Bereits am Vorabend traf sich die Financial Community zum obligatorischen Get-together, um sich in geselliger Runde für den nächsten Tag einzustimmen. Mit einer hitzigen Debatte über die Gefahren von aktivistischen Aktionären startete das erste Panel der diesjährigen Konferenz. Unter der Moderation von Dr. Christoph Vaupel, Partner bei Taylor Wessing, diskutierten Florian Seubert (Maxburg Capital Partners), Dr. Lars-Gerrit Lüßmann (Taylor Wessing), Annina Reimann (WirtschaftsWoche) und Andreas Posavac (Ipreo) darüber, ob deutschen Unternehmen durch Shareholder Activism eine neue Revolution drohe – vergleichbar einer feindlichen Übernahme. Jedoch sollte auch hier differenziert werden, da nicht alle aktivistischen Aktionäre gleich Krawallmacher seien, so die Diskutanten. Die Panel-Teilnehmer waren sich deshalb einig, dass die Ausarbeitung einer klaren Strategie für Unternehmen im Umgang mit aktivistischen Shareholdern unbedingt notwendig sei.

Raimund Brichta,  Horst Betram, Dr. Bernd Neubacher und Peer Leugermann diskutieren über den Umgang zwischen Journalisten und IR-Verantwortlichen
Raimund Brichta, Horst Betram, Dr. Bernd Neubacher und Peer Leugermann diskutieren über den Umgang zwischen Journalisten und IR-Verantwortlichen

Kühlen Kopf bewahren
Wie wichtig gut durchdachte Strategien für die IR-Arbeit sind, zeigt sich auch in Krisensituationen von Unternehmen. In der Praxis zählt hier vor allem einen kühlen Kopf zu bewahren, zielgruppengerecht zu kommunizieren sowie persönlich und authentisch zu bleiben. (Lesen Sie mehr dazu auch in unserem Interview über Krisenkommunikation). Zwar gebe es laut Panelist Henryk Deter, Mitglied des Vorstands und Miteigentümer von cometis, keinen konkreten Fahrplan für eine Krisensituation – schließlich ist jede anders –, dennoch müsse sich ein Unternehmen bereits im Vorfeld eine sinnvolle Vorgehensweise für einen „Fall der Fälle“ überlegen.

Offenes Ohr und Gelassenheit
Gelassen sein und das offene Gespräch mit Analysten suchen – all das sollte ein IR-Manager nicht nur in der Krise, sondern auch bei einem „Sell“ beherzigen. So debattierten DVFA-Geschäftsführer Ralf Frank, Roger Peeters (Oddo Seydler), Dr. Alexander Karl (Justus Liebig Universität Gießen) und Felix Zander (Tom Tailor) darüber, wie ein professioneller Umgang mit einer Sell-Situation aussehen könnte. So sollte z.B. nicht mehr und nicht weniger Austausch zwischen Ir‘lern und Analysten stattfinden als im Normalfall. Letztendlich „ist ein Sell gar nicht immer so doof, wie er aussieht“, betonte Ralf Frank schließlich in seinem Abschlussplädoyer.

Eine offene und aufrichtige Kommunikation ist nicht nur zwischen den IR-Verantwortlichen und den Analysten notwendig, sondern sollte auch zwischen Finanzjournalisten und IR‘lern oberste Priorität haben. So beklagte n-tv-Urgestein Raimund Brichta mit einem Augenzwinkern im Panel, dass die meisten IR’ler sowieso „nie die Wahrheit gegenüber Pressevertretern sagen“. Der Vorwurf der IR-Verantwortlichen lautet dagegen, dass die Fragen bei Interviews von Journalisten oft so vorhersehbar seien und jene sich deshalb nicht über vorgefertigte Antwortmuster wundern dürften. Damit der Spaß auch nicht zu kurz kommt, wurde die Lunch-Pause für das Börsen-Quizduell genutzt, bei dem prominente Gäste für einen guten Zweck spielten. Den Sieg heimste Börsen-TV-Grandeur Raimund Brichta selbst ein und spendete die stolze Summe von 500 EUR prompt für soziale Projekte in seiner Heimatgemeinde Nidderau.

Nach der Mittagspause herrscht auf den meisten Konferenzen bekanntlich erst einmal eine weitergehende „Verschnaufpause“, die aber schnell durch spannende Vorträge vom DAX-Unternehmen K+S, Einblicke über neue Regulierungen, einer ausführlichen Wirtschaftsprognose für das Jahr 2015 sowie die obligatorische Investor Relations Vergütungsstudie überwunden wurde.

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