Eine im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellte Studie zum Thema „Medizinprodukte und Medizintechnik“, die im Rahmen der jährlichen Vorstellung der Daten und Fakten der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung (GGR) nun vorgestellt wurde, unterstreicht die große Bedeutung der  Medizintechnikbranche. Demnach ist die Medizintechnik neben dem Pharmabereich der wesentliche Pfeiler der industriellen Gesundheitswirtschaft (IGW) mit einem Anteil von rund einem Fünftel der Bruttowertschöpfung. Die IGW selbst ist wiederum eine der größten und bedeutendsten Teilbranchen der Gesundheitswirtschaft in Deutschland mit einem Anteil an der Bruttowertschöpfung von 21,3%.

Bedeutender Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung

Laut Studie leistet die Medtech-Branche einen bedeutenden Beitrag zur Erreichung der wirtschaftspolitischen Ziele Deutschlands. Hinzu kommt, die Medtech-Branche gilt als krisenresistent. Selbst in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise blieb die Beschäftigtenzahl relativ stabil. Rund 22% der gesamten gesundheitswirtschaftlichen Exporte entfallen auf die Medtech-Industrie.

Nach Einschätzung des Industrieverbands SPECTARIS wird die deutsche Medizintechnik 2017 ihren Wachstumskurs fortsetzen. Für das laufende Jahr rechnet der Verband mit einem Umsatzplus von mindestens 4%. Auch höhere Zuwächse werden für möglich gehalten, sofern sich die positiven Konjunkturprognosen für die Weltwirtschaft erfüllen. Wachstumshemmend können etwa ein zunehmender Protektionismus, ein stärkerer Nachfragerückgang in China, geopolitische Spannungen oder eine Wiederaufleben der Finanzkrise wirken.

Medizintechnik als Zukunftsbranche

„Die Medizintechnik wird ihrem Ruf als Zukunftsbranche gerecht. Experten erwarten bis 2025 ein durchschnittliches jährliches Wachstum des Weltmarktes für Medizintechnik von rund 6%. Wir gehen davon aus, dass die deutschen Hersteller als drittgrößter Medizintechnikproduzent weltweit dabei mindestens mit dem Markt wachsen.“, so Marcus Kuhlmann, Leiter des Fachverbandes Medizintechnik bei SPECTARIS.

Markttreiber Demografie und Gesundheitsprodukte

Wichtige Markttreiber sind die demografische Entwicklung, die weiter steigende Bedeutung der „Guten Gesundheit“ und eine zunehmende Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und –dienstleistungen insbesondere aus den Schwellenländern. Auch die individualisierte Medizin, die Digitalisierung im Gesundheitswesen und neue Ansätze im Bereich der In-Vitro-Diagnostik bewirken ein positives Branchenklima.

In 2016 erwirtschafteten die rund 1.200 größeren deutschen Medizintechnikhersteller mit ihren mehr als 133.000 Beschäftigten einen Umsatz von über 28 Milliarden Euro, knapp zwei Drittel davon im Ausland. Hinzu kommen 11.300 Kleinbetriebe mit jeweils weniger als 20 Mitarbeitern, bei denen weitere 74.000 Menschen beschäftigt sind.

Wachstumspotenzial kann nicht voll ausgeschöpft werden

„Auch wenn die Wachstumsaussichten der Branche grundsätzlich gut sind, ist die Sorge in der Branche sehr groß, dass dieses Wachstumspotenzial nicht vollends ausgeschöpft werden kann. Insbesondere die vielen mittelständischen und kleinen Unternehmen können den immer neuen und zusätzlichen regulatorischen Anforderungen und bürokratischen Dokumentationspflichten im Rahmen des Marktzugangs, bei der Rückverfolgbarkeit und Überwachung eines Medizinproduktes und im Zuge der Erstattung immer häufiger nicht mehr standhalten“, warnt Marcus Kuhlmann. „Sowohl die neue europäische Medizinprodukteverordnung als auch die verstärkten Anforderungen an Nutzennachweisen werden sich nachhaltig negativ auf die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Medizintechnikindustrie auswirken“, so Kuhlmann abschließend.

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