Und damit sind nicht mal die umstrittenen Bohrprojekte in den Nationalparks von Alaska gemeint – US-amerikanische Straßenkreuzer fahren bekanntlich auch ohne Regenwald. Die Agenda ihrer Demokratisierung des Nahen Ostens (besser: Amerikanisierung) erlaubt keine Verzögerung. Nachdem Afghanistan in Schutt und Asche gelegt und dann links liegengelassen wurde, ereilt nun Irak dasselbe Schicksal. Ohne mit der Wimper zu zucken liegt mit Syrien schon der nächste Zielkorridor vor. Nordkorea geht nun mal nicht, denn der böse, dickliche Diktator wird bereits im Besitz einer Atomwaffe gewähnt, und nichts fürchtet die US-Regierung mehr als das. Die Konzentration auf schwächere Parts wie Syrien oder mit Abstrichen Iran ist da nur folgerichtig. Und ein Dementi ist gemeinhin die negative Bestätigung einer Tatsache, die zuvor nur ein Gerücht war.

Nach dem für die meisten Leute unerwartet kurzen Besatzungsfeldzug gegen Irak durch die Coalition of the killing könnten jetzt auf die Bush-Regierung Nachforderungen der US-Rüstungsindustrie zukommen. Denn beim Wahlsieg 2000 könnte George W. seinen Sponsoren so einiges mehr versprochen haben als bislang eingehalten. Da liegt es nahe, die überzähligen Bomben über einem Nachbarland des Iraks abregnen zu lassen, als den Krempel über die Ozeane wieder nach Hause zu schiffen.

Das ganze dient natürlich auch oder vor allem dem Zweck, niemanden den Blick auf den wirklichen Zustand der fragilen US-Konjunktur richten zu lassen. Neben einer reinen Quantität des Bruttoinlandsprodukts gibt es auch noch so etwas wie eine Qualität des BIPs, also die Quelle, aus der das vermeintliche Wachstum stammt. „Richtiges“ BIP-Wachstum resultiert im Normalfalls aus dem Bestreben, aus Investitionen Kapitalgewinne zu erzielen, doch genau davon sind die USA seit einiger Zeit meilenweit entfernt. Neben dem Unfug mit hedonischen Preisindices, um die Statistiken zu schönen, besteht das US-BIP praktisch nur noch aus Konsum-Bestandteilen. Konsum bringt jedoch nichts für die Profitabilität von Unternehmen. Das ist einer der Gründe, warum US-Unternehmen im internationalen Vergleich – in der volkswirtschaftlichen Summe – nicht konkurrenzfähig sind, abzulesen an der tiefroten Handelsbilanz jeden Monat. Und wozu sind wohl die Strafzölle auf Stahl erforderlich? – um die eigenen unrentablen Industrien zu schützen (auch hier dürften Wahlversprechen eine entscheidende Rolle spielen).

Ein finaler Punkt muß erwähnt werden. Nach dem Blitzsieg gegen (einen vorher geschickterweise abgerüsteten) Irak wird Bush in seiner Verblendung bestätigt, daß seine neue Doktrin (Schieß zuerst, frag später) vollauf berechtigt sei. Doch schon Börsenaltmeister Kostolany warnte eindrücklich: Wer am Anfang (versehentlich) gewinnt, hat für immer verloren.

Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

 

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