Die GoingPublic Redaktion hat soeben den Stein der Weisen für Anleger gefunden. Wenden Sie folgende 10 Regeln konsequent an, und die Tage Ihres Mißerfolgs an der Börse sind gezählt:

  1. Beschäftigen Sie sich mit Lemmingen. Dies sind die intelligentesten Tiere der Welt.
  2. Lesen Sie Börsentips in Lifestyle-Magazinen.
  3. Verschwenden Sie keine Gedanken mehr auf Ihre Aktienauswahl. Schauen Sie sich Ihr Portfolio an. Verkaufen Sie alle Aktien, deren Kauf Sie rational rechtfertigen können.
  4. Kaufen Sie einfach, was gerade „in“ ist.
  5. Laufen Sie jedem Trend hinterher – ganz gleich, wie lange er bereits anhält.
  6. Brokerboards sind Pflichtlektüre. Die wöchentlich wechselnden Tips der Startrader „Tulpenzwiebelguru“ und „Massenhysteriker“ bilden Ihr Basisinvestment.
  7. Verschmähen Sie jeden Rat von Analysten oder Börsenexperten. Wenn ein Marktschreier Ihnen eine Aktie empfiehlt, setzen Sie Ihr Haus drauf!
  8. Spekulieren Sie auf Kredit. Was LTCM-Spezialisten können, das können Sie schon lange!
  9. Malen Sie sich aus, was Sie mit Ihren Gewinnen kaufen werden. Nur wenn Sie gierig genug sind, werden Sie an der Börse Erfolg haben!
  10. Investieren Sie nur mit verbundenen Augen.

‚Das Ende der Vernunft – Momentum ad absurdum!’, so oder so ähnlich scheint derzeit jedenfalls das Credo vieler Neuer Markt-Spekulanten zu sein. Es herrscht Goldrausch-Stimmung und Massenhysterie. Der Infineon-Börsengang wird von vielen Marktteilnehmern sehnlicher erwartet als die Rückkehr des Messias. In den USA haben sich Momentumfonds bereits als feste Größe in der Börsenlandschaft etabliert. „Kaufen Sie nicht, was günstig bewertet ist, sondern kaufen Sie, was gekauft wird.“

Unterdessen klafft die Schere zwischen Unternehmensbewertung und Unternehmenswert immer weiter auseinander. Mit jedem Tag wächst das Rückschlagpotential. Aktion gleich Reaktion. Je fröhlicher die Sektlaune, desto schlimmer auch der Kater am nächsten Morgen. Noch ist die Mega-Hausse voll intakt. Deshalb ist es derzeit auch schier unmöglich, am Neuen Markt Geld zu verlieren. Das zeigt auch unser Experiment zum „Virtuellen Leerverkauf“.

GoingPublic hat Sie vor einem Monat dazu aufgerufen, aus vier Gruppen (jeweils Monats- und Dreimonatsgewinner bzw. -verlierer) von jeweils 5 Aktien jene auszuwählen, die bis heute am meisten Geld verlieren würden. Wir bedanken uns nochmals bei den vielen Lesern, die sich beteiligt haben. Hier sind die einzelnen Aktiengruppen:

A: Prout, Kleindienst, Beta Systems, GFN, Hoeft&Wessel (damals: Verlierer der letzten drei Monate)

B: Emprise, Ricardo, 1&1, Netlife, Adva Optical (damals: Gewinner der letzten drei Monate)

C: Netlife, Cor, Morphosys, D.Logistics, Artnet (damals: Monatssieger)

D: Fluxx.com, Mosaic, Kinowelt, Intertainment, Tomorrow (damals: Monatsverlierer)

Der eindeutige Favorit mit fast 65 % der Stimmen war Variante B, wonach die damaligen Stars der letzten drei Monate am meisten an Wert einbüßen würden. Weit abgeschlagen folgten A, C und D in entsprechender Reihenfolge. Die Modellportfolios (jede Aktie 20%) hätten sich vom 4. Februar bis zum 25. Februar wie folgt entwickelt (Nemax-All-Share: 25,12 %):

Gruppe B: 28,2 %

Gruppe A: 40,8 %

Gruppe D: 49,3 %

Gruppe C: 54,8 %

Was lernen wir daraus? Am Neuen Markt ist derzeit einfach kein Geld zu verlieren! Die Mehrheit der Teilnehmer lag allerdings insofern richtig, als dass Gruppe B von allen die schlechteste Performance aufweist und am Ende den Nemax nur knapp outperformen konnte. Interessant ist auch, daß Gruppe C vor drei Wochen noch mit einem Minus von 2,8 % am ‚besten’ dastand.

Da in unserem Experiment die Monatssieger von damals auch im nächsten Monat am besten abgeschnitten haben, läge es vielleicht nahe, in die aktuellen Monatssieger zu investieren. Das sind derzeit: Morphosys, PC-Spezialist, Netlife, Comroad und Phenomedia…

Solange die Börse von den oben genannten Regeln dominiert wird, ist es nicht unwahrscheinlich, daß Sie mit einem solchen Plan auf der Gewinnerstraße sein werden… solange wie gesagt.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

 

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