Nachdem ThyssenKrupp, Siemens sowie einige andere Gesellschaften bereits ihre Jahresversammlung 2016 hinter sich gebracht haben, steht für die meisten Gesellschaften das große Event namens Hauptversammlung in den nächsten Monaten erst noch an. Die Unternehmen werden vielfach auf nervöse und verunsicherte Anleger treffen.

Prof. Dr. Roland Klose, isf Institute for Strategic Finance an der FOM
Prof. Dr. Roland Klose, isf Institute for Strategic Finance an der FOM

Die Unsicherheit besteht nicht nur aufgrund der vielen Gewinnwarnungen in Q3 2015, die sich aller Voraussicht nach auf die Jahresabschlüsse und damit auch auf die eine oder andere Dividende auswirken werden. Hinzu kommen die ausgesprochen schwierige Großwetterlage an der Börse und die überall schwelenden Krisenherde. Vor diesem Hintergrund ergeben sich eine ganze Reihe möglicher Unsicherheitsfaktoren für die Geschäftsentwicklung, auf die Gesellschaften auf den Hauptversammlungen eingehen sollten:

Niedrigzinsumfeld

Das geringe Zinsniveau setzt den Unternehmen zunehmend zu. Dies gilt nicht nur für die Pensionsrückstellungen, sondern auch darüber hinaus. Verschiedene Gesellschaften fühlen sich animiert, die Niedrigzinsphase für Akquisitionen, die sie vielleicht sonst nicht getätigt hätten, auszunutzen. Hier werden die Aktionäre besonders sensibel reagieren und die (wirtschaftliche) Sinnhaftigkeit größerer M&A-Aktivitäten hinterfragen.

Öl-, Energie- und Rohstoffpreise

So sehr sich ein Teil der Industrie über die niedrigen Öl-und Energiepreise freut, so sehr ist dies zugleich eine Herausforderung für die eine oder andere Gesellschaft. Hier sollten die Unternehmen von sich aus darstellen, ob sie auf der Verlierer- oder Gewinnerseite stehen und ob eventuell auch über das Unternehmen hinaus Absatzmärkte oder Kunden Probleme haben, die dann unmittelbar auch zu Problemen der jeweiligen Gesellschaft werden können.

Industrie 4.0: Digitalisierung

Es ist nicht übertrieben davon zu sprechen, dass die immer weiter voranschreitende Digitalisierung den Beginn der zweiten industriellen Revolution darstellt. Die zentrale Frage ist, ob sich das Unternehmen, an dem die Aktionäre beteiligt sind, eher in der Rolle des Verlierers oder in der des Gewinners befindet. Gehört es also zu den zukünftigen Profiteuren der Digitalisierung respektive wie muss sich das Geschäftsmodell verändern, um auch zukünftig noch solide dazustehen?

China/Russland/Schwellenländer

Nicht nur der Rubelverfall, sondern auch der Niedergang der russischen Wirtschaft wirkt sich unmittelbar auf die deutschen Unternehmungen aus. Bei dem Thema Schwellenländer, die teilweise sehr stark in US-Dollar verschuldet sind – was sich durch den stärker werdenden Dollar als fatal herausstellen könnte – wird zu hinterfragen sein, wie sich die Verdunkelung der Situation dort auf das Zahlenwerk bei der heimischen Wirtschaft künftig auswirken wird und was dies konkret für strategische Veränderungen mit sich bringen könnte.