Das Berliner Unternehmen Glycotope konnte auf dem diesjährigen ASCO Treffen vielversprechende Daten seines glykooptimierten Wachstumsfaktorrezeptor-Inibitors CetuGEX™ präsentieren.

Das Spezialgebiet von Glycotope ist die Optimierung von Zuckerresten in therapeutischen Proteinen, also die Glykosylierung von Biopharmazeutika. Ein Produkt, dessen Optimierung Glycotope besonders gut gelungen ist, nennt sich CetuGEX und ist ein inhibitorischer monoklonaler Antikörper des Wachstumsfaktor-Rezeptors EGFR (epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor), der in vielen Krebsarten überexprimiert wird, also in zu großer Menge vorhanden ist. In ersten Studien am Menschen konnte der Wirkstoffkandidat aber nicht nur eine vielversprechende Tumoraktivität unter Beweis stellen sondern zeigte auch ein ausgezeichnetes Sicherheitsprofil. Der Phase-I-Versuch, der auf dem ASCO-Treffen in der Sektion Developmental Therapeutics und Immunotherapy präsentiert wurde, sollte primär die Sicherheit und Verträglichkeit des Antikörpers evaluieren und eine möglichst optimale Dosierung finden. Der sekundäre Endpunkt war die vorläufige Evaluierung einer potenziellen Antitumorwirkung in den 41 Probanden. Vielversprechend war vor allem das ausgezeichnete Nebenwirkungsprofil von CetuGEX, das deutlich besser zu sein scheint als bei bisherigen EGFR-Inhibitoren. Zudem gab es eindeutige Zeichen einer therapeutischen Aktivität von CetuGEX ohne den Zusatz weitere Medikamente. Der Antikörper könnte sich folglich zur Monotherapie eignen.

Klinische Aktivität in allen Dosierungen
In sämtlichen Dosierungen konnte eine eindeutige Tumoraktivität erzielt werden. 19 von 25 (76%) der stark vorbehandelten Patienten, 78 Prozent der hatten bereits drei Chemotherapien erhalten, mit fortgeschrittenem Krankheitsbild profitierten von der Behandlung. Die Therapie mit CetuGEX führte zur Stabilisierung der Erkrankung in verschiedenen Tumoren – vom nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom über das Kolorektale Karzinom bis zum Speiseröhren- und Magenkarzinom. Alle noch in Behandlung befindlichen Patienten sprechen weiterhin gut auf den Antikörper an. Prof. Walter Fiedler vom Krankenhaus Hamburg-Eppendorf, der die Studienergebnisse in Chicago vorstellte, beendete seine Präsentation mit der Empfehlung, CetuGEX baldmöglichst in die Phase-II der klinischen Entwicklung zu bringen. Dr. Steven Alberts von der Mayo Clinic in Rochester hob in der anschließenden Diskussion vor allem die Aktivität des Antikörpers in stark vortherapierten Krebspatienten hervor. Auch die sehr viel bessere Verträglichkeit im Vergleich mit anderen EFGR-Inhibitoren sieht der US-Mediziner als einen großen Vorteil von CetuGEX.

Stets der passende Zuckerrest
Die Glykosylierung von Proteinen spielt in vielen Stoffwechselwegen im Organimus eine wichtige Rolle. Auch ein optimales Funktionieren von Antikörpern ist mit ganz bestimmten Zuckerresten korreliert. Basierend auf der Optimierung der Zuckerreste in einem Antikörper kann eine Antibody‐dependent cell‐mediated cytotoxicity (ADCC) erzielt werden, die bis zu 250-fach höher liegt als bei Erbitux, einem der ersten zugelassenen EFGR-Antikörper. Glycotopes optimierte Antikörper werden auch GlycoBodies genannt und zielen auf ganz bestimmte Zuckerstrukturen auf der Oberfläche von Zellen. Schlüssel der Glykooptimierung des Unternehmens sind ganz bestimmte humane Zell-Linien, die eine humane Glykosylierung der Proteine ermöglichen, was zu einer deutlich besseren Verträglichkeit beiträgt. Viele Antikörper werden nämlich noch immer in nicht-humanen Zellen produziert und tragen somit eine Art Fremd-Etikett, das im menschlichen Körper zu nicht ungefährlichen Abstoßungsreaktionen führen kann. Aktuell hat das Berliner Unternehmen vier Produkte in der klinischen Entwicklung. Neben Antikörpern werden aber auch andere Biopharmazeutika entwickelt.

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