Bei der weltweit wichtigsten Leitmesse der Prozessindustrie zeigten über 3.700 Aussteller aus 55 Ländern eine Woche lang die neueste Ausrüstung und innovative Verfahren für die Chemie-, Pharma- und Lebensmittelindustrie. Ein Wermutstropfen für die Veranstalter war allerdings der Rückgang der Besucherzahlen auf rund 145.000. Die Organisatoren führen dies vor allem auf das aufwändigere Registrierungsverfahren zurück, das wegen der gestiegenen Sicherheitsanforderungen bei Großveranstaltungen notwendig geworden ist.

Positive Rückmeldungen der Aussteller – Trend zu „Augmented Reality“

Trotzdem: Ob bei der Laborausrüstung, in den Pumpenhallen oder beim Anlagenbau, an vielen Ständen war kaum ein Durchkommen. „Die Ausstellerrückmeldungen waren sehr positiv“, sagte Dr. Thomas Scheuring, Geschäftsführer der DECHEMA Ausstellungs-GmbH. „Auch die ersten Auswertungen der Aussteller- und Besucherbefragung zeigen, dass beide Seiten hochzufrieden waren.“

Ein besonders augenfälliger Trend in diesem Jahr: Die zahlreichen Stände, an denen Besucher mit Hilfe von Spezialbrillen Anlagen und Equipment in „Augmented Reality“ erleben oder ihr Geschick sogar in komplett virtuellen Umgebungen testen konnten.

Fokusthemen „Flexible Production“, „Biotech for Chemistry“ und „Chemical and Pharma Logistics“

Sehr gut wurden die drei Fokusthemen angenommen. Unter dem Label „Flexible Production“ zeigten zahlreiche Aussteller modulare Lösungen und intelligente Komponenten für die Fabrik von morgen. „Biotech for Chemistry“ umfasste Verfahrensentwicklung und Anlagen vom Labor bis zum Fermenter, die biotechnologische Verfahren in die chemische Industrie integrieren. „Chemical and Pharma Logistics“ machte die fortschreitende Integration der Supply Chain sichtbar und sprach neue Zielgruppen an, die zunehmend nicht mehr „nur“ Dienstleister, sondern Systempartner der Prozessindustrie sind.

Im Kongressprogramm stießen vor allem die Digitalisierungsthemen, aber auch Vorträge rund um Energie auf besonders großes Interesse. Das 2015 neu eingeführte Konzept der PRAXISforen wurde entsprechend gut angenommen, so die Veranstalter; die Veranstaltungen in unmittelbarer Nähe zu den Hallen, die vor allem Aussteller und Anwender zusammenführen sollen, waren durchgehend gut besucht.

Der ACHEMA-Gründerpreis 2018

Drei Start-ups durften derweil im Rahmen der ACHEMA-Eröffnung ihre Pokale entgegennehmen: Plasmion, HeiDelTec und Watttron sind die Sieger des ACHEMA-Gründerpreises 2018 und erhalten ein Preisgeld von je 10.000 EUR.

„Elektronische Nasen“-Technologie

Plasmion überzeugte die Expertenjury mit seiner „Elektronischen Nasen“-Technologie. Mit Hilfe einer Entwicklung des Augsburger Unternehmens können Labor-Massenspektrometer zu online-Sensoren aufgerüstet werden, die ohne Probenvorbereitung in medizinischer Diagnostik oder Umweltanalytik eingesetzt werden können. Besonders die Vielseitigkeit der Anwendung überzeugte die Jury, die große Potenziale auch außerhalb des Labors sieht.

Drug Delivery

„Gummibärchen statt Spritze“ – und diesem Motto hat das 2017 gegründete Unternehmen Heidelberg Delivery Technologies GmbH, kurz „HeiDelTec“, eine Drug-Delivery-Technologie entwickelt, die eine orale Verabreichung von Peptiden und Proteinen ermöglicht. Solche Wirkstoffe kommen unter anderem gegen Diabetes und Krebs zum Einsatz; bisher mussten sie gespritzt werden. Mit der neuen Methode sollen sowohl die Patientenfreundlichkeit als auch die pharmakologischen Eigenschaften verbessert werden.

Modulares Heizsystem

watttron hat ein modulares Heizsystem für die definiert zonale Erwärmung entwickelt. Wie bei einem TFT-Display können einzelne kleine Heizkreise individuell hinsichtlich der Temperatur geregelt werden. Das ermöglicht eine sehr präzise Erhitzung, die zum Beispiel in der Thermoumformung genutzt werden kann. Die Jury lobte neben den breiten Einsatzmöglichkeiten vor allem das sehr fokussierte Geschäftsmodell.

Insgesamt hatten acht Finalisten die Endrunde erreicht. Der ACHEMA-Gründerpreis wurde 2018 zum zweiten Mal vergeben.

Nächste Station für die Prozessindustrie ist die AchemAsia, die vom 21. bis 23. Mai 2019 erstmals in Shanghai stattfindet.  Als „ International Expo and Innovation Forum for Sustainable Chemical Production in China“ fokussiert sich die „kleine Schwester der ACHEMA“ ganz auf die aktuellsten Trends der Prozessindustrie in China und Asien.

Die nächste ACHEMA findet vom 14.-18. Juni 2021 in Frankfurt statt.

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