Vorhofflimmern ist die am häufigsten vorkommende Herzrhythmusstörung mit derzeit 5 bis 10 Mio. Patienten allein in der Europäischen Union. Und die Fallzahlen steigen jährlich weiter an. Im Gegensatz zu herkömmlichen Medikamenten, die zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden, aktiviert OMEICOS‘ Leitsubstanz OMT-28 einen natürlichen, herzschützenden Signalweg. Neben der stabilisierenden Wirkung auf den Herzrhythmus soll OMT-28  auch einen positiven Einfluss auf die oftmals ebenfalls vorhandene Herzerkrankung nehmen.

 

Herr Dr. Fischer, bitte erklären Sie uns das Geschäftsmodell von OMEICOS Therapeutics. Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Die Technologie ist unser Alleinstellungsmerkmal: eine neue Substanzklasse, die durch einen völlig neuen Mode of Action wirkt. Die Substanzklasse basiert auf der Identifizierung eines hoch wirksamen Stoffwechselproduktes der Omega-3-Fettsäuren. Demnach sind nicht die Omega-3-Fettsäuren selbst unmittelbar verantwortlich für die herzschützende Wirkung, sondern spezielle Metabolite, die der Körper als Zwischenprodukte des Stoffwechsels aus diesen Fettsäuren gewinnt. Von einem dieser hochwirksamen, herzschützenden Metabolite wurden gezielt synthetische Moleküle mit ähnlicher Struktur und Wirkung hergestellt, die im Gegensatz zu den natürlichen Substanzen für den Einsatz als Medikament geeignet sind.

Neben dem Einsatz im kardiovaskulären Bereich liegen die Potenziale der OMEICOS-eigenen Substanzen in vielen weiteren Indikationsbereichen – ganz im Sinne einer Plattformtechnologie. Denn inzwischen ist bekannt, dass die Metabolite der Omega-3 Fettsäuren beispielsweise auch anti-inflammatorisch wirken und krankhafte Gefäßneubildungen reduzieren können. Mit diesem Wissen wird ein Einsatz der Substanzen in einer ganzen Reihe weiterer Indikationen außerhalb des kardiovaskulären Feldes denkbar. Zurzeit konzentrieren wir uns neben den kardiovaskulären insbesondere auch auf ophthalmologische Erkrankungen.

Seit der Gründung 2013 konnten wir erfolgreich eine Serie A- und eine Serie B-Finanzierungsrunde abschließen und insgesamt über 13 Mio. EUR einwerben. Sicherlich keine übliche Vitae eines jungen Start-ups, dass gerade mal dreieinhalb Jahre am Start ist. Zudem hat OMEICOS BMBF-Fördermittel von zurzeit 2,3 Mio. EUR für die Forschung und Entwicklung eingeworben, wichtige Finanzmittel, um etwa den Mode of Action noch besser zu verstehen, der unserer Technologie zugrunde liegt.

Dr. Robert Fischer, CSO/Managing Director OMEICOS Therapeutics GmbH: "Die Technologie ist unser Alleinstellungsmerkmal." Foto: OMEICOS
Dr. Robert Fischer, CSO/Managing Director OMEICOS Therapeutics GmbH: „Die Technologie ist unser Alleinstellungsmerkmal.“ Foto: OMEICOS

Wie gestaltet sich das aktuelle Marktumfeld in Ihrem Segment? Welches Marktpotenzial sehen Sie für Ihre Produkte? 

Durch den neuen MoA sehen wir ein hohes Marktpotenzial für Substanzen. Insbesondere im Vorhofflimmerbereich gibt es ja einen Fast-Stillstand im Marksegment der Anti-Arrhythmika. Seit Dronedarone 2009 auf den Markt kam, gab es keine Neuzulassungen für die Langzeittherapie des Vorhofflimmerns. Dementsprechend ist auch das Marktpotenzial, insbesondere, wenn man berücksichtigt, dass dringend Medikamente benötigt werden, die nicht nur effektiv im Stabilisieren des Herzrhythmus‘ sind, sondern vor allem auch nebenwirkungsarm. Denn das ist der große Nachteil der sich auf dem Markt befindlichen Anti-Arrhythmika. Sie alle haben ein relativ schlechtes Nebenwirkungsprofil beziehungsweise können nicht bei allen Patienten eingesetzt werden.

 

Wie steht es in Fragen Patentierung und Zertifizierung? In welchen Ländern ist Ihr Produkt/Ihre Technologie bereits zugelassen?

Wir führen zurzeit die klinische Phase I mit unserer Leitsubstanz OMT-28 durch. Von einer Zulassung sind wir also noch mindestens 5 bis 6 Jahre entfernt, eine üblichen Zeit in der Therapeutikaentwicklung. Geschützt sind unsere Substanzen über ein umfangreiches Schutzrechtsportfolio, das national und international angemeldet ist und zu einem guten Teil bereits im erteilten Stadium vorliegt.

 

Wie sieht, nach der gerade abgeschlossenen Serie B Finanzierungsrunde in Höhe von 8,3 Mio. EUR der Fahrplan für die weitere Zukunft aus?

Wir planen, eine Phase II-Studie mit Patienten mit Vorhofflimmern durchzuführen. Parallel treiben wir die Forschung und Entwicklung unserer Technologie in weiteren möglichen Indikationen voran. In der Ophthalmologie gibt es eine ganze Reihe an wichtigen Indikationen mit hohem medical need. Wir denken hier etwa an die altersbedingte Makuladegeneration (AMD), in der unsere Substanzen bereits vielversprechende prä-klinische Ergebnisse liefern.

 

Welches Ziel hat OMEICOS hinsichtlich der weiteren Entwicklung und Vermarktung von OMT-28. Ist langfristig eine Auslizensierung oder eine Übernahme durch einen strategischen Partner denkbar?

Für die Durchführung der klinischen Phase III gehen wir davon aus, dass diese nicht im Rahmen einer VC-Finanzierung gestemmt werden kann. Hier bedarf es eines größeren Partners aus der Pharmabranche, der sich den Zugang zur Technologie entweder durch Lizenzierung des Projektes oder durch einen klassischen Sharedeal ermöglicht und dann die finanziellen Mittel für die weitere Entwicklung von OMT-28 bereitstellt. Allerdings sehen wir zurzeit Bewegung in den Dealmodels für VC-investierte Unternehmen, etwa getrieben durch die Pharmapartner. Es finden inzwischen vermehrt strategische Partnerschaften mit Lizenz- und Kooperationscharakter statt. Zudem möchten wir natürlich einen IPO nicht völlig ausschließen.

 

 

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