Spezialist für Energie aus Biomasse
Die in Kulmbach ansässige Ago plant, baut und betreibt Energieversorgungsanlagen im Bereich Erneuerbarer Energien. Die Kernkompetenz des bis 2006 unter M+W Zander firmierenden Unternehmens betrifft Biomasseheizkraftwerke (BMHKW), den wärme- und kältetechnischen Anlagenbau sowie die Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung. Im Geschäftsfeld Projektentwicklung & Umsetzung bietet Ago seinen industriellen und kommunalen Kunden ein „Rundumsorglos-Paket“ an. Man übernimmt die Entwicklung, Planung und den Bau der gewünschten Energieversorgungsanlage. Im Rahmen des „Contracting“ geschieht das teilweise in eigener unternehmerischer Verantwortung. Dann verkauft Ago nur noch die in den Kraftwerken erzeugte Energie an seine Kunden weiter. Von der ersten Entwurfsplanung bis zum Ende der Bauarbeiten vergehen dank paralleler Projektphasen nach Aussagen von Vorstand Hans Ulrich Gruber nur 12 bis 14 Monate, die Hälfe der üblichen Projektentwicklungszeit. Seit 2002 betreibt Ago zudem im Auftrag von DaimlerChrysler BMHKW am Standort Kölleda. Vergangenes Jahr kam mit dem BMHKW in Alperstedt eine weitere Anlage hinzu. Über den Einsatz regenerativer Brennstoffe wie Biomasse lassen sich für den Kunden Kosteneinsparungen von bis zu einem Drittel und ein niedriger Emissionsausstoß realisieren – in Zeiten steigender Energiepreise und breiter Klimadiskussionen ein überzeugendes Argument. Daneben bietet man die Instandhaltung und Wartung auch für fremderrichtete Anlagen an.

Die Zukunft liegt im Anlagenbetrieb
Gruber will die Mittel aus dem Börsengang vollständig für Investitionen in neue BMHKW verwenden. War Ago in der Vergangenheit vor allem ein Anlagenbauer und -entwickler, so sieht man vor allem im Betrieb derselben neue Umsatz- und Ertragspotenziale. Die meist über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren abgeschlossenen Verträge sichern dem Unternehmen nach Aussagen Grubers sehr sichere, planbare Einnahmen zu. Derzeit befinden sich sechs BMHKW in der Pipeline, die vorrangig in Gebieten mit hohem Waldanteil gebaut werden sollen. Pro Jahr sieht der Investitionsplan die Errichtung von drei bis vier neuen Anlagen vor, wobei die Zahl letztlich u.a. aufgrund von Akquisitionen bei Stadtwerken auch höher ausfallen kann. Bis zum Jahr 2010 erscheint nach Unternehmensangaben die Installation von 30 BMHKWe möglich. Der zeitliche Vorlauf während der Entwicklungs- und Bauphase bedingt, dass sich die neuen Projekte jedoch erst ab 2009 im Ergebnis niederschlagen werden. Mittelfristig steht zudem die Expansion ins Ausland auf der Agenda des Vorstands. Ein erstes „Vortasten“ findet mit dem Bau von vier Blockheizkraftwerksmodulen für die griechische Stadt Serres aktuell bereits statt. Nicht verschweigen werden darf andererseits, dass Ago bisher noch relativ wenig Erfahrung mit dem Langzeitbetrieb von BMHKW hat. Eine zunehmende Nachfrage nach Nachwachsenden Rohstoffen könnte darüber hinaus die Wirtschaftlichkeit der Anlagen beeinträchtigen.

IPO-Details
Während der noch bis zum 22. Juni laufenden Zeichnungsfrist können Anleger ihre Kaufaufträge innerhalb der festgelegten Spanne zwischen 6 und 7 Euro abgeben. Alle 1,3 Mio. Aktien, die im Rahmen der Emission angeboten werden stammen aus einer Kapitalerhöhung. Nach Emissionskosten dürften für Ago 6,9 bis 8,1 Mio. Euro übrig bleiben. Lediglich 130.000 Aktien stellt der bisherige Großaktionär Caverion – dahinter verbirgt sich die frühere M+W Zander Gebäudetechnik GmbH – im Rahmen der Mehrzuteilungsoption zur Verfügung. Cavrion bleibt auch nach dem Börsengang mit rund 60 % wichtigster Anteilseigner. Auf das Management entfallen post-IPO rund 5 % der Aktien, während der Streubesitz abhängig von der Ausübung des Greenshoe maximal 35,8 % erreicht.

Zahlenwerk und Bewertung
Der vergangenes Jahr ausgewiesene Umsatzrückgang erklärt sich mit der Abrechnung und Verbuchung eines Großauftrags in 2005. Darin fielen Erlöse über 22 Mio. Euro aus der Fertigstellung des Projekts EVC Dresden. Ergebnisseitig wirkte sich die Entscheidung über eine Schließung des Lüftungsanlagenbaus belastend aus. Mit Blick auf das aktuelle Geschäftsjahr kann erstmals mit signifikanten Umsätzen aus dem Anlagenbetrieb kalkuliert werden. Dass der Anstieg gegenüber 2006 dennoch nicht größer ausfallen dürfte, liegt an der Aufgabe des Lüftungsanlagenbaus. Die höhermargigen Betreiberumsätze und der Wegfall von Sonderfaktoren (IPO-Kosten) lassen die Analysten von Independent Research für die Zukunft eine deutliche Ergebnisverbesserung unterstellen, wodurch sich das KGV von 28 bei einem Kurs von 7 Euro in diesem Jahr auf 11,5 im Jahr 2008 und 7,7 im Jahr 2009 ermäßigen würde.

 

Ago – Geschäfts- und Kennzahlen

2006

2007e

2008e

2009e

Umsatz*

41,0

42,6

45,7

54,6

Nettoergebnis*

0,9

0,8

2,4

3,7

EpS

0,22

0,21

0,60

0,91

KGV max.**

32,6

33,7

11,7

7,7

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: Independent Research
**) auf Basis der Preisspanne


Fazit
Die regulatorische Großwetterlage in Bezug auf Erneuerbare Energien und fortlaufende Preiserhöhungen bei konventionellen Energieträgern spielen dem Geschäftsmodell von Ago in die Hände. Allerdings ist das Unternehmen damit auch zu einem guten Stück von der Stimmungslage der Umweltpolitiker in Brüssel und Berlin abhängig. Der Ansatz, von der Planung bis zum Betrieb der Werke alles aus einer Hand anzubieten, dürfte ein Wettbewerbsvorteil sein. Allerdings fehlt dem kleinen Unternehmen auch einiges an Kampfgewicht, falls die großen Energieversorger mit Macht in die Branche drängen sollten. Eine Zeichnung am unteren Ende können risikobewusste Anleger dennoch in Betracht ziehen.

Marcus Wessel, Peter Mair

 

AGO – Emissionsparameter
WKN

A0L R41

Erstnotiz

28. Juni

Zeichnungsfrist

18. bis 22. Juni

Bookbuildingspanne

 6 bis 7 Euro

MarketCap

24,0 bis 28,0 Mio. Euro

Marktsegment

Open Market (Entry Standard)

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

1,3 Mio. Aktien aus Kap.erhöhung,

zzgl. bis zu 130.00 Aktien Greenshoe von Altaktionären

 8,6 bis 10,0 Mio. Euro

Konsortium

quirin bank (Lead), Close Brothers Seydler (Selling Agent)

Free Float

35,8 %

Internet

www.ago.ag

 

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