Dr. Martin Steinbach, Head of IPO and Listing Services,Financial Accounting Advisory Services, IPO Leader Germany,Switzerland, Austria and EMEIA bei der Ernst & Young GmbHWirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Erfolg hat viele Väter, auch bei der Vorbereitung von Börsengängen! Die richtige unternehmensinterne Mannschaft, ein erfahrenes Team aus externen IPO-Intermediären, eine attraktive Equity Story und das richtige Pricing und Timing zählen dazu. Doch letztendlich entscheiden Investoren durch ihre Zeichnung von Aktien beim Börsengang über die tatsächliche Umsetzung und damit den Erfolg des Börsengangs. Einblick in Anforderungen und das Sentiment von Investoren gibt die jüngste weltweite Befragung von Ernst & Young bei über 320 institutionellen Investoren. Eine breite Investorenschaft aus Investorentypen wie Pension Funds, Mutual Funds, Hedge Funds, Insurances, Asset Managers und Sovereign Wealth Funds gibt Tipps für Börsenkandidaten von morgen.

Treiber der Investitionsentscheidung bei Börsengängen
Das Investorenvertrauen scheint zurückgekehrt zu sein. Getragen wird es von einem besseren Ausblick auf Unternehmens- und makroökonomischer Ebene sowie einem stabileren Börsenumfeld. So haben rund 82% der befragten Investoren in den letzten zwölf Monaten in Börsengänge investiert, andere vor zwei bis drei Jahren. Gefragt nach den Gründen, die das Interesse wecken, wurden von Investoren das Markt- und Unternehmenswachstum, das Bewertungsniveau, aber auch das Vertrauen in die jeweilige Wirtschaftsregion genannt. Dann achtet man IPO-kandidatenspezifisch zunächst auf Ergebnisgrößen, den Cashflow und den Return on Equity. Bei den nicht finanziellen Faktoren rangieren das Vertrauen in das Management sowie Marktwachstum und -positionierung auf den Top-3-Plätzen.

Quellen: Ernst & Young, Institutional investor survey, März 2013, und global IPO report 2012

 

Börsenreife im Fokus von Investoren
Zu den größten Kritikpunkten von Investoren zählt mit weitem Abstand die zu hohe Bewertung, gefolgt von der mangelnden Börsenreife, d.h. zu frühe Kapitalmarktinanspruchnahme oder ungenügende Vorbereitung. Aus Sicht der Investoren sind mit Nennungen von jeweils über 70% das externe Reporting, Corporate Governance, Compliance-System, Risikomanagement und internes Kontrollsystem die wichtigsten Bereiche in der unternehmensinternen Vorbereitung. Danach folgen mit Abstand gute Investor Relations mit 28% und Forecast-Systeme mit 22% der Nennungen.

Die Aufteilung der Emissionsstruktur in Komponenten wie Kapitalerhöhung und Desinvestment von Aktionären zum Börsengang scheint global kein wichtiges Kriterium von Investoren zu sein. Jedoch sind ein hoher Free Float, die Notierung im Hauptmarkt sowie die Emissionsgröße für Investoren wichtig bei ihrer Investitionsentscheidung.

Respondents were asked to select their top three recommendations. % represents number of respondents that chose the particular recommendation as one of their top three choices. Quellen: Ernst & Young, Institutional investor survey, März 2013, und global IPO report 2012

 

Bei Cross-Border-IPOs sind Investoren besonders sensibel
Für mehr als die Hälfte aller Investoren ist die Börsenplatzwahl ein wichtiger Teil ihrer Investitionsentscheidung. Dabei steht bei allen Investorentypen die Liquidität der Börse auf Platz 1, gefolgt von Vertrauen in Regularien des Börsenplatzes und der Corporate Governance des Emittenten. IPOs aus den Emerging Markets sehen Investoren mit einem deutlich höheren Risikoprofil. Investoren klagen hier besonders über mangelnde Corporate Governance, nicht schlüssige und nachvollziehbare Argumente, warum das Cross-Border-Listing gewählt wurde, und die mangelnde Management-Präsenz in der jeweiligen Region der Börsennotiz.

Respondents were asked to select their top three answers. % represents number of respondents that chose the particular answer as one of their top three choices. Quellen: Ernst & Young, Institutional investor survey, März 2013, und global IPO report 2012

 

Positives Sentiment bei Private-Equity- und VC-finanzierten Börsengängen
2012 waren fünf der Top-20-IPOs Private-Equity- oder VC-finanziert. Investoren haben eine gemischte Wahrnehmung zu diesen Börsengängen. Gut 69% der Investoren glauben, dass diese einen vergleichsweise geringeren bzw. keinen Abschlag vom fairen Wert haben als andere Börsengänge. Für die Zeit nach dem Börsengang glauben gut 60% der Investoren an eine gleiche oder bessere Kursperformance als bei Börsengängen, die nicht „PE/VC backed“ sind.

Operative Performance und Transparenz nach dem Börsengang zählen
Mit weitem Abstand vor anderen Empfehlungen an Börsenkandidaten erwarten Investoren, dass die beim Börsengang getroffenen Aussagen zu Geschäftsaussichten und der Verwendung des Emissionserlöses erfüllt werden.
Rund 60% der Befragten wollen ein reguläres quartalsweises Update zur Geschäftsentwicklung nach dem Börsengang. Zudem wollen 30% der Investoren bei besonderen Veränderungen mit dem Management im Rahmen guter Investor-Relations-Arbeit sprechen.

Investoren haben Alternativen und sind wählerisch
29% aller Börsengänge weltweit wurden 2012 verschoben oder abgesagt. Von den durchgeführten Börsengängen wurden 76% innerhalb der Preisspanne zum IPO platziert, 16% darunter und 8% sogar darüber. Dies zeigt, dass für Börsenkandidaten der Wettbewerb um Investoren und Kapital schärfer geworden ist. Mit guter interner Vorbereitung gilt es die Investorenanforderungen des Kapitalmarktregelbetriebs in der Pflicht zu meistern und ihre Erwartungen in der Kür (über) zu erfüllen.

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