Der luxemburgische Finanzinvestor BluO hatte die Modekette 2009 von der Metro-Gruppe für 10 Mio. EUR schuldenfrei übernommen. Zu diesem Zeitpunkt war Adler bei Metro schon komplett abgeschrieben und stand länger auf der Verkaufsliste. BluO, das von Arques-Chef Peter Löw und Martin Vorderwülbecke gegründet wurde, griff zu – ein Investment, das sich bald auszahlen könnte.

Börsengang
Insgesamt sollen bis zum 14. Juni rund 11,6 Mio. Aktien für 10 bis 12,50 EUR platziert werden. Davon stammen 2,65 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung und 7,46 Mio. aus einer Umplatzierung der Anteile von BluO. Außerdem stellt der Finanzinvestor noch 1,5 Mio. Aktien als Greenshoe zur Verfügung. Werden alle Aktien platziert, könnte sich der Emissionserlös auf bis zu 145 Mio. EUR belaufen, wovon jedoch bis zu 112 Mio. an den derzeitigen Eigentümer fließen würden.

Nachdem die Commerzbank ihr Mandat als Konsortialführer niedergelegt hat, begleitet jetzt Crédit Agricole den Börsengang allein. Am 16. Juni sollen die Papiere zum ersten Mal im Prime Standard der Frankfurter Börse gehandelt werden. Die frischen finanziellen Mittel aus der Kapitalerhöhung – immerhin bis zu 30 Mio. EUR – sollen ausschließlich in die Expansion gehen.

Mit 45+ auf Wachstumskurs

Beim Wachstum verfolgt das fränkische Unternehmen ehrgeizige Ziele: Zwischen 25 bis 30 neue Shops sollen pro Jahr hinzukommen – in Deutschland und Europa, darunter Länder wie Slowenien, Holland, Frankreich und die Schweiz. Ob das Geschäftsmodell der Bayern und Birgt Schrowange als Werbefigur dort Fuß fassen wird, wird sich jedoch erst in den kommenden Jahren zeigen. Auch Akquisitionen stehen auf dem Plan der Franken: „Diese Strategie werden wir in Deutschland und im benachbarten Ausland durch die Eröffnung neuer Modemärkte und den Zukauf von bestehenden Wettbewerbern und Ladenketten vorantreiben“, bekräftigt CEO Lothar Schäfer die Ziele.

Adler-Geschäfte, zwischen 700 bis 4.000 qm groß, sind fast ausschließlich in Vororten oder großen Einkaufszentren zu finden. So werden die Mietkosten gering gehalten. Momentan gibt es 137 Läden in Deutschland, Luxemburg und Österreich, wobei 80 % des Umsatzes im Heimatmarkt generiert werden. 96 % der Verkäufe bewerkstelligte die Modekette über ihre eigenen Marken. Um potenzielle Kunden früh anzusprechen, arbeitet Adler eng mit anderen Retailern wie Tom Tailor oder S. Oliver zusammen, die mit eigenen Shops in den Adler-Filialen vertreten sind. Als zusätzlicher Distributionskanal wurde im März 2010 ein Internetshop gelauncht.

Die Franken sind keine Trendsetter, da ihre Zielkundschaft – Männer und Frauen ab 45 – eher konservativ ist. Darüber hinaus profitiert das Unternehmen von einer sehr hohen Kundenbindung und einem hohen Bekanntheitsgrad. Rund 90 % der Einkäufe tätigen die Kunden über ihre Adler-Kundencard. Mit der Fokussierung auf diese kaufkräftige und – dem demografischen Wandel sei Dank – immer größer werdende Gruppe von über 45-Jährigen scheint die Modekette für die Zukunft gut gerüstet. Ein Verjüngungsversuch, den die Gruppe 2005 startete, scheiterte. Seitdem fokussiert sich das erfahrende Management rund um CEO Schäfer wieder auf die Kernzielgruppe – mit Erfolg: Trotz steigender Baumwollpreise (das Allzeithoch wurde im März 2011 erreicht), die sich in leichten Preiserhöhungen niedergeschlagen haben, bleiben die Kunden der Modemarke treu.

Adler Modemärkte AG – Geschäfts- und Kennzahlen

2010

2011e

2012e

Umsatz*

444,8

505,0

560,0

Nettoergebnis*

28,4

23,0

28,0

EpS

1,34

1,09

1,32

KGV min.

7,4

9,2

7,6

KGV max.

9,3

11,5

9,4

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: eigene Schätzungen GoingPublic Research


Bewertung & Peergroup
2010 erzielte die ehemalige Metro-Tochter einen Umsatz von rund 445 Mio. EUR und schaffte erstmals wieder den Sprung in die Gewinnzone mit einem Überschuss von 27,4 Mio. EUR. Dieser positive Trend wird sich im laufenden Geschäftsjahr aufgrund hoher Investitionsausgaben nicht fortsetzen. Erst 2012 könnte dann wieder das 2010er Niveau erreichen werden. Im ersten Quartal,  das erfahrungsgemäß das schwächste ist, steigerte Adler seinen Umsatz um 9,1 % auf 91,9 Mio. EUR verglichen zum Vorjahreszeitraum. Beim Nettogewinn musste allerdings ein Verlust von rund 8,9 Mio.
EUR (Q1/2010: -12,3 Mio. EUR) verbucht werden.

Adler grenzt sich deutlich von Discountern wie KiK oder Takko ab und ist am besten mit Gerry Weber, Charles Vögele, Tom Tailor, C&A oder Kaufhäusern zu vergleichen, die im mittleren Preissegment angesiedelt sind. Auf Basis der Prognosen für 2012 ist der Börsenanwärter mit einem durchschnittlichen KGV von 8,5 günstiger bewertet als seine Peergroup (Gerry Weber: 13,7; Tom Tailor: 9,9). Nach Einbußen beim Nettogewinn 2009 konnte die Nettomarge 2010 wieder erhöht werden (2009: 2,3 %; 2010: 6,4 %). Auch eine Dividende soll – erstmals 2012 – ausgeschüttet werden. Hier will man sich an den Dividendenrenditen von Gerry Weber (2010/11e: 2,61 %) und Tom Tailor (2010: 2,2 %) orientieren.

Fazit
Adler setzt auf seinen hohen Bekanntheitsgrad bei den Konsumenten. Die Eröffnung neuer sowie die Erneuerung alter Märkte, die Konzentration auf die kaufkräftige Zielgruppe und die Expansion sowohl deutschland- als auch europaweit sollen dem Unternehmen künftig solide Zuwächse bescheren. Anders als das Modehaus Tom Tailor soll der Emissionserlös nicht zum Schuldenabbau verwendet, sondern in das Wachstum investiert werden. Mit einem 2012er KGV von 8,5 ist das Unternehmen fair bewertet. Das hohe Umplatzierungsvolumen des Finanzinvestors stört zwar etwas, trotzdem erscheint eine Zeichnung – zumindest am unteren Ende der Preisspanne – vertretbar.

Maximiliane Worch

Adler Modemärkte AG – Emissionsparameter
WKN

A1H 8MU 

Erstnotiz

16. Juni

Zeichnungsfrist

30. Mai bis 14. Juni

Preis

10 bis 12,50 EUR

MarketCap

211,6 bis 264,5 Mio. EUR

Marktsegment

Prime Standard

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

116,3 bis 140,4 Mio. EUR

Konsortium

Crédit Agricole

Free Float

bis zu 63 %

Internet

www.adler.de

Autor/Autorin