Im Emissionsangebot befinden sich maximal 7,165 Mio. Stückaktien in Form vinkulierter Namensaktien. Im Detail setzt es sich aus 5,68 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung und 550.000 Aktien aus der Abgabe von Altaktionären zusammen, zzgl. eines ebenfalls aus Kapitalerhöhung stammenden Greenshoe in Höhe von 935.000 Aktien. Zum Bankenkonsortium gehören neben den gemeinsamen Konsortialführern Commerzbank, Bayerische Landesbank und Schroder Salomon Smith Barney auch die Privatbank Hauck & Aufhäuser und Kling Jelko Dr. Dehmel. Die Erstnotiz im Amtlichen Handel in Frankfurt ist für den 30. Mai vorgesehen. Inklusive Greenshoe beträgt der Streubesitz nach Emission 26,3 %.

Die CargoLifter AG, 1996 mit Sitz in Wiesbaden gegründet, widmet sich der Entwicklung von heliumgetriebenen Luftschiffen zum Transport von schweren oder großvolumigen Gütern auf dem Luftweg. In einer neuen Generation von Luftschiffen, deren Prototyp 2001 zur Verfügung stehen wird, sollen mittels moderner Technik Güter mit Maßen bis zu 8 m x 8 m x 50 m und einem Gewicht bis zu 160 Tonnen punktgenau über eine maximale Reichweite von 10.000 km transportiert werden. Inzwischen blickt das Unternehmen auf drei vorbörsliche Privatplazierungen zurück. In ihnen brachten mehr als 16.000 Aktionäre bereits 168 Mio. Euro zur Finanzierung der hochgesteckten Ziele auf. Bis Februar dieses Jahres flossen zusätzlich 24 Mio. Euro Fördermittel in das Unternehmen.

Das Marktpotential im Transport von Maschinen und Anlagen für die Bau-, Öl- und Automobilindustrie, sowie für humanitäre Einsätze wird auf 30 Mio. Tonnen pro Jahr beziffert (u.a. Studien der Universitäten Frankfurt und Mainz). Hieraus errechnet sich für CargoLifter mit einem konservativ geschätzten 10 %-Anteil eine Kapazität von 3 Mio. Tonnen. Ein Volumen, für das eine Flotte von 200 Luftschiffen benötigt würde.

CargoLifter kann bereits auf über 20 Vorverträge mit namhaften Gesellschaften verweisen, darunter Siemens, Linde, Hochtief und Dräger. Diese haben das technische Konzept bereits mehrfach geprüft und sind mit 16 % an CargoLifter beteiligt.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr (31.8.99) hatte das Unternehmen mit 18.900 Euro keine nennenswerten Umsätze. Für das Geschäftsjahr 2003/04 plant das Unternehmen bei Umsätzen von rund 110 Mio. Euro das erstmalige Erreichen der Gewinnschwelle. Im Folgejahr 2004/05 soll sich der Umsatz auf knapp 300 Mio. Euro nahezu verdreifachen. Der Emissionserlös wird in die Weiterentwicklung des Logistik-Konzeptes, die Finanzierung des Prototyps, Marketing, den Aufbau des Produktionsstandortes und die Vorbereitung der Serienproduktion fließen.

In der heutigen Zeit, da sich der Begriff „alte Industrie“ schon fast zum Schimpfwort gewandelt hat, beschreitet die CargoLifter AG einen revolutionären und gleichermaßen märchenhaft neuen Weg. Als Kind der Luftfahrt kleidet es den lästigen Schwertransport auf der Straße in ein neues Gewand. Der Wunsch der Industrie nach neuen, Kosten und Zeit sparenden Transportmöglichkeiten ist vorhanden.

Die CargoLifter-Aktie ist sicher nicht ohne Risiko. Dieses liegt eher in behördlichen Zulassungsfragen denn in technischer Sicht, da die Grundtechnologien, etwa die Krantechnik von Liebherr, bereits zum Qualitätsstandard gehören. Es bleibt allerdings zum jetzigen Zeitpunkt die Frage offen, inwieweit eine Serienproduktion von vier Stück pro Jahr den Bedarf von 200 Luftschiffen schnell genug decken kann, um das vorhandene Marktpotential wirklich erobern zu können. Für den Anleger wenig attraktiv erscheint auch, daß für 2001 in diesem kapitalintensiven Geschäft bereits eine weitere Kapitalerhöhung angekündigt ist. Im Erfolgsfall winken CargoLifter jedoch stattliche Gewinne, denn das Unternehmen könnte für einige Jahre aufgrund hoher Markteintrittsbarrieren (Know-how, Fertigung, Marketingerfahrung) eine Monopolstellung belegen.

Einer Marktkapitalisierung von 926 Mio. DM (Basis 18 Euro) stehen auf Sicht kaum nennenswerte Umsätze gegenüber. Aus Sicht der Finanzierungstheorie steht die Kalkulation auf wackeligen Beinen, da der Break Even erst in weiter Zukunft erreicht wird. Auf Basis der Planzahlen für das Geschäftsjahr 2003/04 (zum 31.8.) ist das Unternehmen noch immer mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 4,5 bewertet. Aufgrund der außerordentlich hohen Investitionskosten und einer großen Prognoseunsicherheit bei der Kalkulation drängt sich eine Anlage nicht auf. Zeichnen sollten nur diejenigen, die einen sehr langen Atem haben und an die Technik glauben.

Eine ausführliche Analyse des Unternehmens finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe 5/2000 des GoingPublic-Magazin, S. 70.

 

Autor/Autorin