Nachdem die Aktie bereits seit Jahresbeginn stetig gesunken ist, beschleunigte sich der Verfall noch einmal deutlich, nachdem am Mittwoch bekannt wurde, dass das Management des Tochterunternehmens Poco in Bilanzfälschungen verstrickt sein soll.

Der nach IKEA weltweit größte im MDAX notierte Möbelkonzern musste dadurch den höchsten Kursrutsch seiner Firmengeschichte hinnehmen. Zudem prüft die Börsenaufsicht in Südafrika auch mögliche Fälle von Insiderhandel mit Steinhoff-Papieren. Das Unternehmen teilte mit, dass die Vorlage der Bilanz auf unbestimmte Zeit verschoben wird. Eigentlich waren die Zahlen für Mittwochmorgen vorgesehen. Es sei auch möglich, heißt es, dass nun auch die Zahlen von früheren Jahren geändert werden könnten.

Während das Papier vor der Meldung noch bei ca. 3 EUR pendelte, sank der Kurs im Tagesverlauf unter 1 EUR. Seitdem hält der Verkaufsdruck an, aktuell kostet die Aktie nur noch etwa 0,60 EUR. Unisono warnen Analysten vor einem Engagement und sprechen vom Chaos im Unternehmen und einem Vertrauensbruch zwischen Mehrheitsaktionär und Aufsichtsratschef Christo Wiese und dem seit zwei Jahrzehnten amtierenden Konzernchef Markus Jooste. Dieser sowie der Finanzvorstand Ben La Grange als auch der Chef der Afrika-Tochter Star sind mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Aufsichtsratschef Christo Wiese, der 2014 zum größten Aktionär des Konzerns geworden ist und als einer der reichsten Männer Südafrikas gilt, soll den Konzern ab sofort übergangsweise führen.

Undurchschaubare Strukturen

Der Steinhoff-Konzern gilt bereits seit längerem als relativ undurchschaubar. Die Konzernstruktur besteht aus einem Konglomerat von Investmentfirmen und Zwischengesellschaften, der operative Hauptsitz ist in Südafrika, der Rechtssitz in Amsterdam. Schon vor dem Börsendebüt im Dezember 2015 in Frankfurt gab es zudem Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft Oldenburg, die bis heute gegen vier Führungskräfte darunter auch Markus Jooste wegen möglicher Bilanzfälschung ermittelt.

Steinhoff erzielte 2016 einen Umsatz von 16,5 Mrd. EUR bei einem Gewinn von etwa 1,5 Mrd. EUR und beschäftigt aktuell ca. 106.000 Mitarbeiter.

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