Nach dem jüngsten Zulassungserfolg der Bayer AG mit dem Krebsmedikament Nexavar in den USA, wurde nun auch eine geplante Übernahme des Kooperationspartners Algeta aus Norwegen bekannt. Wie Bayer jüngst mitteilte, hat die US-Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) erst vor wenigen Tagen der erweiterten Anwendung von Nexavar zugestimmt. Die Zulassung im Rahmen eines beschleunigten Zulassungsverfahrens ermöglicht Bayer, Nexavar künftig auch zur Behandlung von bestimmten Formen von Schilddrüsenkrebs einzusetzen. Nexavar darf ab sofort bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem und radiotherapie-resistentem Schilddrüsenkarzinom zur Anwendung kommen.

Nexavar ist ein Kooperationsprojekt mit dem US-Biotechnologie-Unternehmen Onyx Pharmaceuticals, das erst im August dieses Jahres vom Biotechgiganten Amgen geschluckt worden war. Die Nachricht von der Zulassung dürfte deshalb auch den amerikanischen Konkurrenten Amgen freuen, der bereits am bisherigen Umsatz von etwa 790 Mio. EUR (Schätzung 2012) beteiligt ist und nun auf weitere Zuflüsse hoffen kann. Nachdem Bayer die Übernahme von Partner Onyx Pharmaceuticals nicht gelungen ist, wollen die Leverkusener nun wohl den Kooperationspartner Algeta schlucken.

Auch in Kooperation mit Algeta hat der Pharmakonzern Bayer schon ein wichtiges Produkt mit Namen Xofigo entwickelt. Die Übernahmespekulation wurde am 26. November in der Frankfurter Rundschau publiziert und kurz danach von der norwegischen Algeta ASA bestätigt. Demnach hätte die Bayer AG ein Übernahmeangebot in Höhe von 336 NOK je Aktie unterbreitet, das entspricht in etwa 41,10 EUR. Der Gesamtwert der Übernahme beliefe sich bei Abschluss des Deals somit auf ca. 1,8 Mrd. EUR. Die Entscheidung zur Übernahme dürfte auf der erst kürzlich erfolgten EU-Zulassung von Xofigo beruhen. Das Radiopharmazeutikum ist in den USA bereits auf dem Markt und wurde nun auch in der Europäischen Union zur Therapie von in den Knochen metastasiertem Prostatakarzinom zugelassen. Der Bayer Konzernchef prognostiziert Xofigo ein Blockbusterpotenzial, womit sich der Kaufpreis relativiert.

Wissenschaftliche Information zu Xofigo
Xofigo ist Radium-223-Dichlorid und somit eine radioaktiver Wirkstoff. Durch seine chemische Ähnlichkeit mit Calcium wird Xofigo selektiv in den Knochen eingebaut, wo es eine Komplexbindung mit dem Knochenmineral Hydroxylapatit eingeht. Die radioaktive Substanz zählt zu den Alphastrahlern die mit 80 keV (Kiloelektronen-Volt)/Mikrometer sehr energiereiche Strahlung aussenden. Diese hohe Energie soll in den Knochenmetastasen zu einer Zunahme von Doppelstrangbrüchen in der DNA und damit zum Absterben der Krebszellen führen. Die energiereiche Alphastrahlung hat aber nur eine Reichweite von unter 100 Mikrometer, so dass ihre zytotoxische Wirkung begrenzt ist. Laut Bayer wird deshalb das umgebende gesunde Gewebe durch Xofigo nur minimal geschädigt.

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