In Deutschland wird gerne darüber geklagt, dass es hierzulande keine Bank mit Weltgeltung mehr gebe. Selbst die Deutsche Bank rangiere international im geschlagenen Feld, von den anderen Instituten ganz zu schweigen. Nicht minder gerne wird diese Klage instrumentalisiert, um ein Argument gegen den öffentlich-rechtlichen Finanzsektor zu formen: Die Aufsplitterung des Geschäfts in Privatbanken, den Sparkassenbereich und auch den genossenschaftlichen Sektor verhindere Institute von Weltgeltung.

Das Beispiel UBS vermittelt eine andere Sicht auf die Gegebenheiten. Die Riesenbank wurde seinerzeit aus der Schweizerischen Bankgesellschaft und dem Schweizerischen Bankverein gebildet, um international besser denn je gewappnet zu sein. Doch Größe schützt vor Schieflage nicht, wie man seit Anfang der Woche weiß. Bei der Citi verhält es sich ähnlich. Ganz offensichtlich ist es so, dass ein Mehr an Größe zwangsläufig zu einem Mehr an Risikobereitschaft führt. Denn Bankenfusion oder Bankenübernahme heißt auch: Höhere Renditeerwartungen. Dass es mit den Synergieeffekten meist nicht so weit her ist und sie überdies in den ersten Jahren durch Integrationskosten überlagert werden, ist nur ein Aspekt.

Für die Mega-Institute stellt sich also in der täglichen Praxis die Frage, wie die Verzinsung des immensen Eigenkapitals bewerkstelligt werden soll. Mit 5.000-Euro-Verbraucher-Krediten für Lieschen Müller, der Finanzierung von Autos oder Investitionsdarlehen an Mittelständler ist das nicht zu realisieren. Bleibt nur der Geist von Wim Thoelke: Riiiisiikoo. Dass es nun Asset Backed Securities sind, bei der die Risikobereitschaft die Risikotragfähigkeit überfordert, ist letztlich zufällig. Es hätten auch andere Vehikel oder Entwicklungen sein können.

Nur zu gerne wird eines übersehen: Hohe und vor allem stetig weiter steigende Rendite gibt es nicht ohne hohes Risiko. So ist es diese Mesalliance aus Masse und Maximalprofit, die das gesamte Bankensystem so anfällig macht.

Stefan Preuß

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