Das Jahr hat gerade erst angefangen und auf dem IPO-Parkett hat sich schon einiges getan, national und international. Schon jetzt sind zwei IPOs durchgeführt und eine ganze Reihe in der Pipeline, darunter so junge Unternehmen wie HelloFresh, Windeln.de, Westwing, Goodgame Studios und Flixbus. Letztes Jahr waren es ganze zehn IPOs und schon jetzt deutet sich an, dass es dieses Jahr mehr als zwei Handvoll werden. Den Start machten Tele Columbus und Ferratum, doch einige potentiellen Börsengänge, die dann im letzten Jahr doch nicht kamen, stehen noch auf der Liste – darunter Scout24.

Bei beiden IPOs wurden zusammen 0,6 Mrd. EUR eingesammelt – ein guter Start. Ob wir in diesem Jahr die 3,4 Mrd. EUR von 2014 übertreffen werden, lässt sich noch nicht sagen. Allerdings könnten diesmal auch einige kleinervolumingen IPOs zum Gesamtvolumen beitragen, vor allem aus dem Internetbereich.

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IPO-Marktanalyse

Traut euch
Einschließlich dem Schuhsohlenhersteller Fenghua SoleTech aus China wagten 2014 zehn Neuemissionen (+60% ggü. Vj.) den Sprung auf das heimische Parkett und erreichten dabei ein Emissionsvolumen von knapp 3,5 Mrd. EUR (+55%). Das war schon jetzt das stärkste IPO-Jahr nach Volumen seit 2007. Das ist als kleiner Erfolg zu werten und dennoch könnte, trotz der stärkeren Volatilität, die angesichts vieler globaler Krisen zu erwarten ist, diesmal das Jahr derjenigen Unternehmen werden, die sich trauen und den Weg an den Kapitalmarkt nehmen. Vielleicht auch deshalb, weil die Kurse schon so hoch liegen wie noch nie, die Ankündigung der EZB aber gleichzeitig noch einiges an Spiel nach oben lässt. Insofern könnten auch durch die Glättung des Kursverlaufes durch die EZB-Maßnahmen, der Vola also, die Fenster wieder etwas weiter werden.

 

Performance – da geht was 
Von der Performance der Börsengänge her, fällt zwar 2014 etwas gegenüber 2013 zurück, muss sich aber dennoch nicht verstecken. 2013 lag die Performance der IPOs und Listings bei 26,3%, 2014 waren es dann 21,6%. Das ist auch deshalb nicht schlecht, weil Rocket Internet und Zalando erstmal dippten, um dann gestärkt ihre Einstiegskurse deutlich zu übertreffen. So liegt Rocket Internet jetzt über 20% über dem Einstiegspreis und Zalando 11%, relativ gleichauf mit Tele Columbus. Die Show wird den Unternehmen aber von Deutsche Annington gestohlen, die seit dem Listing im Juli 2013 ein Plus von über 102% gemacht hat. Noch stärker hat aber Hella performt, wenn man sich die Performance pro Monat anschaut, so hat der Automobilzulieferer seit dem Börsendebut am 11. November 2014 ein Plus von über 51% erzielt. Richtig nach unten ging es dagegen für den chinesischen Schuhsohlenhersteller Fenghua SoleTech, der seit dem Börsendebut im November 2014 rund 50% verlor.

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Wertschaffer & Wertvernichter (IPOs + Listings 2013–2015)

Wertgewinner- und Wertvernichter
Das Immobilienunternehmen Annington hat einen Wertzuwachs von 4,6 Mrd. EUR erreicht. Somit ist das Unternehmen auf Nummer eins, was den höchsten Wertgewinn bei den IPOs der letzten zwei Jahre betrifft. Rocket Internet hat in seiner kurzen Zeit an der Börse immerhin einen Zuwachs seines Börsenwertes von 1,6 Mrd. EUR geschafft. Der größte Wertvernichter unter den IPOs der letzten zwei Jahre ist hingegen Evonik Industries. Das Unternehmen hat seit dem IPO Ende April 2013 seinen Börsenwert um 1,78 Mrd. EUR gekappt.

Rocket Internet hat mittlerweile eine Marktkapitalisierung von 8,6 Mrd. EUR. Die Deutsche Annington dagegen von 9,1 Mrd. EUR – die Spanne dazwischen ist also nicht mehr wirklich groß. Somit kann sich Rocket Internet mit den ganz Großen messen lassen und würde es nach der Kapitalisierung unter die 30 DAX-Unternehmen schaffen.

Fazit
Dafür, dass das Jahr erst drei Monate alt ist, hat es immerhin schon zwei IPOs gegeben. Viele sind zudem angekündigt und machen das Warten kurzweilig. Auffallend ist, dass viele IPO-Kandidaten Internetunternehmen sind, die aus den Bereichen Services und E-Commerce kommen – von denen haben viele IPOs angekündigt oder halten sie immerhin für möglich. Ob mit den Ankündigungen vor allem potentielle Wagniskapitalgeber gelockt und an der Equity-Story gebastelt werden soll, ist allerdings nicht immer eindeutig klar. Möglich ist einiges in diesem Jahr – doch viel hängt auch von externen Faktoren ab, darunter nicht zuletzt den großen geopolitischen Krisen wie in der Ukraine und in Syrien, Irak, Libyen und Ägypten. Auch der mögliche Grexit wird dieses Jahr sicherlich über die Zahl der Börsengänge, den genauen Zeitpunkt und die Größen der Platzierungsfenster entscheiden.

 

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