Boehringer Ingelheim hat alle Anteile der österreichischen ViraTherapeutics übernommen. Das biopharmazeutische Unternehmen aus Innsbruck ist auf die Erforschung von Therapien mit onkolytischen Viren spezialisiert. Im Fokus steht der Hauptproduktkanditat VSV-GP, Vesicular Stomatitis Virus (VSV) mit modifiziertem Glykoprotein (GP), der allein und in Kombination mit anderen Krebstherapien untersucht wird.

Der Gesamttransaktionswert von 210 Mio. EUR basiert auf einem zwischen den Unternehmen im August 2016 abgeschlossenen Kaufoptionsvertrag.

„Mit der Akquisition ergänzen wir bestehende Forschungsprojekte im Bereich der Immunonkologie und stärken gleichzeitig den Forschungsstandort Österreich, da wir dadurch den Verbleib des Teams und die räumliche Nähe zu den Innsbrucker Universitäten sichern konnten““, erläutert Philipp von Lattorff, Generaldirektor Boehringer Ingelheim RCV, die Bedeutung der Akquisition.

Doppelter Angriff auf Krebszellen

Die Therapie mit onkolytischen Viren ist eine Krebsbehandlung mit zwei Wirkungsweisen: Zunächst vermehrt sich das Virus spezifisch in Krebszellen und tötet diese ab. Dann stimuliert die Virusinfektion das Immunsystem noch zusätzlich, diese Krebszellen ins Visier zu nehmen, was zu einer immunvermittelten Tötung sowohl infizierter als auch nicht infizierter Krebszellen führt und die Tumorkontrolle weiter verbessert.

Boehringer Ingelheim und ViraTherapeutics arbeiten gemeinsam an der Entwicklung einer Plattform für Therapien mit onkolytischen Viren der nächsten Generation. Der Hauptkandidat VSV-GP, der der Plattform zum Durchbruch verhelfen soll, hat vielversprechende Ergebnisse in präklinischen Modellen gezeigt, insbesondere in Kombination mit wichtigen immunmodulatorischen Ansätzen, wie Boehringer verlauten ließ.

Gebündelte Expertise im Einsatz für Krebspatienten

Die Verwendung eines kombinierten Ansatzes, bei dem Immunonkologie und Therapien, die sich gegen die Tumorzelle richten, gemeinsam zum Einsatz kommen, steht im Mittelpunkt der immunologischen Krebsforschungsstrategie von Boehringer Ingelheim. Die von ViraTherapeutics erforschte onkolytische, virusbasierte Therapie soll diese Strategie künftig ergänzen.

„Unser Ansatz basiert darauf, ‚kalte‘ Tumore – also immunologisch inaktive Tumore, die nicht auf Checkpoint-Blocker ansprechen – in ‚heiße‘ Tumore umzuwandeln, die anfällig für einen Angriff des Immunsystems sind“”, sagte Dr. Michel Pairet, Mitglied der Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim mit Verantwortung für Forschung und Entwicklung.

Boehringer Ingelheim investiert in Biotech-Start-ups

ViraTherapeutics war ein Portfoliounternehmen von EMBL Ventures und dem Boehringer Ingelheim Venture Fund (BIVF) und wurde 2013 als Spin-Out der Medizinischen Universität Innsbruck gegründet. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 19 Mitarbeiter. Der BIVF verwaltet 250 Mio. EUR und betreut aktuell ein Portfolio von 22 aktiven Unterne

Autor/Autorin