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Die Zahl der Coronavirus-Infektionen in der Welt, Deutschland, Bayern, Baden-Württemberg und der Region steigt weiter an. In Deutschland werden die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus nach und nach gelockert. Überstanden ist die Pandemie deshalb aber noch lange nicht. Und die Angst vor einer zweiten Welle ist beinahe allgegenwärtig. Das Virus schleicht sich langsam zurück. Dennoch sind viele Urlauber bereits wieder auf Reisen – manche kommen doch auch infiziert zurück. Daher wird der Ruf nach verpflichtenden Tests immer lauter. Doch wäre dies überhaupt rechtskonform?

In den vergangenen Tagen ist die Zahl der Neuinfektionen wieder flächendeckend gestiegen. Beim Robert Koch-Institut (RKI) sind 3786 neue Corona-Meldungen aus den Gesundheitsämtern bundesweit eingegangen – ein Drittel mehr als in der Woche davor, als 2860 neue Meldungen das RKI erreichten. RKI-Präsident Lothar Wieler sagte auf der heutigen Pressekonferenz: “Die neueste Entwicklung der Fallzahlen in Deutschland macht mir große Sorgen.” So gibt es nach einer Trauerfeier in Baden Württemberg knapp 50 bestätigte Infizierte, sowie auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Bayern rund 170 erkrankte Erntehelfer. Reisende aus letzterem Landkreis müssen nun mit Reisebeschränkungen rechnen. Schleswig-Holstein und wohl auch Mecklenburg Vorpommern stufen den niederbayerischen Landkreis Dingolfing-Landau als Risikogebiet ein.
Auch im Zuge dessen erwägt man inzwischen verpflichtende Tests für Urlaubsrückkehrer aus Risikogebieten. Gesundheitsminister Spahn hatte bereits am Montagnachmittag in einer Schaltkonferenz mit seinen Länder-Kollegen mitgeteilt, aus der freiwilligen Testung voraussichtlich ab kommender Woche eine Pflicht machen zu wollen. Es müsse verhindert werden, so Spahn zur Begründung, dass Reiserückkehrer unbemerkt andere anstecken und so neue Infektionsketten auslösen. Die Tests sind für die Reisenden kostenlos. Juristische Grundlage ist das Infektionsschutzgesetz. Welche Staaten als Risikogebiete gelten, legt die Bundesregierung mit dem Robert-Koch-Institut in einer Liste fest.

Doch wie weit befindet sich inzwischen eigentlich die Impfstoffentwicklung und die Erprobung möglicher Medikamente?

Nachdem gestern der US-Konzern Moderna bekannt gegeben hat in den USA mit der klinische Phase III-Studie zu seinem Corona-Impfstoffkandidaten mRNA-1273 zu starten, zogen heute Morgen auch BioNTech und Pfizer nach. Für beide Kandidaten gilt nun, dass der Impfstoff an deutlich mehr Probanden getestet als in vorherigen Studien. Pfizer und BioNTech bekräftigten das Ziel, bei Erfolg der Studie bereits im Oktober eine Zulassung für den Impfstoff zu beantragen. Im Falle einer behördlichen Genehmigung oder Zulassung wolle man weltweit bis zu 100 Millionen Impfstoffdosen bis Ende 2020 sowie potenziell über 1,3 Milliarden Impfstoffdosen bis Ende 2021 bereitstellen. Moderna testet den Kandidaten nun an etwa 30.000 gesunden Erwachsenen in 30 US-Bundesstaaten. Zu Beginn der ersten Studien lag Moderna um etwa sechs Wochen vor der Konkurrenz. Ebenfalls in der Phase III befinden sich bisher bereits die beiden chinesischen Pharmafirmen Sinopharm und Sinovac mit drei Vakzinen auf Basis von inaktivierten Viren sowie die britische Universität Oxford und der Pharmakonzern Astra-Zeneca mit einem Impfstoff, der aus einem modifizierten Adenovirus besteht.

Auch die Suche nach einem Medikament gegen COVID-19 läuft auch Hochtouren. Der vielversprechende Kandidat Remdesivir wird weiterhin weltweit getestet und aufgrund der positiven Ergebnisse als erstes Medikament Anfang Juli in der Europäischen Kommision zur Behandlung der durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Erkrankung Covid-19 zugelassen. Allerdings gilt das nur für besonders schwere Krankheitsverläufe, bei denen die Patienten im Krankenhaus liegen, eine Lungenbeteiligung aufweisen und eien Sauerstofftherapie benötigen. Der virushemmende Wirkstoff wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt, hatte sich aber gegen andere Medikamente nicht durchgesetzt. 
Ein weiterer hoch gehandelter Kandidat ist das Glucocorticoid Dexamethason, das in vorläufigen klinischen Studien zeigen konnte die Sterberate bei schweren Covid-19-Verläufen zu senken. Die verantwortlichen Wissenschaftler der Universität Oxford sprechen hier von einer Senkung der Sterberate um ein Drittel – dies muss jedoch auch noch von anderen unabhängigen Stellen verifiziert werden. Die Europäische Arzneimittel-Agentur gab letzten Freitag bekannt mit der Überprüfung von Dexamethason zur Behandlung von erwachsenen COVID-19-Patienten, die eine Atemunterstützung benötigen, zu beginnen.
Einen weiteren sehr gezielten Ansatz verfolgt das Münchner Start-up Eisbach Bio: Die Wissenschaftler, die sich ursprünglich auf die Onkologie fokussierten, erkannten schon früh ein Eiweiß in der Gensequenz, das dem unverzichtbaren Zielprotein in den Tumorzellen extrem ähnelt. Auf dieser Basis soll nun ein Wirkstoff entwickelt werden. Wenn alles funktioniert könnten nächstes Jahr bereits klinische Studien folgen.
Die ursprünglich gegen Malaria entwickelten Medikamente Chloroquin und Hydrochloroquin konnten hingegen die Hoffnungen im Kampf gegen das Coronavirus leider nicht erfüllen. Inzwischen wird von der Gabe sogar abgeraten. Darüber hinaus gibt es sicherlich noch viele weitere vielversprechende Projekte, die hoffentlich bald Früchte tragen werden. So lange gilt Abstand halten, Mundschutz tragen und auf Menschenansammlungen zu verzichten – die weltweite Pandemie nimmt auf persönliche Bedürfnisse leider nur wenig Rücksicht.

 

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