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Synlab will im Prime Standard an die Frankfurter Wertpapierbörse. Das gab der Anbieter von klinischen Labor- und medizinischen Diagnostikdienstleistungen heute bekannt. Das Angebot wird neu ausgegebene Aktien aus einer Kapitalerhöhung und Anteile aus dem Bestand der Altaktionäre umfassen.

Bisherige Gesellschafter sind von Cinven betreute Fonds sowie Novo Holdings, der Ontario Teachers‘ Pension Plan Board und andere Minderheitsaktionäre. Das IPO und der erste Handelstag sollen noch im zweiten Quartal 2021 passieren. Das öffentliche Angebot richtet sich an Privataktionäre und institutionelle Anleger in Deutschland. Außerdem sind Privatplatzierungen in bestimmten anderen Ländern vorgesehen.

Synlab will über das IPO einen Bruttoerlös von 400 Mio. EUR einsammeln. Damit möchte das Unternehmen einen Teil der ausstehenden Finanzverbindlichkeiten ablösen und die Verschuldung reduzieren.

Goldman Sachs und J.P. Morgan begleiten den geplanten Börsengang als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners. BofA Securities, Deutsche Bank, Barclays, BNP PARIBAS, HSBC, Jefferies und UniCredit Bank AG wurden als Joint Bookrunners mandatiert. Crédit Agricole CIB und Natixis handeln als Co-Lead Managers. Lilja & Co. ist der unabhängige Berater der Gesellschafter und von Synlab.

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Synlab bietet europaweit klinische Labor- und medizinische Diagnostikdienstleistungen an. Die Gruppe liefert laut eigenen Angaben zielgenaue diagnostische Informationen für die Gesundheit und das Wohlbefinden für alle. Das Unternehmen unterhält ein Netzwerk von mehr als 450 Laboren und über 1600 Probenentnahmestellen. Damit hat Synlab direkten Kontakt mit Patienten und Kunden in 36 Ländern. Zum Leistungsspektrum gehören rund 5000 verschiedene Tests in den Bereichen klinische Chemie, Genetik, Pathologie und bildgebende Verfahren. Synlab liefert ca. 500 Millionen Testergebnisse für rund 100 Millionen Patienten pro Jahr. Die Gruppe hat über 20000 Mitarbeiter, darunter mehr als 1200 Fachärzte sowie andere Spezialisten. 2020 belief sich der Konzernumsatz auf mehr als 2,6 Mrd. EUR.

„Wir haben in den letzten Jahren ein bemerkenswertes Wachstum erzielt. Der geplante Börsengang ist für uns ein logischer nächster Schritt, um als börsennotiertes Unternehmen unser volles Potenzial zu realisieren“, sagt Mathieu Floreani, CEO von Synlab. „Wir werden unsere Wachstumsstrategie weiter konsequent umsetzen. Dabei werden wir unsere medizinische, operative und marktbezogene Führungsposition in Europa mit Präsenz in ausgewählten Schwellenländern nutzen, um für Aktionäre Wert zu schaffen.“

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In den letzten zehn Jahren übertraf das Gewinnwachstum der Gruppe stets das Umsatzwachstum: durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des bereinigten EBITDA 19% gegenüber 11% beim Umsatz. Im Geschäftsjahr 2020 erzielte die Gruppe mit einem Umsatzwachstum von 38% ein bereinigtes EBITDA-Wachstum von 71% auf 679 Mio. EUR und steigerte das bereinigte Betriebsergebnis um 99% auf 504 Mio. EUR. Der freie Cashflow vor Finanzierungskosten verbesserte sich auf 272 Mio. EUR.

Synlab möchte weiterwachsen: organisch und durch Zukäufe. Das Unternehmen bewegt sich in einem Markt, der kontinuierlich wächst: Das globale Volumen für diagnostische Tests wurde 2019 auf über 200 Mrd. EUR geschätzt, davon 90 Mrd. EUR in Regionen, in denen Synlab aktiv ist. Angetrieben wird das Marktwachstum nach Angaben von Synlab von nicht-zyklischen Wachstumstrends, wie einer alternden Bevölkerung, geänderten Lebensgewohnheiten, der zunehmenden Verbreitung von Erkrankungen wie Allergien sowie langfristigen, chronischen Erkrankungen. Das Unternehmen rechnet deshalb mit einem Anstieg der Nachfrage nach Tests und der Anzahl der Untersuchungen. Über 70% der medizinischen Entscheidungen beruhen auf Labortests, wobei Labortests nur rund 3% der Gesamtausgaben im Gesundheitswesen ausmachen.

Das sind die nächsten Börsenkandidaten.

Künftig will Synlab einen Schwerpunkt auf das Retail Management legen und verschreibenden Ärzten maßgeschneiderte Konzepte anbieten. Zu diesen Wachstumsbereichen zählen Präzisionsmedizin und genetische Beratung, der weitere Ausbau des direkten Kundengeschäfts durch eine international verfügbare Online-Plattform sowie innovative Lösungen in der laufenden Digitalisierung des Gesundheitswesens.

Seit Beginn der COVID-19-Pandemie hat Synlab seine Plattform genutzt, um gemeinsam mit nationalen Gesundheitssystemen und Regierungen SARS-CoV-2-Tests und -Testverfahren zu entwickeln und umzusetzen. Die Gruppe war der erste Labordienstleister in Europa, der PCR-Testungen auf SARS-CoV-2 im industriellen Maßstab anbot. Die Gruppe konnte die monatlichen Kapazitäten für SARS-CoV-2-Tests (PCR und Nicht-PCR) kontinuierlich ausbauen und die Zahl der Tests von 100000 im März 2020 auf 2,6 Millionen Tests im Dezember 2020 erhöhen.

Die Gruppe geht davon aus, dass Testung auch nach dem Beginn der Impfprogramme eine zentrale Säule der nationalen COVID-19-Strategien bilden wird. Wie bei anderen Infektionskrankheiten wird eine konsequente Überwachung entscheidend dafür sein, eine erneute Ausbreitung zu verhindern.

Mittelfristig erwartet Synlab ein jährliches Umsatzwachstum von rund 10 %, einschließlich eines organischen Wachstums von über 3% sowie Wachstum durch M&A-Aktivitäten. Es soll eine bereinigte EBITDA-Marge von rund 23% erreicht werden. Bei einer Cash-Conversion-Rate von 45 bis 50% wird außerdem ein hoher freier Cashflow erwartet.

Für 2021 prognostiziert die Firma einen Konzernumsatz von mehr als 3 Mrd. EUR. Das entspricht einem erwarteten Anstieg des Gesamtumsatzes um 17%, davon ca. 10%. Der freie Cashflow vor Finanzierungskosten und M&A-Aktivitäten soll sich auf 300-350 Mio. EUR belaufen. Die Gruppe strebt derzeit eine Dividendenausschüttungsquote von 20-30 % des bereinigten Nettoergebnisses an. Die erste Dividendenzahlung wird 2022 erwartet.

Autor/Autorin

GoingPublic Redaktion / iab