Die Konferenz ist ungefähr so aussichtslos wie der Versuch, Dieter Bohlen die Relativitätstheorie zu erklären. Jene Länder, die sich derzeit wirtschaftlich immens entwickeln, haben weder das Bewusstsein noch die Strukturen, wirkungsvollen Klimaschutz zu betreiben – und die arrivierten Industrienationen keinerlei Recht, nun, nachdem sie unter immenser Umweltverschmutzung ihre Führungsposition aufgebaut haben, von den Emporkömmlingen zu verlangen, besonders sauber zu wachsen. Nicht zuletzt durch die epochale Ignoranz der USA dürfte in Nairobi kaum mehr als aufgeheizte Stimmung als Ergebnis harren.

Dabei ist das Thema noch nicht einmal neu. Die Älteren unter den Lesern werden sich noch an den flammenden Appell des Club of Rome erinnern, der schon in den 70er Jahren die „Grenzen des Wachstums“ durch Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung aufgezeigt hat. Früher wurden Brunnenvergifter in der Regel gevierteilt, heute sind sie begehrte Handelspartner.

Nein, politisch ist keine Lösung im Sinne eines verbindlichen Vertrags zu erwarten. Einzig der Ansatz von Nicholas Stern, ehedem Chefökonom der Weltbank, eröffnet Perspektiven. Stern rechnet in seiner unlängst vorgestellten Studie haarscharf vor, dass es ökonomisch mehr Sinn macht, mit aller zur Verfügung stehenden Kapitalmacht die weitere Erderwärmung zu verhindern, als in eine Mega-Rezession durch den Klimakollaps zu schlittern und obendrein die Aufräumarbeiten nach ansonsten zu erwartenden extremen Naturereignissen zu bezahlen.

Knapp formuliert: Erst wenn das „big money“ egal welcher Währung mehr Gewinn mit Investitionen gegen den Klimakollaps wittert als im gepflegten „Weiter so“ besteht die Chance zur Umkehr der Situation. Weder Bilder von Millionen dürstenden Menschen in zukünftigen Dürrezonen oder von blühenden Hochgebirgsregionen werden zum Umdenken bewegen, sondern einzig die zu gegebener Zeit zu erwartende Neu-Allokation des Kapitals. Das funktioniert im Großen nicht anders als im Kleinen: Sparsame Autos zum Beispiel werden nur dann ordentlich nachgefragt, wenn der Kraftstoffpreis überproportional zu den sonstigen Lebenshaltungskosten steigt, die Anschaffung und der Spaßverzicht also besonderen finanziellen Gewinn verspricht.

Für Anleger können das sogar sehr lohnende Zeiten werden, denn ohne neue Schlüsseltechnologien oder die entscheidende Weiterentwicklung bestehender alternativer Energien wird der Wandel kaum zu bewerkstelligen sein. Es lauern also neue Trends und damit Unternehmen, die von diesen Trends besonders profitieren werden.

Stefan Preuß

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