Die zentral- und osteuropäischen Anleihemärkte haben  sich – in Anbetracht der doch beträchtlichen geopolitischen Risiken in der Ukraine und in Russland und dem daraus resultierenden Teilrückzug seitens der Anleger – ganz gut geschlagen. Doch die jüngsten Entwicklungen in der Krisenregion geben nun – zumindest kurzfristig – neuerlich Anlass zur Sorge.

Ist man bis vor kurzem noch davon ausgegangen, dass es zu keiner militärischen Intervention Russlands in der Ukraine kommen würde, so hat sich das Bild nun doch stark gewandelt: Aufnahmen von russischen Truppen in der Ukraine zeigen, dass Moskau nun offenbar auch zu militärischen Mitteln greift, seinen Nachbarn zu destabilisieren. Es erscheint mittlerweile nicht mehr unmöglich, dass Russland weitere Teile der Ostukraine annektieren könnte, was natürlich zu weiteren Gegenmaßnahmen seitens der EU und den USA führen wird. Für Verwirrung haben zuletzt auch die Aussagen Wladimir Putins zu einer „Staatlichkeit der Ostukraine“ gesorgt. All das trägt nicht gerade zur Beruhigung des Konfliktes bei und verstärkt die geopolitischen Risiken für die zentral- und osteuropäischen Kapitalmärkte.

Ronald Schneider, Leiter des Teams Global Emerging Markets and Eastern Europe (Fixed Income) bei Raiffeisen Capital Management
Ronald Schneider, Leiter des Teams Global Emerging Markets and Eastern Europe (Fixed Income) bei Raiffeisen Capital Management

Eine Verschlechterung der Wirtschaftsdynamik, nicht nur in CEE, sondern auch in der Eurozone ist bereits erkennbar. Das wird wiederum zur Konsequenz haben, dass die Europäische Zentralbank (EZB) konjunkturunterstützende Maßnahmen ergreifen und weitere geldpolitische Lockerungen vornehmen wird, die dem Abschwung entgegenwirken. Doch auch der Fiskalpolitik wird erhöhte Aufmerksamkeit zukommen: Mario Draghi, Präsident der EZB, hat sich bereits dafür ausgesprochen, dass diese angesichts der nachlassenden Konjunktur bei der Wiederbelebung der Wirtschaft und dem Kampf gegen Arbeitslosigkeit eine größere Rolle übernehmen sollte.

All das – kombiniert mit den Sanktionen und Gegensanktionen von EU und Russland – wird zwar nicht spurlos an den zentral- und osteuropäischen Kapitalmärkten vorbei gehen, allerdings könnten sich die negativen Implikationen, wie bisher auch, in Grenzen halten. Bedenklich wäre der angedrohte Energielieferstopp aus Russland, der aber für keinen der Beteiligten von Vorteil wäre, sondern – im Gegenteil – massive wirtschaftliche Nachteile für Russland, die Ukraine und Europa mit sich bringen würde und daher als unwahrscheinlich gilt.

Vom wirtschaftlichen Abschwung in Russland ist – was die Länder Zentral- und Osteuropas betrifft – vor allem Ungarn betroffen. Das Land unterhält nach wie vor wichtige Handelsbeziehungen mit Russland und ist stark von seinen Exporten dorthin abhängig (4,5 % des BIP). Polen exportiert ebenfalls nach Russland, allerdings in etwas geringerem Umfang und profitiert von seinem wesentlich stabileren Binnenkonsum.

In diesem wirtschaftlichen Umfeld wird das Niveau der Zinsen auf globaler Ebene sehr niedrig sein und das Weltwirtschaftswachstum in erster Linie in den USA und Asien generiert werden. Die Suche nach attraktiven Renditen wird die Anleger vermehrt nach Osteuropa bringen, wo die Renditen im Vergleich zu anderen Regionen trotzdem immer noch attraktiv sind.

Raiffeisen Capital Management hat in den letzten Monaten sein Russland-Exposure niedrig gehalten. Im Raiffeisen-Osteuropa-Rent hält das Unternehmen aktuell rund 5% in lokalen Anleihen sowie 2% in EUR denominierten Russland-Anleihen. Je nach Marktentwicklung wird das Fondsmanagement seine Gewichtungen in Osteuropa anpassen. Neben den genannten Ländern ist auch die Türkei ein wichtiger Player, den das Fondsmanagement langfristig aufgrund seiner generellen Wirtschaftsausrichtung und einer guten konjunkturellen Struktur ebenfalls positiv bewertet. Allerdings sind auch hier geopolitische Risiken, von Iran ausgehend, zu beachten.

 

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