Der Hersteller von sicherheitsrelevanten Systemen für den Nutzfahrzeugbereich will in seinem zweiten Anlauf den Börsengang meistern. Das 65 Jahre alte Unternehmen hat dafür in der vergangenen Woche ein Angebot im Rahmen einer Privatplatzierung an institutionelle Investoren vorgelegt und plant den Handelsstart an diesem Donnerstag.

Börsengang

Die JOST Werke AG will in dieser Woche im Regulierten Markt (Prime Standard) an der Frankfurter Wertpapierbörse sein Börsendebut feiern. Im Rahmen einer Privatplatzierung hatte der Zulieferer in der vorigen Woche dabei die Preisspanne für seine auszugebenden Aktien auf 25 EUR bis 31 EUR je Aktie festgelegt: Die Platzierung endet voraussichtlich am 19. Juli, der Handelsstart ist für den 20. Juli geplant. Ein öffentliches Angebot ist dabei nicht vorgesehen und so sollen die Aktien ausschließlich institutionellen Investoren insbesondere in Europa und Nordamerika angeboten werden. Für JOST ist dies der zweite Versuch des Börsengangs, vor knapp zwei Jahren hatte das Unternehmen seine Pläne aufgrund der inopportunen Entwicklung am Aktienmarkt wieder zurückgezogen.

Das Angebot umfasst bis zu 5,2 Mio. neue Inhaberaktien aus einer Kapitalerhöhung und bis zu 2,9 Mio. bestehende Inhaberaktien aus dem Bestand des bestehenden Aktionärs Cinven. Zusätzlich bietet Cinven im Rahmen einer Mehrzuteilungsoption bis zu knapp 1,2 Mio. weitere Inhaberaktien zur Platzierung an. JOST könnte aus dem Verkauf der neuen Aktien einen Emissionserlös von mindestens 130 Mio. EUR realisieren. Das gesamte Emissionsvolumen inkl. Greenshoe könnte bis zu max. 287 Mio. EUR betragen. Die Marktkapitalisierung von JOST dürfte dann im Bereich zwischen 381 Mio. EUR und max. 472 Mio. EUR liegen. Inklusive einer vollständigen Platzierung des Greenshoe würden schließlich knapp 61% der Aktien im Streubesitz liegen.

JOST beabsichtigt, den Nettoerlös aus der Platzierung der neuen Aktien für die Rückzahlung bestehender Kredite sowie für allgemeine Unternehmenszwecke zu verwenden. Mit dem zu erwartenden Mindesterlös könnte das Unternehmen etwa die Hälfte seiner Verbindlichkeiten zurückzahlen. Deutsche Bank, J.P. Morgan und Commerzbank sind als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners mandatiert. BNP Paribas agiert als weiterer Joint Bookrunner. Rothschild berät die Neu-Isenburger als unabhängiger Financial Advisor.

„Wir haben unser Geschäft in den vergangenen Jahren erfolgreich erweitert und unsere führenden Marktpositionen weltweit ausgebaut. Der Zugang zum Kapitalmarkt wird unsere weiteren Wachstumspläne unterstützen und Investitionen in strategische Bereiche wie etwa autonomes Kuppeln ermöglichen.“ so JOST-CEO Lars Brorsen.

CEO Lars Brorsen
CEO Lars Brorsen

Unternehmen

JOST ist nach eigenen Angaben ein weltweit führender Produzent und Lieferant von Systemen, Modulen und Komponenten im Nutzfahrzeugsegment. 1952 gegründet, beschäftigt das Unternehmen über 2700 Mitarbeiter und ist mit Vertriebs- und Fertigungsstätten weltweit in 18 Ländern vertreten. Dabei bietet das Unternehmen Produkte für Zugmaschinen, Auflieger und Anhänger an und untergliedert seine Geschäftsbereiche in die drei Bereiche „Vehicle Interface“, „Maneuvering“ und „Handling Solutions“, über die es seine Marken „JOST“, „ROCKINGER“, „TRIDEC“ und „Edbro“ vertreibt. Kernmarkt mit 56% Umsatzanteil ist dabei Europa, Asien-Pazifik stellt 22% und Nordamerika plus Brasilien ebenso 22%.

Der Bereich „Vehicle Interface“ bezieht sich auf Produkte, die für den Betrieb einer Nutzfahrzeugkombination aus Truck und anhängendem Trailer benötigt werden, wie zum Beispiel Sattelkupplungen und Stützwinden. 74% seines Umsatzes generiert JOST hiermit. Das „Maneuvering“-Segment legt den Fokus auf Komponenten für die Achsen für Sattelzugmaschinen plus Anhänger sowie Zwangslenkungssysteme und sorgt für 16% des Umsatzes. Der Bereich „Handling Solutions“ umfasst Containertechnologien und hydraulische Zylinderprodukte und erwirtschaftet die restlichen 10% des Umsatzes. Im Bereich Vehicle-Interface-Systeme verzeichnete JOST im Jahr 2016 einen Weltmarktanteil von 54% bei Sattelkupplungen und von 56% bei Stützwinden. Auf diese beiden Kernprodukte entfielen 2016 ca. 64% der Umsatzerlöse.

JOST schätzt, dass die jeweiligen Marktanteile der Kernprodukte ca. drei Mal höher sind als diejenigen der nächststärksten Wettbewerber. Dabei beliefert das Unternehmen sowohl OEM’S (Original Equipment Manufacturer) in der Erstausrüstung als auch den Ersatzteil- und Anschlussmarkt (Aftermarket). Drei Viertel des Umsatzes werden in der Erstausrüstung erzielt. Dabei betont der Zulieferer auch, über einen sehr diversifizierten Kundenkreis zu verfügen, bei dem die 25 größten Kunden 2016 gerade die Hälfte zu den Umsatzerlösen beigetragen haben bzw. kein Abnehmer mehr als 8% des Umsatzes trägt.

JOST
JOST Fuhrpark

„In den vergangenen Jahren haben wir die Marktführerschaft unserer Kernprodukte in den Schlüsselmärkten weiter ausgebaut. Gleichzeitig haben wir unsere Zukäufe erfolgreich integriert und erhebliche Verbesserungen im operativen Bereich erzielt,“ erläutert Brorsen.

Jost Werke
2015 2016 2017e 2018e
Umsatz *) 649,8 633,9 720,0 785,0
Nettoergebnis *) -52,1 -15,2 12,0 13,5
EpS -3,42 -1,00 0,79 0,89
KGV min. -7,3 -25,0 31,7 28,2
KGV max. -9,1 -31,1 39,3 35,0
*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: GoingPublic Research