Vertreter von SPD, CDU und FDP haben sich bereits letzte Woche für einen Rücktritt Breuers ausgesprochen. Wilhelm Schmidt (SPD) wurde in der "Bild am Sonntag" mit den Worten zitiert, Breuer bleibe "eigentlich nur der Rücktritt", denn schließlich werde von Politikern ja auch stets gefordert, die Konsequenzen aus ihren Fehltritten zu ziehen. Ähnliche Forderungen waren aus Kreisen der CDU und FDP zu vernehmen.

Die Politik scheint sich momentan an diesem Fehltritt aus der Wirtschaft zu laben. Schließlich besteht hier die Möglichkeit, von parteiinternen Krisen und Skandalen abzulenken. Endlich kann wieder moralisiert werden. Der Bevölkerung ist die Macht der Banken genauso unheimlich wie Megafusionen. Die Bankenkrise eignet sich für die Politiker ideal als Spielplatz der Selbstprofilierung.

Interessant war auch die Haltung des Kanzlers. Von der internationalen Wirtschaftspresse hart abgestraft für seine Holzmann-Aktion und seine Mannesmann-Äußerungen war der „Genosse der Bosse“ plötzlich begeistert von dem Deutsche-Dresdner-Deal. Ironischerweise hat Schröder damit genau auf das falsche Pferd gesetzt, da das Geschäft platzte. Er habe schon "reifere Leistungen" im Unternehmessektor gesehen, ließ Schröder dann auch verlauten.

Doch berechtigte Kritik an Breuer ist auch aus ernstzunehmenderen Kreisen laut geworden. So meldete das Nachrichtenmagazin "Focus", Deutsche Bank-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper versuche Breuer zum Rücktritt zu drängen. Andere Aufsichtsratmitglieder wurden mit ähnlichen Äußerungen in Verbindung gebracht. Breuer – so der Hauptvorwurf – habe die Fusionsverhandlungen mit Dresdner und Allianz im wesentlichen alleine geführt. Dabei habe er wichtige "Details" ungeklärt gelassen und dadurch das Debakel um Dresdner Kleinwort Benson (DKB) angerichtet. In der "Financial Times" ist sogar zu lesen, daß Breuer bewußt widersprüchliche Aussagen gegenüber dem Management von Dresdner und Deutscher Bank gemacht habe. Kleine Unstimmigkeiten wie die um DKB sind doch höchstens Peanuts im Umfeld einer Megafusion.

Sollte dies zutreffen, dann dürfte es sicher sein, daß Breuer seine bankinterne Unterstützung verliert. Ein "Aussitzen" nach dem Vorbild von Altkanzler Kohl, dürfte schwierig werden. Im Gegensatz zur Politik scheinen die Kontrollmechanismen der Wirtschaft nämlich noch einigermaßen intakt.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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