Biotech-Unternehmen waren im ablaufenden Jahr begehrte Übernahmeobjekte: Mit 54% Aufschlag auf den Börsenkurs einen Monat vor Übernahme-Bekanntgabe erzielten Biotech-Unternehmen 2017 weltweit die höchsten Übernahmeprämien – klar über dem Fünfjahres-Durchschnitt von 45%. Das ergab eine Analyse der Investmentbank Bryan, Garnier & Co.

Betrachtet wurden die 1.040 weltweiten M&A-Transaktionen, die in den ersten neun Monaten 2017 im Healthcare-Bereich stattfanden: 132 Zukäufe von Biotech-Unternehmen, 219 von Pharma-Firmen und 689 im Bereich Medizintechnik.

Mit vergleichsweise niedrigen 21% Aufpreis auf den jeweiligen Börsenkurs einen Monat vor Bekanntgabe der Übernahmepläne waren Pharma-Unternehmen um 33 Prozentpunkte preiswerter zu haben als Biotech-Firmen.

„Zwar gab es 2017 nur wenig große Deals, und Übernahmen wie die von Actelion und Kite [durch Gilead] waren Ausnahmen, aber es gab  eine Vielzahl kleinerer Transaktionen und vor allem Biotech-Unternehmen werden zunehmend teurer,“ betont Falk Müller-Veerse, Managing Partner von Bryan Garnier in Deutschland.

Das sei auch nicht verwunderlich, denn Biotech-Unternehmen bekämen zunehmend Zulassungen für Medikamentenkandidaten, die einen Therapiedurchbruch darstellten: „Und das sind genau die Art von Produkten, die die großen Pharmaunternehmen für ihre eigene Pipeline brauchen.“

Im Vergleich zu den Vorjahren haben Healthcare-Unternehmen 2017 weltweit Rekordsummen eingesammelt: Schon nach neun Monaten hat das Volumen an eingeworbenem Eigenkapital (Private Placements) mit 9 Mrd. USD das Niveau der Jahre 2016 (8,1 Mrd. USD)  und 2015 (6,1 Mrd. USD)  überschritten.

Auch die Aktivitäten im Bereich Equity Capital Markets nahmen deutlich zu: In Europa stieg das Volumen an Public Equity (öffentlich eingeworbenes Eigenkapital) in den ersten neun Monaten auf 1,5 Mrd. EUR (2016: 860 Mio. EUR).

Bryan Garnier rechnet mit weiter zunehmenden M&A-Aktivitäten 2018, nicht zuletzt angesichts der zunehmenden Konzentration der großen Pharma-Firmen auf wenige strategische Geschäftsfelder. Hinzu käme der Trend zur Digitalisierung des Gesundheitswesens.

Zunehmende Kauflust vor allem amerikanischer Unternehmen erwarten die Analysten von Bryan Garnier auch im Zuge der jüngsten Steuerreform in den USA.

„Angesichts des guten Marktumfelds und der attraktiven Bewertungen am Kapitalmarkt wird für viele Healthcare-Unternehmen auch der Börsengang als ultimative Möglichkeit zur Kapitalbeschaffung wieder interessanter“, betont Dr. Nicholas Hanser, der von München aus das deutschsprachige Kapitalmarktgeschäft für Bryan, Garnier & Co betreut.

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