Im Geschäftsjahr 2009 wurden 3,85 Mrd. CHF mit Geräten, Befestigungssystemen, Brandschutz, Schaum- und Klebetechnik, Diamantbohren und Dienstleistungen erwirtschaftet. Dies ist gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 18%.

Junges Familienunternehmen
Im Gegensatz zu vielen Familienunternehmen, die mehrere Generationen benötigten, um auf Milliardenumsätze zu kommen, handelt es sich bei der Hilti AG um eine relativ junge Erfolgsgeschichte. 1942 gründeten die Brüder Martin und Eugen Hilti in Schaan das Unternehmen mit fünf Mitarbeitern als Lohnfertiger für die Schweizer Textil- und die deutsche Automobilindustrie. 1948 startete der Geschäftsbereich Befestigungstechnik, und bereits ab 1956 erfolgte der Aufbau von Vertriebsorganisationen in Europa, Nord- und Südamerika sowie Australien. Den ersten eigenentwickelten pneumatische Bohrhammer brachte das Unternehmen 1967 auf den Markt, und die stürmische Entwicklung führte bereits 1980 zur Überschreitung der Umsatzgrenze von 1 Mrd. CHF.

Klare Strategie – klare Werte
Während oder kurz nach dem 2. Weltkrieg sind viele Unternehmen gegründet worden, der ganz außergewöhnliche Erfolg der Liechtensteiner dürfte zu einem großen Teil in der klaren Strategie begründet sein. Hilti ist immer ein fokussiertes Unternehmen geblieben, das stets die Kunden fest im Blick hatte. Bereits 1966 wurde die Hilti-Charta verabschiedet, mit der klare Qualitätsregeln auch für die Handelspartner und Vertriebsorganisationen festgelegt wurden. Seinerzeit waren Instrumente wie Customer Relationship Management nicht wirklich verbreitet und schon gar nicht in Unternehmen institutionalisiert.

Auch heute legt Hilti Wert auf extreme Kundenorientierung: Zwei Drittel der 20.000 Mitarbeiter seien direkt im Verkauf und Engineering tätig, so kämen täglich 200.000 Kundenkontakte zustande. Und viel früher als andere hat Hilti regelmäßige Mitarbeiterbefragungen eingeführt. Michael Hilti, Sohn des Unternehmensgründers Martin Hilti, betonte in einem Interview die Wichtigkeit einer tatsächlich gelebten Unternehmenskultur: „Mitarbeiter achten immer darauf, ob Worte und Taten in Einklang stehen.“ Zu dieser Kultur zählt auch, dass in der Trust-Urkunde der Familie detailliert festgehalten ist, welche Qualifikationen Familienmitglieder vorweisen müssen, um eine Führungsaufgabe in der Organisation zu übernehmen. Aus Kapitalbesitz allein also lässt sich kein Führungsanspruch ableiten.

Zur Strategie zählte schon frühzeitig das aufwändige Marketing, das bei zahlreichen Familienunternehmen lange vernachlässigt und als nicht schicklich angesehen wurde. So werden die Innovationen des Unternehmens schnell und nachhaltig bekannt gemacht. Hilti gilt als Technologieführer in seinen Kernbereichen, ein Drittel des Umsatzes wird mit Produkten generiert, die nicht älter als drei Jahre sind. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Design der Produkte, das regelmäßig ausgezeichnet wird.

Kurzer Flirt mit der Börse
Seit 2000 hält der Martin-Hilti-Familien-Trust alle Aktien und seit Januar 2008 alle Partizipationsscheine der Hilti Aktiengesellschaft. Zuvor gab es einen Flirt mit der Börse, denn von 1986 bis 2003 kursierten 15% des Aktienkapitals als stimmrechtslose Aktien beim Publikum. Ein Going Public hält Franz Wirnsperger, Head of Finance & Controlling der Hilti Aktiengesellschaft, für ausgeschlossen: „Es gibt keinen Grund und keine Pläne, das 2003 vollzogene Going Private in absehbarer Zeit rückgängig zu machen. Trotzdem berichtet Hilti weiterhin gemäß den Rechnungslegungsstandards IFRS und bleibt dadurch transparent für die Marktteilnehmer.“

Wirnsperger formuliert die Vorteile des Nicht-Listings so: „Die Inhaberfamilie ist an der langfristigen erfolgreichen Weiterentwicklung des Unternehmens interessiert. Deshalb gründeten die Mitglieder der Gründerfamilie 1980 den Familien-Trust. Damit entzieht sich das Unternehmen fremden Einflüssen und stellt nicht die Gewinnmaximierung an die oberste Stelle. Zudem sind wir nicht dem Diktat der Kurzfristigkeit unterworfen oder den Erwartungen des Marktes ausgesetzt. Wir legen unsere Ziele selbst fest, und diese sind oftmals viel höher als jene des Marktes, denn wir wollen natürlich profitabel wachsen und uns kontinuierlich weiterentwickeln. Aber wir lassen uns nicht zu kurzfristigen Verhaltensweisen drängen.“

Auf dem Kapitalmarkt aktiv
Nachteile, nicht börsennotiert zu sein, verspürt Wirnsperger nicht: „Wir sind auch als Privatunternehmen so aufgestellt, dass wir kapitalmarktfähig sind, und haben daher grundsätzlich Zugang zum Kapitalmarkt. Zum Beispiel begeben wir in regelmäßigen Abständen Anleihen am Schweizer Kapitalmarkt.“ Das Thema Vergütung, das bei notierten Unternehmen gerne mit Aktienoptionen garniert wird, regelt Hilti über ein Bonusmodell, das alle Mitarbeiter bei Unternehmenserfolg teilhaben lässt. „Die Ausschüttung von Dividenden an die Anteilseigner erfolgt grundsätzlich flexibel in Abhängigkeit vom erzielten Konzerngewinn. Die Höhe der Dividende wird jeweils vom Verwaltungsrat vorgeschlagen, und die Genehmigung erfolgt durch die Generalversammlung der Hilti Aktiengesellschaft“, so Wirnsperger.

Fazit

Hilti war in der Vergangenheit der Zeit bereits oft voraus, und ganz offenbar gilt das auch heute noch für viele Bereiche. Denn für ein Familienunternehmen ist die Hilti AG ausgesprochen transparent. Es werden nicht nur detaillierte Umsatzzahlen nach internationalen Rechnungslegungsstandards veröffentlicht, sondern auch Ertragszahlen. Und das sogar quartalsweise.

Stefan Preuß

Ursprünglich erschienen in der GoingPublic Ausgabe 3/2010

 

Autor/Autorin