitraum Januar 2015 bis September 2018 angegriffen wurden, verglichen mit 1.618 Unternehmen, die im selben Zeitraum nicht bedroht wurden. Es werden 44 Variablen hinsichtlich ihres Einflusses auf das Bedrohtsein eines Unternehmens untersucht. Hinzu kommt ein Vergleich mit Peers und Entwicklungen im untersuchten Zeitverlauf, um auf relevante Faktoren zu schließen, die die Wahrscheinlichkeit eines aktivistischen Angriffs erhöhen. Das Modell des AAA kann bis zu 60% der historischen Angriffe erklären und prognostiziert derzeit, dass bei 148 Unternehmen erhebliche Risiken bestehen, von aktivistischen Investoren angegriffen zu werden.