Das IPO-Jahr ist derzeit in Deutschland voll im Gange: Nach drei Neuemissionen innerhalb eines Monats, stehen noch vor Ostern die milliardenschweren Börsengänge von DWS und Siemens Healthineers bevor. Dennoch – im internationalen Vergleich hinkt Deutschland hinterher; gerade KMUs scheint die Finanzierung über den Kapitalmarkt nach wie vor schwer zu fallen.

In einer aktuellen Studie hat das Deutsche Aktieninstitut DAI gemeinsam mit Berenberg, der Deutschen Bank, der Deutschen Börse und Goldman Sachs nun analysiert, weshalb vielen kleineren und mittleren Unternehmen der Zugang zum Kapitalmarkt fehlt. „Seit Jahren gehört Deutschland im internationalen Vergleich bei der Zahl der Börsengänge zu den Schlusslichtern“, kritisiert Dr. Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts.

Machen zunehmende Regulierungen die Aktienkultur kaputt?

Insbesondere sorgen ein steigender Regulierungsdruck und zunehmende Transparenzanforderungen dafür, dass viele Unternehmen den Gang aufs Parkett scheuen. Zudem plädieren die Studieninitiatoren dafür, dass von Seiten der Politik endlich mehr für Aktienkultur getan werden müsse.

Die steuerlichen Rahmenbedingungen für Investitionen in KMUs müssen verbessert werden. Nur so werden wir langfristig mehr Börsengänge sehen und innovative Unternehmen in Deutschland bleiben“, betont Hauke Stars, Mitglied des Vorstands der Deutschen Börse.

Maßnahmen zur Stärkung der Aktienkultur. Quelle: DAI, Deutsche Börse, Berenberg, Goldman Sachs
Maßnahmen zur Stärkung der Aktienkultur. Quelle: DAI, Deutsche Börse, Berenberg, Goldman Sachs

Trotz der auf nationaler und europäischer Ebene angestoßenen Initiativen zur Stärkung des Börsengangs bedarf es weiterer gemeinsamer Anstrengungen, um die Unternehmensfinanzierung über die Börse attraktiv zu gestalten.  „Vor allem muss die Politik die Weichen in Deutschland so stellen, dass Aktien in der Altersvorsorge viel stärker als bisher genutzt werden“, so Bortenlänger.

Ökosystem Börse stärken

Doch nicht nur auf politischer Ebene sollte ein Umdenken bezüglich der Aktienanlage stattfinden, sondern auch auf gesellschaftlicher: Noch immer habe die Aktienkultur in der breiten Öffentlichkeit mit Reputationsschäden zu kämpfen – nicht zuletzt durch die hohen Verluste, die viele Privatanleger  im Zuge der Dot.com-Krise erleiden mussten, auch wenn dies mittlerweile fast 20 Jahre zurückliegt.

Vorbildlich in Sachen Aktienkultur agierten hingegen Länder wie die USA,  Großbritannien oder Schweden – dort werde deutlich, dass eine stärkere Aktienorientierung in der Altersvorsorge sich positiv auf die Aktienkultur insgesamt auswirke. „Eine höhere Aktienquote würde auch die heimische Nachfrage bei Börsengängen ankurbeln. Dies hätte auch einen insgesamt positiven Effekt auf das Ökosystem Börse und die Anzahl heimischer Börsengänge“, unterstreicht Dr. Wolfgang Fink, Co-Chief Executive Officer Germany, Austria bei Goldman Sachs.

Die vollständige Studie „Börsengang und Börsennotiz aus Sicht kleiner und mittlerer Unternehmen“ können Sie hier nachlesen.

Autor/Autorin