Ein ganz besonderer Stoff
Der von Delignit produzierte Werkstoff ist holzbasiert und regenerativ. Das aus der Forstwirtschaft gewonnene Material verfügt nach entsprechender Bearbeitung über eine hohe Festigkeit und einen nur sehr geringen Abrieb, was es ideal für eine Reihe von industriellen Anwendungen macht. Zudem verbessert es aufgrund seiner ökologischen Beschaffenheit die Umweltbilanz der daraus hergestellten Produkte. Gerade vor dem Hintergrund der aktuell geführten Klimadiskussionen gewinnt dieser Aspekt zunehmend an Bedeutung. Auf Kundenwunsch erhält das Material besondere technologische Eigenschaften, die es feuerfest, elektrostatisch ableitfähig oder metallähnlich werden lässt.

Drei Geschäftsbereiche
Organisatorisch gliedert sich das Geschäft von Delignit in die Bereiche Automotive, Technological Applications und Veneer (Furniere) auf. Als Zulieferer der Möbelindustrie fertigt das Unternehmen Furniere vorrangig an seinem rumänischen Produktionsstandort, wo Delignit von den dort niedrigen Arbeitskosten profitiert. Im Automotive-Geschäft zählen bekannte Namen wie Daimler Benz – die Stuttgarter waren 2006 für rund 15 % des Segmentumsatzes verantwortlich –, VW und in der Nachrüstung Fiat, Ford und Renault zu Delignits Kunden. Diese werden mit Komponenten für die Laderaumausstattung und speziellen Schwerlast-Fahrzeugböden beliefert. Als Markttreiber in diesem Bereich erweist sich das steigende, mit kleineren Nutzfahrzeugen wie z.B. dem Sprinter beförderte Transportvolumen. Das Technologie-Segment stellt neben standardisierten Werkbankplatten, die über den Handel verkauft werden, auch Industrieböden und Komponenten für Spezialanwendungen wie schussfestes Panzerholz und feuerfeste Holzplatten her. Letztere finden beispielsweise als Bodenbelag in Zugwaggons Verwendung. Zuletzt sorgten fehlende Kapazitäten dafür, dass der Technologie-Bereich merklich hinter das Wachstum der anderen beiden Geschäftsbereiche zurückfiel.

Börsengang dient Wachstumsfinanzierung
Vorstandschef Markus Büscher beabsichtigt die Gelder aus dem Börsengang für den Ausbau der Kapazitäten in allen drei Geschäftseinheiten einzusetzen und damit die derzeit hohen Lieferzeiten zu verkürzen. Zudem steht die Übertragung des Geschäftsmodells auf weitere Auslandsmärkte auf der Agenda. So strebt Büscher in der Automotive-Division die Erschließung des englischen und französischen Marktes an. Kleinere Akquisitionen sind ebenfalls denkbar. Aufgrund der Vorlaufzeit der meisten Maßnahmen dürfte das Umsatzwachstum in diesem Jahr noch moderat ausfallen. Erst ab 2008 werden sich die Kapazitätserweiterungen in einem dynamischeren Wachstum bei Umsatz und Ergebnis niederschlagen. Für das erste Halbjahr 2007 weist Delignit eine im Peer Group-Vergleich überdurchschnittliche EBITDA-Marge von 18,7 % (Vj.: 17,8 %) aus. Die geplante Modernisierung und Erweiterung der Produktionsstandorte sowie Skaleneffekte in der Produktion sollten helfen, dem Preisdruck speziell im Automotive-Geschäft zu begegnen und die Margen auch langfristig zumindest auf dem jetzigen Niveau zu halten.

Delignit­ ­– Geschäfts- und Kennzahlen

2006

2007e

2008e

2009e

Gesamtleistung*

41,5

44,8

55,9

75,5

Nettoergebnis*

2,4

1,5

5,3

6,6

EpS

0,36

0,22

0,78

0,97

KGV max.**

27,9

46,3

12,9

10,3

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: VEM
**) auf Basis der Preisspanne


IPO-Parameter und Bewertung
Das öffentliche Angebot umfasst inklusive Greenshoe bis zu 3,1 Mio. Aktien, die jedoch mehrheitlich aus dem Besitz des bis dato alleinigen Aktionärs MBB stammen. Ein größerer Anteil von Stücken aus der Kapitalerhöhung wäre angesichts der kommunizierten Equity Story sicherlich wünschenswert gewesen. Die gewählte Bookbuildingspanne bescheinigt Delignit eine Marktkapitalisierung von maximal 68 Mio. Euro. Mit Blick auf den für nächstes Jahr prognostizierten Gewinnsprung, der aufgrund der noch in diesem Geschäftsjahr verbuchten Kosten für den Börsengang und der anlaufenden Kapazitätserweiterungen realistisch erscheint, wurde die Preisspanne durchaus mit Bedacht gewählt. So weist die Delignit-Aktie sogar am oberen Ende gegenüber der Peer Group, die sich aus holzverarbeitenden Unternehmen (u.a. Pfleiderer, Precious Woods) und Industrietiteln (u.a. Vossloh, ElringKlinger) zusammensetzt, einen Bewertungsabschlag von knapp 20 % auf.

Fazit
Die Qualität der Delignit-Produkte sowie der ausgewogene Branchenmix auf der Abnehmerseite ermöglicht es dem Unternehmen, in allen Geschäftsbereichen deutlich zweistellige Margen zu erwirtschaften. Mit dem frischen Geld aus dem Börsengang sollten die aktuell noch akuten Kapazitätsprobleme größtenteils behoben werden können, so dass in den nächsten Jahren von einer Beschleunigung der Wachstumsraten auszugehen ist. Obwohl der vergleichsweise hohe Anteil an umplatzierten Aktien in diesem Zusammenhang nicht gefällt, dürfte sich längerfristig ein Engagement in der Delignit-Aktie auszahlen. Wir raten daher am unteren Ende zur Zeichnung.

Marcus Wessel

Delignit – Emissionsparameter
WKN

A0M Z4B

Erstnotiz

26. September

Zeichnungsfrist

14. bis 20. September

Bookbuildingspanne

8,00 bis 10,00 Euro

MarketCap

 54,4 bis 68,0 Mio. Euro

Marktsegment

Open Market (Entry Standard)

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

1,35 Mio. Aktien aus KE, 1,463 Mio. Aktien von einem Altaktionär

zzgl. 281.300 Aktien Greenshoe von Altaktionären

Emissionsvolumen 24,8 bis 30,9 Mio. Euro

Konsortium

VEM Aktienbank

Free Float

Max. 45,5 %

Internet

www.delignit.de

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