Seit Anfang März ist es am Start: Das neue Marktsegment Scale der Deutschen Börse für KMU. Im Interview mit dem GoingPublic Magazin erklärt Hauke Stars, warum Scale für Emittenten, institutionelle und private Aktionäre sowie für Finanzintermediäre aus ihrer Sicht ein Erfolg wird.

GoingPublic: Frau Stars, seit etwas mehr als zwei Monaten ist Scale nun „in Betrieb“. Welche Zwischenbilanz können Sie bislang ziehen?
Hauke Stars, Mitglied des Vorstands, Deutsche Börse AG
Hauke Stars, Mitglied des Vorstands, Deutsche Börse AG

Hauke Stars: Es läuft gut bislang. Mit Scale hat die Deutsche Börse am 1. März ihr Angebot an Börsensegmenten erweitert. Wir können nun gerade kleine und mittlere Unternehmen bei der Wachstumsfinanzierung über den Kapitalmarkt besser unterstützen als zuvor: Denn Scale ist genau auf diese Firmen zugeschnitten. Bislang haben wir sehr positives Feedback für unser neues Segment erhalten, aus dem Markt, von Kunden, und auch die Bundesregierung begrüßt die Initiative. Wir sind mit 46 in Scale notierten Aktien und Unternehmensanleihen in den Handel gestartet, heute sind es 54. Mit IBU-tec hatten wir Ende März den ersten Börsengang und wir haben bereits den Scale All Share Index aufgelegt, der alle Aktien im Segment abbildet.

Scale hat im Wesentlichen den Entry Standard ersetzt. Was wären für mich als Emittent die Vorteile, im neuen Segment gelistet zu sein? Kostenseitig fällt da ja deutlich mehr an als im ehemaligen Entry Standard…

Ja, die Entgelte in Scale sind gestiegen. Allerdings erhalten die Unternehmen hierfür zusätzliche Leistungen. Von den unabhängigen Research Reports, die wir als Deutsche Börse in Auftrag geben und bezahlen, werden gerade kleine Firmen profitieren. Die Research Reports sind für jeden auf unserer Website boerse-frankfurt.de frei zugänglich und verbessern die Transparenz der Unternehmen. Investoren können die Unternehmen im Segment dadurch besser miteinander vergleichen. Die Zeichnungsfunktionalität DirectPlace erweitert zudem die Investorenbasis und erhöht die Reichweite bei der Platzierung. Die Deutsche Börse Capital Market Partner – das sind Kapitalmarktexperten – begleiten die Unternehmen sowohl bei der Einbeziehung als auch nach einem Börsengang oder einer Anleiheemission. All diese Maßnahmen tragen zu einer höheren Visibilität der Unternehmen bei – das vereinfacht die Ansprache bei Investoren und bietet die Möglichkeit, das eigene Unternehmen wirksam am internationalen Kapitalmarkt zu positionieren.

Was passiert mit den Unternehmen, die die Zugangskriterien zu Scale nicht erfüllen?

Alle Unternehmen aus dem Entry Standard, die die Kriterien für Scale nicht erfüllt haben, wurden zum 1. März automatisch in das neue Basic Board im Open Market einbezogen. Durch dieses Basis-Segment können sie weiterhin an der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet bleiben. Die Unternehmen aus dem Entry Standard konnten in einer Übergangsperiode im Rahmen der sogenannten Grandfathering-Regelung mit vereinfachten Zugangsvoraussetzungen in Scale einbezogen werden. Diese Frist ist am 24. März abgelaufen, nun gelten die regulären Einbeziehungsvoraussetzungen.

Besteht nicht die Gefahr, dass gerade kleine und mittelständische Unternehmen – die ja ganz explizit durch Scale angesprochen werden sollen – eher kleinere und regionale Börsen bevorzugen, bei denen oft geringere Kosten anfallen und weniger Verpflichtungen erfüllt werden müssen?

 Bei einem Börsengang geht es vor allem um den Zugang zu Investoren und die Reichweite am Kapitalmarkt. Hier sind wir gut positioniert. Unser Kontakt mit Unternehmen beginnt nicht erst beim Börsengang – wir begleiten sie schon auf dem Weg dahin. Aus dem Deutsche Börse Venture Network, unserer vorbörslichen Finanzierungsplattform, hat sich mit der va-Q-tec AG ja bereits ein erstes Unternehmen für einen Börsengang bei uns entschieden. Aber unabhängig von einzelnen Börsenplätzen: Wir alle würden uns deutlich mehr Börsengänge in Deutschland wünschen…