Prof. Dr. Wolfgang Blättchen, geschäftsführender Gesellschafter BLÄTTCHEN FINANCIAL ADVISORY GmbH
Prof. Dr. Wolfgang Blättchen, geschäftsführender Gesellschafter BLÄTTCHEN FINANCIAL ADVISORY GmbH

Weltweit werden umfangreiche Mittel in Biotech investiert, ob es nun um medizinische Anwendungsbereiche geht (rote Biotechnologie), um Landwirtschaft (grün) oder um industrielle Anwendungen (weiße Biotechnologie): Die Potenziale sind immens und in den etablierten Großunternehmen wie Bayer, BASF, Merck etc. werden diese häufig nicht entwickelt, sondern in eigenen, spezifisch gegründeten Gesellschaften. Davon gehen jährlich auch zahlreiche bereits mit vielversprechenden Anfangserfolgen ausgestattete Unternehmen an die Börse.

So waren nach einer Analyse von EY und Capital IQ in den Jahren 2013 und 2014 allein 104 US-amerikanische IPOs dem Biotech-Segment zuzuordnen, in Europa immerhin noch 39. In Deutschland fand die letzte Notierungsaufnahme aus diesem Sektor mit der Wilex AG vor neun Jahren statt. Dafür gingen seit 2013 allein fünf deutsche Unternehmen an eine ausländische Börse, egal ob es sich dabei um die NYSE, NASDAQ oder die EURONEXT handelte.

Oftmals wird dieser Trend noch durch Aussagen wie „in Frankfurt geht das nicht“ oder „in Europa fehlen die spezialisierten Investoren“ und „in den USA sind die erzielbaren Bewertungen viel höher“ befeuert. Die erfolgreiche Börseneinführung von BRAIN in einem schlechten Börsenklima am 9. Februar an der Börse Frankfurt indes beweist, dass das angeblich Unmögliche doch möglich ist. Und die Vorteile liegen auf der Hand: Ein Listing an der Heimatbörse ermöglicht die Anwendung heimischen Rechts ohne Rückgriff auf teure Anwälte, die auf US-amerikanische oder anderweitige Regularien spezialisiert sind. Die Haftungsrisiken der Organe sind besser einzuschätzen. Eine Zeitverschiebung zwischen dem Arbeitstag in Deutschland und den Handelszeiten in USA führt nicht ständig zu Fragen hinsichtlich der Uhrzeit von Pflichtveröffentlichungen, Erreichbarkeit etc.