Die Transaktion
Im Rahmen eines Private Placements wurden vorbörslich 0,65 Mio. Aktien bei institutionellen Investoren, leitenden Mitarbeitern und Vertriebspartnern plaziert. Ein öffentliches Angebot war mit der Notierungsaufnahme nicht verbunden. Begleitet wurde diese von der VEM Aktienbank. Der erste Kurs wurde heute früh mit 10,25 Euro festgestellt.

WKN:A0B9N3
Marktsegment:  Entry Standard (früher Freiverkehr), Frankfurter Wertpapierbörse
Grundkapital:  5,65 Mio. Euro, eingeteilt in 5,65 Mio. Aktien
MarketCap:  58 Mio. Euro (Basis: erster Kurs 10,25 Euro)
Internet:  www.aragon-ag.de

Das Unternehmen
Die Angermeyer, Brumm & Lange Unternehmensgruppe GmbH hat ihre Beteiligungen an Finanz-Vertriebsgesellschaften in der Aragon AG zusammengefaßt. Dabei handelt es sich um 100 % am bekannten „Maklerpool“ Jung, DMS & Cie. AG sowie um 35 % an der Fundmatrix AG, einer Art Generalvertretung für Fondsgesellschaften. Aragon plant zudem eine 51 %ige Bankbeteiligung. In der Schwestergesellschaft Altira AG wurden darüber hinaus die Beteiligungen an zwei Asset-Managern gebündelt.

Aragon fungiert dabei als Beteiligungsholding, deren Ziele eine aktive Buy-and-Build-Strategie oder eine klassische Wachstumsfinanzierung ist. Das Unternehmen verfolgt grundsätzlich keine Verkaufsabsichten, sondern möchte langfristig an der Wertsteigerung und Dividenden der Beteiligungen profitieren.

Die Geschäftsbereiche
Bei Jung, DMS & Cie. ist man in einer Branche tätig, die unter einem starken Konsolidierungsdruck stand. So ging der Maklerpool Jung, DMS & Cie. im September 2003 aus dem Zusammenschluß der DMS Deutsche Maklerservice AG, der Dr. Jung & Partner GmbH und der Finanzplan Fonds-Marketing GmbH hervor. Im April 2004 wurden die Assets der insolventen AdvisorTec GmbH erworben. Das Unternehmen beschäftigt in Hamburg, Wiesbaden, Grünwald und Wien insgesamt 85 Mitarbeiter und hat 7.000 Vertriebspartner mit ca. 18.000 Mitarbeitern. Jung, DMS & Cie. versteht sich als einziger Maklerpool mit vollem Produktsortiment. Mit der Einführung eines Haftungsdachs und der Softwarelösung „World of Finance“ sollen die Vertriebspartner eng an das Unternehmen gebunden werden.

Fundmatrix versteht sich als „Full-Service-Fondsdistributor“, darunter ist eine Generalvertretung für ausländische Fondsgesellschaften zu verstehen. Das Unternehmen arbeitet aktuell u.a. mit UBAM und Thames River Capital zusammen. Der Absatz der Fonds erfolgt vorrangig über Banken, Vermögensverwalter, Dachfonds und Family Offices.

Aragon plant, sich mit 51 % an einer Vollbank zu beteiligen, die zur Zeit noch in Gründung ist. Man befindet sich hierzu aktuell in der Abstimmung mit der BaFin. Ähnlich wie das Finanzhaus Rothmann mit dem Bankhaus Hesse Newman soll auch diese Bank insbesondere neue Finanzprodukte für den Vermittlermarkt kreieren und in diesem Zusammenhang auch für die Vertriebspartner der Unternehmensgruppe und Drittvertriebe eine Verwahrstelle für Wertpapierbestände bieten. Die Bank versucht – im Gegensatz zu anderen Banken – dabei nicht, den Anlegern selbst Produkte zu verkaufen, sondern wendet sich ausschließlich über freie Finanzvertriebe an den Endkunden. Zudem könnten damit weitere Bankmarken für Partner, insbesondere Vertriebsunternehmen, aufgebaut werden. Aragon würde mit seiner Bank dabei die Abwicklung hierfür übernehmen. Innerhalb der Firmengruppe verfügen vor allem Fundmatrix und die neue Bank über sehr skalierbare Geschäftsmodelle.

Geschäftsentwicklung (Jung, DMS & Cie.)
Zahlenreihen (in Mio. Euro): Umsatz  /  EBIT
2004:   24,7  / -0,1
2005e: 36,6  /  1,5
2006e: 47,3  /  2,9
Quelle: eigene Schätzungen

Bewertung
Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Ergebnisbeiträge der Bank noch nicht abzusehen. Diese können jedoch durchaus in nennenswerter Höhe zum Gesamtergebnis beitragen. Fundmatrix dürfte beim Umsatz noch unter 1 Mio. Euro liegen und wird nicht konsolidiert. Somit kann nach derzeitigem Kenntnisstand ausschließlich die 100 %ige Beteiligung an Jung, DMS & Cie. für die Bewertung herangezogen werden. Bei einem Kurs von 10,25 Euro (Erstnotiz) ergibt sich eine MarketCap von 58 Mio. Euro. Dies entspricht einem 2006er EBIT-Multiple von 20. Dies klingt auf den ersten Blick nicht günstig. Doch im Falle von hohen Ergebnisbeiträgen der Bank könnte sich dies auch deutlich günstiger gestalten.

Fazit:
Die Beteiligungen von Aragon erscheinen allesamt interessant. Die wichtigste Tochtergesellschaft Jung, DMS & Cie. dürfte in erster Linie von einer weiteren Regulierung des Marktes sowie die Einführung eines Haftungsdachs für Fondsvertriebe profitieren. Fundmatrix und die Bank haben sehr skalierbare Geschäftsmodelle. Prognosen für diese Unternehmen sind derzeit nur schwer möglich. Allein auf Basis der Zahlen von Jung, DMS & Cie. erscheint Aragon nicht günstig. Doch falls die Bank größere Finanzvertriebe für die Gründung einer „White Label-Bank“ gewinnen kann, dürften sich die Zahlen deutlich positiver gestalten. Daher sollte insbesondere in diesem Bereich der Newsflow aktiv beobachtet werden.

Christian Schiffmacher

Autor/Autorin