Seit 2015 wurde über Blockchain-Technologie häufig gesprochen und viel geschrieben. Schenkt man den euphorischen Prognosen über die Blockchain Glauben, birgt sie enormes Einsparpotenzial und großartige Geschäftschancen in sich. Die Faszination einer Technologie, die allen Teilnehmern zu jedem Zeitpunkt volle Transparenz über die gemeinsame Datenlage verschafft, erklärt sich aus dem Wissen, wie aufwendig auch heute noch die Synchronisation von Daten ist und welche Effekte Datenschiefstände in der realen Welt haben können. Dennoch klafft weiterhin eine enorme Lücke zwischen den geschürten Erwartungen und den tatsächlich realisierten Anwendungsfällen auf Blockchain-Basis. Von Axel Apfelbacher

Diese führt zunehmend zu zynischen Kommentaren über die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Technologie außerhalb der Welt der Kryptowährungen. Doch sind diese auch wirklich gerechtfertigt?

Allgemeininteresse ist groß – Blockchain als Trendthema

Transaktionen, sprich: der rechtswirksame Übergang von Vermögensgegenständen von einem Altbesitzer zu einem Neubesitzer, sind das Lebenselixier jeder Form wirtschaftlichen Handelns. Die Technologien, die Menschen erfunden haben, um Transaktionen zu ermöglichen und deren Inhalt nachvollziehbar zu dokumentieren, sind seit Tausenden von Jahren der Kern entwickelter Volkswirtschaften. Selbst die erste Schriftsprache wurde vermutlich entwickelt, um die Buchhaltung im damaligen Mesopotamien für Dritte zugänglich zu machen.

Änderungen an solch fundamentalen Infrastrukturen folgen dabei stets dem gleichen Innovationspfad: initiale Erfindung, längere Ruhephase, massive Übertreibung in den Erwartungen, Enttäuschung über mangelnde Implementierung, längere Ruhepause, Implementierung in wesentlichen Bereichen der Volkswirtschaft. Aufgrund der langfristig enormen Veränderungen, die eine neue Transaktionsinfrastruktur zur Folge haben kann, sind Marktteilnehmer auf der einen Seite von den Möglichkeiten elektrisiert und gleichzeitig enttäuscht über die geringe Auswirkung der Technologie in der Kurzfristperspektive.

Hindernisse auf dem Weg zur Realisierung

Die vergleichsweise alte Technologie der verteilten Datenhaltung einer Blockchain-Infrastruktur bietet Vor- und Nachteile. Die Fähigkeit, alle Datenpunkte innerhalb eines verteilten Netzes zu synchronisieren, ermöglicht zwar den Abbau von Rekonziliierungs-Schritten zwischen verschiedenen Handelsparteien – sie gewährt aber womöglich auch einen signifikanten Einblick in Marktaktivitäten, was für die Nutzung in realen Märkten ungeeignet erscheint. Eine Blockchain-Infrastruktur, die nach den Designprinzipien des Bitcoin-Netzwerkes von Marktteilnehmern umgesetzt würde, ermöglichte Händlern mit einer Vielzahl von Geschäftsvorfällen vermutlich recht schnell, sich ein Bild von gehandelten Mengen, Preisen und handelnden Personen oder Unternehmen zu machen. In solchen Fällen könnte die Transparenz negative Folgen haben und das Handeln an Märkten gegebenenfalls massiv beeinflussen. Der vielversprechendste Lösungsansatz ist hier das „Zero-Knowledge-Proof“ genannte Validierungsverfahren, bei dem die beteiligten Knoten eines Blockchain-Netzes Transaktionen validieren können, ohne auf deren Inhalt oder die Beteiligten der Transaktion zu schließen. Dieses Verfahren ist jedoch noch recht neu, und praktische Evaluationen in Bezug auf Sicherheit und Performance gibt es derzeit selten.

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