Gute Nachrichten, gute Kursentwicklung – so simpel sieht die Gleichung bei dem Planegger Biotech-Unternehmen MorphoSys in den letzten Tagen und Wochen aus. Neben den diese Woche gemeldeten Zahlen für 2016 konnten zuletzt über neue Daten des Partners Janssen bezüglich Guselkumab, dem am weitesten fortgeschrittenen Wirkstoffs von MorphoSys, berichtet werden. Gegen Ende 2017 erwartet das Unternehmen eine Zulassung durch die Behörden, ab 2018 dürfte dies das erste aus der Datenbank von MorphoSys entwickelte kommerzielle Medikament sein.

 

Der ganz besondere Charme der Aktie liegt jedoch im Risikoprofil, das deutlich anders gelagert ist als bei den meisten klassischen Biotech-Unternehmen. Denn sollte wider Erwarten Ende 2017 eben doch keine Zulassung von Guselkumab erfolgen, würde dies zwar deutlich auf die Aktie drücken, allerdings kein existenzbedrohliches Risiko darstellen.

 

Wirkstoff Anetumab in Phase 2

Immerhin besitzt MorphoSys neben Guselkumab noch weit über 100 andere Wirkstoffe in seiner Pipeline. So ist der Wirkstoff Anetumab (in Partnerschaft mit Bayer) ebenfalls bereits in einer Phase 2-Studie, die Markteinführung könnte hier 2019 erfolgen. Ein wenig Zukunftsmusik, allerdings hochinteressant, ist der Wirkstoff Gantenerumab. Hierbei handelt es sich um einen Wirkstoff gegen Alzheimer, der zusammen mit der Schweizer Roche entwickelt wird. Bislang gibt es keine vergleichbare Therapie, der Markt wird von Analysten jedoch auf 10 bis 25 Mrd. USD geschätzt. Sollte sich der auf MorphoSys-Technologie basierende Wirkstoff durchsetzen, wird dem Unternehmen eine Tantieme zwischen 5,5 und 7% des Umsatzes zufallen – ohne dass diesen Einnahmen entsprechende Kosten entgegenstehen.

 

Unternehmen erfüllt Prognosen

Fast schon zur Nebensache werden bei dieser Ausgangslage die aktuellen Zahlen, obwohl MorphoSys erneut exakt seine Prognose getroffen hat. Der Umsatz lag mit 49,7 Mio. EUR zwar unterhalb des Vorjahres (106,2 Mio. EUR). Damals wurde jedoch ein Sondereffekt durch die Auflösung der Partnerschaft mit Celgene verbucht. Die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen lagen bei 78,5 Mio. EUR, das EBIT bei -59,9 Mio. EUR. Für langjährige MorphoSys-Aktionäre ergibt sich damit ein ungewohntes Bild. Denn während das Unternehmen durch Meilenstein-Zahlungen seiner Lizenznehmer über Jahre Gewinne erwirtschaften konnte, hat sich dies vor allem durch die Entwicklung eigener Wirkstoffen zuletzt verändert.

 

Eine Frage der Dividende

Als Resultat sind mit MOR103, MOR 202 und MOR208 allerdings bereits drei selbst entwickelte Therapien in der Phase 2. Sollten diese bis zur Marktreife geführt werden können, dürfte MorphoSys deutlich höhere Tantiemen (zweistellige Prozentsätze vom Umsatz) vereinnahmen können, als bei den bereits in frühem Stadium auslizenzierten Antikörpern. Früher oder später wird sich die Frage stellen, was das Unternehmen mit den üppigen Tantiemen machen wird, wenn diese erst einmal zu sprudeln beginnen.

 

Langfristig ist es daher auch die Intention des Managements, die Aktionäre am Ergebnis zu beteiligen und eine Dividende zu bezahlen. Für die nächsten Jahre bleibt es jedoch dabei: Mögliche Lizenzerträge dürften in der eigenen Projektpipeline am besten aufgehoben sein.

Autor/Autorin