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Gert Waltenbauer, Mitglied der Geschäftsführung, KGAL GmbH & Co. KG

Im Interview mit dem GoingPublic Magazin erläutert Gert Waltenbauer, Mitglied der Geschäftsführung der KGAL (Grünwald) GmbH & Co. KG, warum er geschlossene Fonds für aussichtsreich hält und welche Assetklassen er favorisiert. Die KGAL zählt zu den Pionieren der Branche in Deutschland. In der KGAL-Gruppe wird in Objekt- und Beteiligungsgesellschaften ein Investitionsvolumen in Höhe von 25,1 Mrd. EUR verwaltet (Stand Ende 2012).

GoingPublic: Herr Waltenbauer, angesichts des Runs auf reale Werte müsste es derzeit sehr große Nachfrage nach geschlossenen Fonds etwa im Bereich Immobilien, Flugzeuge oder erneuerbare Energien geben?
Waltenbauer:
Das könnte man annehmen, aber soweit es die Privatinvestoren betrifft, sind bereits seit Jahren rückläufige Investitionen bei geschlossenen Fonds zu beobachten. In diesem Bereich wird lieber eine Eigentumswohnung zur Geldanlage gekauft. Im Bereich der institutionellen Investoren gibt es sehr stabile Nachfrage. Hier spielt natürlich der Inflationsschutz eine große Rolle. Es ist zudem zu beobachten, dass angesichts der historisch niedrigen Zinsen derzeit die Bereitschaft vorhanden ist, auch geringere Renditen als noch vor einigen Jahren zu akzeptieren.

GoingPublic: Die Zurückhaltung der privaten Investoren hat bestimmt auch mit den periodisch wiederkehrenden Schlagzeilen gescheiterter Fonds zu tun?
Waltenbauer:
Das ist ein Thema des Gefühls und nicht der Statistik. Studien zeigen, dass geschlossene Fonds in der Breite immer eine gute Anlage waren. Das ändert nichts daran, dass einzelne Fonds eine schlechte Performance gezeigt haben, einfach weil sie nicht gut gemanagt waren, und dass es auch immer wieder Fälle gibt, bei denen nicht alles seriös abgelaufen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass Einzelfälle mitunter sehr spektakulär sind und eine dankbare Story abgeben. Seriöse Track Records wie bei der KGAL – die kumulierten Ausschüttungen/Entnahmen 2011 lagen bei 102 von 122 Fonds (84%) gemäß oder über Prognose – finden dann deutlich weniger Aufmerksamkeit.

GoingPublic: Von den spektakulären Einzelfällen abgesehen: Immobilienfonds gelten weiterhin als vergleichsweise gut kalkulierbar. Sind die Bereiche Wohnen, Büro und Handel weiterhin dominierend, oder gibt es neue Ideen?
Waltenbauer
: Immobilien sind nach wie vor ein Kerninvestment. Bei Wohnimmobilien sehen wir gleichbleibend hohe Nachfrage, sie hat bei Büroimmobilien etwas abgenommen, das Segment Handel nimmt eher zu. Richtig ist, dass sich Investoren Spezialthemen viel genauer anschauen als früher. Studentenwohnheime, Pflegeheime, Ärztehäuser, aber auch Projektentwicklungsfonds oder Debt-Fonds stoßen auf gesteigertes Interesse. Da gibt es interessante Ansätze, und wenn sich die Anbieter in den Spezialthemen gut auskennen, kann es da erfolgreiche Produkte geben.

GoingPublic: KGAL war früh mit Photovoltaik- und Windenergiefonds am Markt. Bietet die Energiewende im Infrastrukturbereich neue Investmentideen?
Waltenbauer:
Absolut ja, aber noch hat sich hier kein stabiler Markt entwickelt. Wasserkraftwerke wären zum Beispiel eine sehr gute Investition. Aber da ist in Westeuropa alles in fester Hand, und wer heute so etwas besitzt, gibt es zumindest derzeit auch nicht her. In der Türkei entsteht derzeit sehr viel Wasserkraft, aber da stellt sich sofort die Frage des Wechselkurses oder von Projektrisiken.

GoingPublic: Und der vielzitierte Netzausbau oder E-Mobilität?
Waltenbauer
: Das ist ungleich schwieriger in der Vermarktung, weil ein Plan B notgedrungen fehlt. Sie können eine Stromtrasse, entweder von einem Offshore-Windpark oder an Land, nur schlecht neu vermarkten, wenn der Mieter oder Betreiber ausfällt. Das ist zum Beispiel bei Immobilien, Schiffen oder Flugzeugen wesentlich einfacher zu bewerkstelligen. Außerdem würde man sich derzeit direkt in den Regulierungsdschungel begeben, zudem fehlt am Ende der Nutzungsdauer die Endvermarktung. Bei der E-Mobilität ist mir kein Produkt bekannt, dass derzeit diesen Bereich abbilden würde. Grundsätzlich sehen wir gute Chancen für erfolgreiche Fonds im Bereich der dezentralen Energieerzeugung, und zwar zu dem Zeitpunkt, an dem sich deren Betrieb auch ohne Einspeisevergütung rechnet. Das ist ja bereits heute bei bestimmten Projekten der Fall, und wenn es sich bewahrheitet, dass die Bezugspreise für Strom weiter steigen, die Gestehungskosten für alternative Energieerzeugung aber weiter sinken, dann öffnet sich hier ein großer Markt.

GoingPublic: Wie schätzt KGAL den Bereich Private Equity ein?
Waltenbauer:
Hier sehen wir seit drei, vier Jahren Stillstand, noch immer befindet sich dieser Bereich deutlich unter dem Level von 2007/2008. Die KGAL hat hier immer in Dachfonds investiert, dies aber vor einigen Jahren eingestellt und keine neuen Produkte mehr angeboten. Für die Bestände, zehn Fonds mit einer Anlagesumme von mehr als 1 Mrd. EUR sind wir optimistisch, eine vernünftige Rendite zu erwirtschaften, wenngleich unter Prognose. Das ist aber nicht zu vermeiden, denn die Verzögerungen in der Umsetzung der Strategie verändern natürlich den Zinsfuß nachteilig. Insgesamt sehen wir in der Assetklasse Private Equity weiterhin erhöhte Volatilität.

GoingPublic: Also setzen Sie mehr denn je auf die ganz handfesten Sachwerte?
Waltenbauer:
Sachwerte ergeben in der aktuellen Situation Sinn – und haben immer Sinn ergeben. Es gibt gute Konzepte, es gibt einen Markt, und es gibt weiterhin Nachfrage. Die Profis sind bei geschlossenen Fonds immer an Bord geblieben: Versicherungen, Versorgungswerke, Pensionskassen, Family Offices und auch größere Stiftungen. Dieses Engagement unterstreicht, dass geschlossene Fonds ein wichtiges Finanzierungsinstrument und eine attraktive Anlage sind.

GoingPublic: Herr Waltenbauer, vielen Dank für das interessante Interview.

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