Einige Monate vor Bekanntgabe der Fusionspläne mit der Londoner Börse hatte Neu-CEO Carsten Kengeter Deutsche-Börse-Aktien im Wert von fast 5 Mio. EUR erworben – Zufall oder nicht?

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen Deutsche-Börse-Vorstandschef Carsten Kengeter wegen des Erwerbs von Aktien des DAX-Konzerns. Dazu wurden sogar die Räumlichkeiten der Deutschen Börse am Mittwoch durchsucht. Konkret geht es um einen Verstoß gegen das Wertpapierhandelsgesetz.

Kengeter hatte die Aktien der Deutschen Börse Mitte Dezember 2015 gekauft. Dies allerdings im Rahmen des Vorstandsvergütungsprogramms der Deutschen Börse, wie der Konzern betont. Das Programm der Eschborner nämlich sieht vor, dass sich Vorstände mit eigenem Kapital am Unternehmen beteiligen.

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Dies wäre völlig unheikel, hätte die Deutsche Börse nicht 2 ½ Monate später verlautbart, sich mit der London Stock Exchange fusionieren zu wollen. So ist kein Geheimnis, dass v.a. Neu-CEO Kengeter Ideenträger und Promotor dieser Pläne war und ist, und der international renommierte Kengeter womöglich sogar nicht zuletzt deshalb als der ideale Kandidat für die Francioni-Nachfolge engagiert wurde. Die Kurse beider Unternehmen stiegen in der Folge.

Noch viele Fragen offen

Einerseits ist korrekt, dass Kengeter das Deutsche Börse-Vorstandsvergütungsprogramm befolgte. Andererseits fällt schwer sich vorzustellen, dass die Fusionsidee ausgerechnet zwischen Weihnachten 2015 und Bekanntgabe im Februar 2016 entstand. Es gibt so etwas wie Sondierungsgespräche etc., bevor man mit derlei Plänen an die Öffentlichkeit geht, und die laufen nicht innerhalb einer Woche ab.

Die Frage wird zu klären sein, wann diese begannen. Nach MAR (Market Abuse Regulation / Marktmissbrauchsrichtlinie), die seit Mitte 2016 in Kraft ist, deren Grundzüge allerdings schon lange zuvor kursierten, dürfte es gereicht haben, wenn Kengeter / die Deutsche Börse diesen Zwiespalt ordentlich dokumentiert, auf das Dilemma intern aufmerksam gemacht und festgehalten hat.

Derzeit wird das Fusionsvorhaben von den Wettbewerbsbehördenweiterhin intensiv geprüft mit nach wie vor unsicherem Ausgang – wie schon mehrfach zuvor, zuletzt im Falle der NYSE.

Titelbild: Deutsche Börse AG

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