Der bayerische Solar- und Windanlagenbetreiber setzt seine Börsenpläne um: Am 3. Juli sollen die Aktien erstmals an der Frankfurter Börse gehandelt werden. Mit den Erlösen von bis zu 100 Mio. EUR soll der Kauf weiterer Cleantech-Anlagen finanziert werden. Sind Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien schon wieder reif für die Börse?

Börsengang

Bis zu 12 Mio. neue Aktien können bis zum 1. Juli gezeichnet werden. Die genaue Zahl hängt vom Emissionspreis ab je höher er ausfällt, desto weniger neue Anteile sollen platziert werden. Die CHORUS Clean Energy AG legte die Preisspanne auf 9,75 bis 12,50 EUR je Aktie fest. Durch das IPO sollen dem Unternehmen 100 Mio. Euro zufließen am oberen Ende der Preisspanne sind dafür 8 Mio. neue Wertpapiere notwendig. Sollte hingegen der Preis am unteren Ende liegen, müsste das Kapital um 10,3 Mio. Papiere erhöht werden. Das Angebot umfasst zudem bis zu 737.384 Aktien von Altgesellschaftern sowie eine mögliche Mehrzuteilung (Greenshoe) von bis zu 1,9 Mio. Papieren in Verbindung mit einer Aktienleihe. Das IPO ist insgesamt bis zu 124 Mio. EUR schwer. Beim geplanten Ausgabepreis wäre der Solar- und Windanlagenbetreiber an der Börse zwischen 289 Mio. und 342 Mio. EUR wert.

Windpark Kappel, CHORUS Clean Energy
Einer der Windparks von CHORUS Clean Energy in Kappel. Bildquelle: CHORUS Clean Energy

Bisher setzt sich das Grundkapital der Gesellschaft aus 17,45 Mio. Anteilen zusammen. 60,5% gehören Anlegern, die in verschiedene Fonds des Unternehmens investiert haben. 23% sind in Besitz von Gründer Peter Heidecker und dem Management. Rechnet man den Anteil bereits investierter Anleger hinzu, würde der Free Float beim Börsenstart maximal 86% betragen. Heidecker und das Management haben sich für ihre Anteile zu einer Haltefrist (Lock-up) von 18 Monaten nach dem Börsengang verpflichtet. Auch das Unternehmen wird bis sechs Monate nach dem IPO keine Aktien emittieren oder veräußern. Das gilt aber nicht für ehemalige Fondgesellschafter, die nach dem IPO noch maximal 30% der Aktien besitzen. CHORUS will einen „signifikanten Teil“ seines Gewinns als Dividende ausschütten. Berenberg begleitet den IPO als Sole Global Coordinator und Joint Bookrunner. Als weiterer Joint Bookrunner ist die BHF-Bank mandatiert.

Unternehmen

CHORUS betreibt Solar- und Windparks und erwirbt solche Anlagen auch für institutionelle Investoren. Das Unternehmen investierte in den vergangenen Jahren 673 Mio. EUR in 67 Solar- und Windparks in Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich und Finnland. Die Gesamtleistung der Projekte liegt bei etwa 250 Megawatt. Zudem legt CHORUS Fonds für institutionelle Investoren auf und betreibt fünf weitere Windanlagen in deren Auftrag. Ursprünglich war das Geld für die eigenen Anlagen in geschlossenen Fonds angelegt. Ende 2014 wurden die Kommanditgesellschaften (KG)- und Spezialfonds in der AG gebündelt, so dass die mehreren tausend Fondsanleger, denen hohe einstellige Renditen versprochen worden waren, jetzt mit fast 61% die größte Gruppe der Anteilseigner sind. Einige Fonds waren von Förderungskürzungen in Italien betroffen. Bei der Umwandlung in Aktien wurden sie deutlich geringer als mit dem ursprünglich eingezahlten Kapital bewertet.

CHORUS Clean Energy AG
2013 2014** 2015e 2016e
Umsatz 1) 49,7 55 62,5 85,0
Nettoergebnis 1) 0,9 4,9 11,0 20,0
EpS 0,03 0,17 0,37 0,68
KGV min. >100 58,9 26,2 14,4
KGV max. >100 75,5 33,7 18,5
1) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: GoingPublic Research **) Pro-forma

Geschäftszahlen

Im vergangenen Jahr erzielte CHORUS einem Pro-forma-Umsatz von 55 Mio. EUR ein Anstieg von 11% gegenüber 2013. Hierzu trugen vor allem die Erlöse aus der Stromerzeugung bei. Die Erlöse aus dem Asset Management erreichten nur 1 Mio. EUR. Der Nettogewinn verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr von 0,9 Mio. auf 4,9 Mio. EUR. Zum 31. Dezember 2014 wurden die Cleantech-Anlagen in der Bilanz mit 253 Mio. EUR bewertet, auf immaterielle Vermögens- und Firmenwerte entfielen 181 Mio. EUR. Dem standen kurz- und langfristige Schulden von 385 Mio. EUR gegenüber.

Mittelverwendung

Im vergangenen Geschäftsjahr hat CHORUS schwerpunktmäßig Anlagen für institutionelle Anleger erworben. Mit dem Geld aus dem Börsengang will sich das Unternehmen aus Neubiberg bei München demnächst wieder eigene Sonnen- und Windkraftwerke kaufen und auf eigene Rechnung betreiben. Zudem plant die Gesellschaft, ihr Dienstleistungsangebot im Bereich Asset Management auszubauen.

Fazit

Viele Anleger sind in den vergangenen Jahren von Cleantech-Aktien oder Anleihen enttäuscht worden. Anderseits gibt es bei institutionellen Anlegern ein steigendes Interesse an Projekten aus dem Bereich Erneuerbare Energien. Durch die geringeren staatlichen Förderungen sind die Gewinnmargen aber kleiner geworden. Die Aktie ist eine Wette darauf, ob es CHORUS gelingt, weitere rentable Solar- und Windparks zu erwerben. Denn nur bei eigenen EE-Projekten profitiert das Unternehmen von Nettorenditen zwischen 5 und 9%. Unklar ist , wie sich die ehemaligen Besitzer der Fondsanteile verhalten werden: Ein Teil von ihnen könnte seine Aktien nach dem Börsenstart verkaufen.

 

CHORUS Clean Energy AG
WKN A12UL5
Zeichnungsfrist 22. Juni bis 1. Juli
Erstnotiz 3. Juli
Preisspanne 9,75 bis 12,50 EUR
MarketCap 289 Mio. bis 342 Mio. EUR
Marktsegment Frankfurt/Main (Prime Standard)
Emissionsprospekt ja
Emissionsvolumen 119 bis 124 Mio. EUR
Konsortium Berenberg (Joint Global Coordinator, Joint Bookrunner)
BHF-BANK (Joint Bookrunner)
Free Float  max. 86%

 

 

 

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