Von der elektronischen Patientenakte zum allumfassenden Datenpool: Big Data wird die Gesundheitsversorgung der Zukunft revolutionieren – und Anleger können dabei kräftig mitverdienen. 

Stefan Blum ist Lead Portfolio Manager des BB Adamant Medtech Fonds von Bellevue Asset Management
Stefan Blum ist Lead Portfolio Manager des BB Adamant Medtech Fonds von Bellevue Asset Management.

Was noch visionär klingt, wird in nicht allzu ferner Zukunft Realität: Ein Facebook ähnliches Portal, in dem alle User ihre Gesundheitsdaten sammeln und für prognostische Big Data- Anwendungen zur Verfügung stellen. Der Erkenntnisgewinn durch die elektronische Auswertung von immer größeren Datenmengen wird unser traditionelles Gesundheitswesen grundlegend verändern – in der Patientenversorgung ebenso wie in der Vorsorge, Überwachung und Pflege. Big Data demokratisiert das Gesundheitswesen: Es sind nicht Patienten, sondern Kunden, die zukünftig Behandlungsentscheide auf Basis von Daten und mit Hilfe von medizinischen Fachkräften fällen.

Die richtige Auswahl
Gesammelt werden die Daten von uns selbst über Sensoren und Analyseinstrumente – von unterwegs, zu Hause oder innerhalb des professionellen medizinischen Versorgungsnetzes. Das Sammelbecken für alle diese Daten ist die Cloud. Technologiegiganten wie Apple, Google, Samsung oder IBM haben den Gesundheitsmarkt entdeckt und wetteifern mit den zahlreichen Playern aus Medizintechnik, Diagnostik, Healthcare IT und Wellness.

Die inhaltlichen Kriterien zur Identifikation der Investmentziele lauten: Wer baut die besten Sensoren? Wer hat den besten Marktzugang zum Kunden, der dank Big Data zum wichtigsten Entscheidungsträger wird? Wer ist in der Lage, ein breites Dienstleistungsangebot aufzubauen, dass neben der traditionellen medizinischen Behandlung auch die Diagnostik, Vorsorge, Überwachung beinhaltet? Kurzfristig sind Big Data-Anwendungen für die Diagnostik, Behandlung und Überwachung von chronischen Erkrankungen am aussichtsreichsten. Mittelfristig wird die aktive Vorsorge in den Vordergrund rücken.

Paradebeispiel Gensequenzierung
Das Erstellen eines individuellen genetischen Profils mittels Gensequenzierung ermöglicht die Früherkennung sowie Feindiagnose von Krankheiten.  Illumina ist hier klarer Marktführer mit Anteilen von über 80% in der Forschung. Über die Neugründung des Labordienstleisters GRAIL ist Illumina dabei, mit Hilfe externer Investoren eine eigene Big Data-Lösung im Onkologiebereich aufzubauen.

Roche Holding, Weltmarktführer bei Krebsmedikamenten und in der klinischen Diagnostik, will verhindern, dass Illumina diese Datenhoheit in der Krebsforschung übernimmt. Deshalb investiert Roche Diagnostik einen Großteil des jährlichen Forschungsbudgets von rund 1.1 Mrd. USD in den Aufbau einer sequenzierbasierten Diagnostik-Geschäftseinheit. Weitere 2 Mrd. USD flossen in Akquisitionen, Beteiligungen und Vertriebsrechte. Im Schatten der Gensequenzierung entwickeln private Firmen wie Quanterix oder Singulex neue protein-basierte Detektionsverfahren, welche mit DNA-basierten Lösungen ernsthaft konkurrieren und mittelfristig auch den etablierten Diagostik-Workflow neu definieren könnten.