Im Interview mit dem GoingPublic Magazin erklärt Stefan Greiffenberger, Vorstand der Greiffenberger AG, warum Cleantech Technologie aus Deutschland gefragter ist denn je.

GoingPublic: Herr Greiffenberger, könnten Sie bitte kurz erklären, was die Greiffenberger Unternehmensgruppe macht?

Greiffenberger: Die Greiffenberger-Gruppe ist eine familiengeführte Industrieholding mit den drei Unternehmensbereichen Antriebstechnik, Metallbandsägeblätter & Präzisionsbandstahl sowie Kanalsanierungstechnologie. Wir konzentrieren uns auf Nischenmärkte mit attraktiven Margen, meist sehr international und mit besonderen Anforderungen an Qualität und Technologiekompetenz.

GoingPublic: Wo kommt Greiffenberger dabei mit dem Thema Cleantech in Berührung? Auf den ersten Blick vermutet man das ja nicht sofort.

Greiffenberger: Seit 2008 liegen unsere Investitions- und Innovationsschwerpunkte gruppenweit in den Feldern Umwelttechnologie und Energieeffizienz. Aktuell erzielen wir hier bereits 31% des Umsatzes, bei deutlichem Wachstum. Ein Beispiel ist die grabenlose Kanalsanierung mit Schlauchlinern aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Defekte Abwasserkanäle werden saniert ohne Aufgrabungen der Oberfläche. Unser Know-how haben wir auf die Ummantelung von großen Gaspipelines übertragen, wobei die Beschichtung quasi einen Schutzpanzer bildet und deshalb im Zusammenspiel mit unseren eigenentwickelten Gleitkufen dann zum Einsatz kommt, wenn die Pipelines in sehr umweltsensiblen Bereichen verlegt werden. Ein anderes Beispiel ist die Antriebstechnik, also der Fachbereich des Teilkonzerns ABM, der sich unter anderem mit Fragen der e-Mobilität auseinandersetzt.

Stefan Greiffenberger, Vorstand der Greiffenberger AG
Stefan Greiffenberger, Vorstand der Greiffenberger AG

GoingPublic: Wie schätzen Sie die aktuelle Situation von e-Mobilität in Deutschland persönlich ein? Gesprochen wird darüber gefühlt schon seit zwei Jahrzehnten und für zahlreiche Automobilkonzerne scheint das kaum mehr als eine PR-Maßnahme für die IAA.

Greiffenberger: In unseren Zielmärkten gilt: e-Mobilität ist nicht gleich e-Mobilität. Sie haben recht, viele Automobilkonzerne sehen ihre primären Märkte als Massenanbieter derzeit noch eher nicht in der e-Mobilität. Wir hingegen sind ein Spezialanbieter, der in Nischenmärkten agiert, und hier gibt es viele Felder, in denen die Elektromobilität bereits deutlich auf dem Vormarsch ist.

GoingPublic: Wo kann sich Greiffenberger/ABM auf diesem Markt positionieren und welches Potenzial sehen Sie dabei?

Greiffenberger: Wir arbeiten eng mit unseren Kunden zusammen, entwickeln kundenspezifische Lösungen und entsprechende Kleinserien. Diese Speziallösungen sind bewusst nicht für den hochvolumigen Massenmarkt konzipiert, sondern eher für Segmente unterhalb der von den großen Herstellern angebotenen Fahrzeugklassen. Aktuelle Beispiele sind Antriebe für Elektrofahrzeuge speziell für die Postzustellung, im innerstädtischen Verteilerverkehr oder für kommunale Unternehmen, etwa in der Landschaftspflege. Ein zweiter Bereich bei uns sind elektrische Lösungen in Mobilien, die gar nicht dem Vortrieb dienen. Hier geht es darum, Hilfsaggregate in Bussen oder LKW beispielsweise für Bremskraft, Dämpfung oder Neigetechnik durch elektrische Antriebe darzustellen, wo bisher hydraulische Systeme vorherrschend waren, die am Verbrennungsmotor hingen. Also ein Bereich der e-Mobilität, an den man spontan gar nicht denken würde, der aber eine große wirtschaftliche Bedeutung entwickelt.

GoingPublic: Wie schätzen Sie die Lage für Clean Technologies generell ein, aber auch im internationalen Kontext: Wo kann man mit dem Thema e-Mobilität international punkten?

Greiffenberger: Cleantech aus Deutschland ist Spitzentechnologie und die ist weltweit gefragt, mit zunehmender Tendenz. Das sehen wir auch bei uns mit einer Exportquote von 61%. Noch sind die nationalen Märkte sehr heterogen. Ein Beispiel: Frankreich ist in der Förderung der e-Mobilität viel weiter. Bei den Erneuerbaren Energien sind die nationalen Unterschiede noch deutlicher. Hier hilft uns unsere Nischenstrategie, mit kundenspezifischen Lösungen und Kleinserien im internationalen Kontext zu punkten. Ein Erfolgsbeispiel in der e-Mobilität ist da sicher unser Projekt mit der Schweizer Post.

GoingPublic: Sehen Sie weitere Investitionsmöglichkeiten für Clean Technologies à la Greiffenberger?

Greiffenberger: Sicher. Erneuerbare Energien etwa bieten als Wachstumsmarkt unverändert vielfältige Anwendungsfelder. Wir sind hier bereits mit Antrieben für Biomasseheizungen und Getrieben für Windkraftanlagen aktiv. Unser Ziel ist es, unsere besondere Technologiekompetenz aus etablierten Anwendungen gewissermaßen neu zu denken und dann gezielt auf Cleantech-Lösungen zu übertragen. Dabei werden wir auch entsprechend investieren. Auch aus Sicht unserer Kunden lohnt es sich zu investieren, zum Beispiel in energieeffiziente Antriebe in der Intra- und Lagerlogistik. Bei teils mehreren Hundert verbauten Antrieben in einer Anlage macht sich ein Energieeinsparungspotenzial durch unsere besonders leistungsdichten Sinochron-Motoren von bis zu 40% schnell bezahlt – in Bezug auf die von unseren Kunden zu tätigende Investitionssumme teils in weniger als einem Jahr.

GoingPublic:
Herr Greiffenberger, vielen Dank für das spannende Interview!

 

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