In der personalisierten Medizin kommt es bei der Gründung nicht nur auf die clevere Geschäftsidee an, die sich mit ­genügend Manpower umsetzen lässt. Von Michael Kring

Es gibt viele wichtige Faktoren, die zum Gelingen einer Geschäftsidee beitragen. Nachfolgend werden fünf dieser Faktoren kurz beschrieben.

Valide Daten und ein Machbarkeitsnachweis (Proof of Concept) sind unerlässlich, um die Durchführung des Vorhabens zu belegen und Mediziner zu überzeugen.

 Weiterhin wichtig sind die gute Absicherung des geistigen Eigentums z.B. durch Patente (IP) und die Prüfung, ob Schutzrechte bestehen, die der Entwicklung, Herstellung und/oder Markteinführung im Weg sind (Freedom-to-Operate (FtO)-Analyse).

Der direkte Kontakt zu Key Opinion Leadern (KOL), die von dem Projekt überzeugt sind, erleichtert den Zugang zum Markt.

 Ein großes Netzwerk zu erfahrenen Branchenexperten beispielsweise aus Pharma, Medtech und Produktion.

 Zudem einer der wichtigsten Punkte: das Vorhandensein von ausreichenden finanziellen Mitteln.

Gerade der letzte Punkt lässt viele Projekte wieder in der Schublade verschwinden. Aufgrund der großen Konkurrenz auf dem Markt ist es in den letzten Jahren sehr schwierig geworden, gute Projekte bei den klassischen Venture-Capital-Gebern (VCs) zu platzieren. Aus diesem Grund sollten Gründer versuchen, ihre Projekte so weit wie möglich mit anderen Mitteln voranzutreiben und somit den Wert sowie die ­Sicherheit in das Investment weiter zu steigern.

Es gibt viel zu fördern

Gründungsprojekten aus staatlich geförderten Einrichtungen und Hochschulen stehen viele Fördermöglichkeiten zur Verfügung. Hierzu gehören unter anderem das VIP+ (Validierung des technologischen und gesellschaftlichen Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung) und die GO-Bio-Förderung; in beiden ­Fällen kommen die Zuwendungen vom Bundesministerium für Bildung und ­Forschung (BMBF). Weiterhin gibt es ­Förderungen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) wie den EXIST-Forschungstransfer oder die EXIST-Gründerstipendien. Gründer haben aber auch die Möglichkeit, spezielle institutsabhängige Förderungen, z.B. unterstützt durch die Helmholtz Gesellschaft oder die Max Planck Gesellschaft, oder indika­tionsabhängige Stiftungsgelder von z.B. Krebsstiftungen zu erhalten.

Bei Gründungsprojekten außerhalb von öffentlich geförderten Instituten
sieht
die Auswahl vor der Gründung anders aus. Hier gibt es weniger Möglichkeiten bzw. meist kleinere Förder­summen aus beispielsweise dem ­Vorgründercoaching (bundeslandabhängig), Stiftungen sowie Businessplanwettbewerben.

Da sich die angegebenen Förderprogramme verändern können, ist es stets notwendig die entsprechenden aktuellen Richtlinien zu studieren. Zusätzlich zu den genannten Förderungen besitzen ­viele Bundesländer und Städte ihre eigenen Fördertöpfe. Einen ersten Überblick bietet die Förderdatenbank des BMWi.

Für bereits gegründete Unternehmen stehen wesentlich mehr Fördermöglichkeiten von Bund, Ländern und EU zur Verfügung. Hier sollte man sich vorab eingehend beraten lassen, um Aufwand und Nutzen in der Waage zu halten. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass die meisten Förderungen kofinanziert werden müssen.

Um letztendlich Investoren mit ins Boot zu holen, müssen neben den oben ­genannten Bedingungen das Gründungs­team professionell aufgestellt sowie die Unterlagen zur Investorenansprache ­exzellent vorbereitet sein. Ansonsten ist es sehr schwierig, sich gegen die große Anzahl an Projekten, die auf dem Markt zirkulieren, durchzusetzen.

Aus der Wissenschaft in die ­Wirtschaft

Der Übergang vom Wissenschaftler zum Unternehmer kann nicht von einem Tag zum anderen geschehen, daher sollte man sich gerade am Anfang an erfahrene ­Branchenkenner wenden. Bei vielen Ausgründungen aus Forschungseinrichtungen ergibt sich das Problem, dass der gut ausgebildete Wissenschaftler tief in der Materie steckt, aber noch nicht die ­notwendigen Industrieerfahrungen hat. Kaufmännische Frage­stellungen, die außer­halb der Drittmittelverwaltung liegen, sind ihm eher nicht ­geläufig. Daher werden Businesspläne oft mit dem Fokus auf die wissenschaftliche Errungenschaft und nicht auch auf den wirtschaftlichen ­Aspekt erstellt, welcher für Investoren meist von genauso großer Bedeutung ist. Eine Kooperation mit kaufmännischen Experten ist aus diesem Grund unerlässlich.

Weitere Fallstricke liegen in der ­Patentierbarkeit und der FtO der Produktidee sowie in der realistischen zeitlichen Planung der Projekte. Nicht nur die ­Projektentwicklung im Transfer von der präklinischen zur klinischen Phase ­beansprucht enorm viel Zeit, sondern auch die Aufbereitung des Geschäfts­modells, die Strategieentwicklung, die ­Erstellung von Unterlagen zur Überzeugung von Finanzmittelgebern, die Suche nach Geschäftspartnern (CROs, Lohn­herstellern usw.) und nicht zuletzt die ­Suche nach einem geeigneten Investor.

Der Faktor Mensch

Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist der menschliche Faktor in der Gründungs­phase. Sobald es an eine Gründung geht, gibt es viel Diskussionsbedarf zwischen den Beteiligten. Hier ist gut zu überlegen, mit wem man von Anfang an gründet. Denn nichts ist zeitraubender als ständige Grundsatzdiskussionen, die auch viel emotionale Kraft rauben. Ebenfalls sollte einem bewusst sein, dass man durch eine Gründung weiter weg von der wissenschaftlichen Arbeit kommt und mehr mit administrativen und strategischen Fragestellungen beschäftigt ist.

Dennoch lässt sich aus unserer Erfahrung sagen, dass gute Projekte mit einem kompetenten Team meist eine Finanzierungslösung finden.

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Michael Kring

 

Michael Kring ist Geschäftsführer der High Tech Corporate Services GmbH. Das Dienstleistungsunternehmen bietet Start-up-Unternehmen kompetente Unterstützung beim Aufbau, der Strukturierung und Führung der kaufmännischen Bereiche sowie der Investorensuche.

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