Zum kürzlich neu gegründeten Unternehmensbereich Hochtief Concessions gehören die Hochtief AirPort GmbH und die Hochtief PPP Solutions GmbH. Damit bündelt der Essener Baukonzern die Segmente Flughäfen, Straßen, soziale Infrastruktur & öffentlicher Hochbau sowie weitere Public-Private-Partnership-Projekte in einem einzigen Bereich. So befinden sich im Beteiligungsportfolio sechs Flughäfen und knapp 90 Schulen sowie unter anderem zwei Geothermieprojekte. Werthaltig sind vorrangig die sechs Flughafenbeteiligungen in Athen, Budapest, Düsseldorf, Hamburg, Sydney und Tirana, jeweils in unterschiedlicher Beteiligungshöhe.

Dabei agiert Hochtief AirPort im Rahmen von Flughafenprivatisierungen als Investor, strategischer Manager und Konzessionär, angefangen beim Angebot und Erwerb von Konzessionen oder Anteilen bis hin zu Neustrukturierung, Finanzierung und langfristiger Entwicklung. Doch nicht nur das: Das gesamte Leistungsspektrum umreißt Hochtief ferner mit Unternehmensbewertung, Strukturierung und Finanzierung von Flughafentransaktionen, Dienstleistungen für Flughafenbeteiligungen und Beratung für Dritte bei Geschäftsplanung und Finanzierung, Masterplanung, Luftverkehrs- und Flughafenbetriebsplanung, Non-Aviation und Immobilienentwicklung.

Börsengang
Der Bruttoemissionserlös liegt bei bis zu 1,14 Mrd. Euro, was den Gesamtwert der Beteiligungen auf rund 2 Mrd. Euro taxiert. Die Aktiva betragen laut Prospekt 1,52 Mrd. Euro. Erfreulich ist, dass Hochtief etwa zwei Drittel des Emissionsvolumens über die Ausgabe neuer Aktien einzunehmen gedenkt, nur rund 35 % (inklusive des Greenshoe-Anteils) landen in den Kassen des MDAX-Unternehmens Hochtief. Das internationale Konsortium aus Goldman Sachs, Deutscher Bank und Citigroup deutet auf eine umfangreiche Platzierungsabsicht außerhalb Deutschlands hin.

Auf der Suche nach Mehr-Wert
Vor rund vier Jahren klebte Hochtief-Vorstandschef Herbert Lütkestratkötter schon einmal „ein Preisschild“ an sein Flughafen-Portfolio, wie er selbst in einem Interview einräumte. Seinerzeit hatte Hochtief die Flughafenbeteiligungen in eine strategische Investitionspartnerschaft eingebracht und dafür 343 Mio. Euro erlöst, welche die australische Hastings Funds Management, die kanadische Caisse de Dépôt et Placement du Québec sowie die KfW Ipex-Bank aufbrachten. Der rechnerische Portfoliowert lag damit 2005 bei ca. 1 Mrd. Euro. Ein wesentlicher Grund für die Börsenpläne, so Lütkestratkötter, sei daher, den aktuellen Concessions-Wert überhaupt im Gesamtunternehmen Hochtief widergespiegelt zu sehen. Allein die australische Leighton-Beteiligung übersteige laut Lütkestratkötter bereits die Prämie, die Hochtief für seine Sparte zugemessen werde.

Concessions – Geschäfts- und Kennzahlen

2008

2009e

2010e

Umsatz*

192,9

200,0

210,0

Nettoergebnis*

98,2

50,0

75,0

EpS

1,31

0,67

1,00

KGV min.

18,3

36,0

24,0

KGV max.

22,1

43,5

29,0

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: eigene Schätzungen GoingPublic Research


Zahlen
Das Geschäft mit Konzessionen ist zuweilen volatil, speziell im Zusammenhang mit Flughäfen. Die Geschäftszahlen für die vergangenen Jahre sind alles andere als stetig. Große Sprünge vor allem beim Nettoergebnis – das wiederum stark vom Beteiligungsergebnis abhängt, welches auf das EBIT aufgerechnet wird – sind vielmehr die Regel als die Ausnahme. So gingen die Erlöse im letzten Jahr um 11 % zurück, das Nachsteuerergebnis um 36 %. Nach neun Monaten des laufenden Jahres wiederum liegen die Erlöse ca. 5 % über den Vergleichszahlen des Vorjahreszeitraums, das Nachsteuerergebnis jedoch mehr als 50 % darunter.

Chancen & Risiken
Privatisierungsbestrebungen können, aber müssen nicht zu künftigen lukrativen Beteiligungsmöglichkeiten für den Konzern führen. Passagier- und Luftfrachtzahlen unterliegen, wie die letzten zwei Jahre gezeigt haben, durchaus größeren Schwankungen, obwohl der langfristige Trend klar nach oben tendiert. So gingen im ersten Halbjahr 2009 die Fluggastzahlen jedoch erst einmal um fast 10 % zurück. Klammert man diese kurzfristigen Bewegungen aus, so sind die Cashflows aus den Beteiligungen über Jahre und Jahrzehnte hinaus gut planbar, mehr oder minder eben. Unternehmenschef Dr. Peter Noé hat angedeutet, 50 bis 70 % dieser Erträge als Dividenden ausschütten zu wollen. Ein Großteil der Einnahmen aus dem Kapitalerhöhungsanteil (der 600 bis 700 Mio. Euro beträgt) soll in laufende Projekte fließen, beispielsweise in weitere Anteile am Budapester Airport. Andere Bieterrunden haben dem Vernehmen nach bereits begonnen. „Abenteuer“ werde es laut Noé nicht geben.

Fazit
Mit der Hochtief-Tochter kommt ein interessantes Unternehmen mit attraktiver Infrastrukturphantasie an die Börse. Das IPO steht nicht nur aufgrund der deutlichen konjunkturellen Aufhellung, sondern auch angesichts der freundlichsten Börse der letzten zwei Jahre unter einem denkbar guten (Timing-)Stern. Mit der Bookbuilding-Spanne wird die Bewertung allerdings auch ausgereizt: Von einem Zeichnungsanreiz oder gar Emissionsdiscount kann keine Rede sein. Wir raten dazu, den Börsenstart abzuwarten.

Falko Bozicevic

Concessions – Emissionsparameter
WKN

A1A 60H

Erstnotiz

4. Dez.

Zeichnungsfrist

bis 3. Dez.

Preis

24 bis 29 Euro

MarketCap

ca. 1,8 bis 2,18 Mrd. Euro

Marktsegment

Prime Standard

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

25 Mio. Aktien aus Kapitalerhöhung,

9,4 Mio. Aktien von Altakt. (+4,79 Mio. Greenshoe)

Emissionsvolumen 0,94 bis 1,14 Mrd. Euro

Konsortium

Goldman Sachs, Dt. Bank, Citigroup u.a.

Free Float

max. 52 %

Internet

www.hochtief.de

Autor/Autorin